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Kunst 3D-Druck: Traum und Wirklichkeit

Der 3D-Druck ist die nächste industrielle Revolution. Er wird unseren Alltag verändern. Das jedenfalls behauptet die Ausstellung «3D: Dreidimensionale Dinge drucken», die derzeit im Museum für Gestaltung Zürich zu sehen ist.

«Mondstation aus dem 3D-Drucker», oder: «3D-Drucker erzeugt Organe auf Knopfdruck». Solche Schlagzeilen füllen derzeit die Titelseiten der Zeitungen. Der 3D-Druck werde «jeden einzelnen Aspekt unseres Lebens verändern». Was steckt dahinter? Ein Medienhype, oder stehen wir damit tatsächlich an der Schwelle zur Zukunft? Eine Ausstellung im Museum für Gestaltung in Zürich gibt Antworten.

Sie zeigt in grosser Breite, was heute im Bereich 3D-Druck möglich ist. Man begegnet etwa einer Querflöte. Sie wurde eingescannt und in Kunststoff neu ausgedruckt: eine funktionsfähige Kopie, per Knopfdruck in einem Stück hergestellt, wenn auch dem Original klanglich unterlegen. Doch nicht in Kopien steckt das eigentliche Potenzial der Technologie.

Komplexe Formen ohne Schrauben und Nähte

Dieses steckt, wie die Ausstellung zeigt, in hochkomplexen Formgebilden, die sich mit konventionellen Fertigungsverfahren – Giessen oder Fräsen – gar nicht oder nur sehr teuer herstellen lassen. Ein Lampenschirm in Gestalt einer Blüte etwa. Er verfügt über eine Vielzahl von Blättern, Rippen und Gelenken, über die der Schirm verändert werden kann. Das Revolutionäre daran: Der ganze Schirm besteht aus einem einzigen Bauteil und kommt ohne Schrauben aus.

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Andrea Janser: «Der 3D-Drucker ermöglicht neue Formen»
01:12 min
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Zu sehen ist auch ein Beistelltisch, der wie ein Wald aus dem Boden zu wachsen scheint. Immer feiner verästeln sich die Zweige, bis sie schliesslich in einer Tischfläche aus kristallinen Mikrostrukturen enden. Damit will die Ausstellung verdeutlichen: Den Gestaltern sind keine Grenzen mehr gesetzt. Alles, was sich ein visionärer Kopf ausdenken kann, lässt sich im 3D-Druck auch herstellen. Schicht um Schicht. Per Knopfdruck.

Klangimpulse formen Objekte

Es bestehen jedoch grosse Unterschiede zwischen den hochprofessionellen industriellen 3D-Druckverfahren und den Heimanwendungen. Schon für tausend Franken gibt es heute einfache Heimdrucker. Die Herkunft einer Tasse etwa ist bei einem solchen Gerät klar erkennbar: Sie ist spürbar gerippt. Und nur wenige Werkstoffe lassen sich derzeit damit verarbeiten. Endprodukte für den Markt sind damit noch nicht möglich.

Faszinierend ist es aber allemal, eigene Ideen im Nu zu materialisieren. Wenn der Druckkopf vor und zurückfährt, der Roboter die eigene Form langsam greifbare Wirklichkeit werden lässt, dann schauen selbst Technikmuffel dem Roboter gebannt bei der Arbeit zu. In der Ausstellung verrichtet ein solcher geduldig seinen Job. Über ein Mikrofon und Klangimpulse kann jeder Besucher selber die Form des Objekts bestimmen, das der Drucker ausgibt.

Zukünftig demokratisierte Produktionsmittel

Auch wenn die Qualität 3D-gedruckter Endprodukte noch zu wünschen lässt: Die Vision, dass wir dereinst Vieles, was wir brauchen, zuhause selber ausdrucken, rückt in greifbare Nähe. Mit weitreichenden Folgen: Transport- und Lagerkosten werden gespart, die Produkte lassen sich exakt auf die eigenen Bedürfnisse individualisieren, die Vorherrschaft von Grosskonzernen wird gebrochen und die Produktionsmittel demokratisiert. In der Tat ein mächtiger Traum.

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