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Astrid Kirchherr gestorben Sie gab den Beatles ein Image – und ikonische Frisuren

Astrid Kirchherrs Name – auch als Fotografin und Künstlerin – wird auf immer mit der berühmtesten Band aller Zeiten verbunden bleiben: den Beatles. Nun ist sie mit 81 Jahren gestorben.

August 1960. Ein Kleinbus aus Liverpool mit fünf jungen Musikern und Entourage landet auf der Reeperbahn in Hamburg. Der Anfang eines grossen Abenteuers für die blutjungen Musiker, denn dies ist das erste Auslands-Engagement einer jungen Rock’n’Roll-Band namens «The Beatles». Ein Abenteuer mit eigenen Gesetzen.

Fünf wilde Rock'n Roller

Jeden Abend spielen die fünf vier und mehr Stunden. Die Bezahlung ist mies, die Unterbringung und das Essen noch mieser. Doch das alles spielt keine Rolle, denn das Lokal befindet sich an einer Adresse mit einem beinahe programmatischen Namen: Grosse Freiheit.

Audio
Wilde Ideen unter dem Beatles-Pilzkopf
aus Sinerzyt vom 13.04.2020. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 44 Sekunden.

Abend für Abend machen die Beatles «Schau», wie es der deutsche Veranstalter bezeichnet, spielen ihren Rock’n’Roll-Radau für ein Publikum aus Prostituierten, Seemännern auf Landgang und Nachtschwärmern. Zuerst im Indra Club, dann im Kaiserkeller. Eines Abends gesellt sich ein junger Kunststudent dazu: Klaus Voormann.

Freundin aus gutem Hause

Ihm gelingt es, seine Freundin aus gutem Hause, die junge Fotografin Astrid Kirchherr, an die verruchte Reeperbahn zu locken. Kirchherr verliebt sich sofort in den «schönen Rock’n’Roll-Sound» der jungen Engländer, in ihre «individuelle, stilvolle Schönheit». Sie wird die Freundin des Bassisten Stu Sutcliffe, der eigentlich kein Musiker ist, sondern vor allem John Lennons Kumpel.

Astrid Kirchherr, die an der Meisterschule für Mode, Textil, Grafik und Werbung in Hamburg angefangen hatte, zeigt früh Talent für die Fotografie in schwarz-weiss und wechselt bald ihr Studienfach.

Und sie wird die Fotografin, die die ersten professionellen Bilder der Musiker macht, die wenige Jahre später die berühmteste Band der Welt sein würden.

Drei junge Männer in Lederjacken posieren mit Gitarren.
Legende: Ein inszenierter europäischer Rock’n’Roll Look: George Harrison, Stuart Sutcliffe und John Lennon, aufgenommen von Astrid Kirchherr. KEYSTONE/AP Photo/Fleetwood Owen, Astrid Kirchherr

«Diese Jungs waren einfach bildschön, der Traum jeder Fotografin», gibt Astrid Kirchherr später zu Protokoll. In ihren Bildern lässt sie die fünf Musiker auf einem Abstellplatz posieren, zwischen Metallteilen und Rummelplatz-Traktoren.

Ein inszenierter europäischer Rock’n’Roll Look: schwarze Lederjacken, Cowboy Stiefel, die Haartollen zurückgefettet, alles wie bei Marlon Brando oder Elvis Presley.

Astrid Kirchherr gelingt es in ihren Bildern, die jungen Menschen hinter den Masken harter Rocker zu finden: der fragend blickende John Lennon, der ironisch schmunzelnde George Harrison, den neugierigen Paul McCartney. Sie sehen abgekämpft aus, blutjung aber dennoch welterfahren.

Video
Als die Welt der Liverpooler Pilzköpfe noch in Ordnung war
Aus Kultur Webvideos vom 09.04.2020.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 19 Sekunden.

Schöpferin der Pilzköpfe

Die Bilder Kirchherrs geben den Beatles ein Image. Und sie bekommen von Kirchherr auch eine neue Frisur. Ihr Ex Klaus Voormann schämt sich für seine abstehenden Ohren. Auf ihr Anraten lässt er seine Haare darüber wachsen. Bald schon wollen die langhaarigen Beatles von Astrid Kirchherr dieselbe Frisur, den sogenannten Pilzkopf.

Klaus Voorman mit Astrid Kirchherr und Stu Sutcliff auf Barhockern.
Legende: Rock'n Roll bauchfrei und mit Pilzköpfen: Klaus Voormann, Astrid Kirchherr und Stuart Sutcliffe auf einer Party im LiLaLe in Hamburg, circa 1961. Getty Images / K & K Ulf Kruger OHG/Redferns

Stu Sutcliffe trennt sich bald von der Band, stirbt unerwartet mit 21 Jahren an einer Hirnblutung. Die Beatles ersetzen den Drummer Pete Best durch Ringo Starr, McCartney übernimmt den Bass. Der Rest ist Musikgeschichte.

Astrid Kirchherrs Bilder bleiben faszinierende Einblicke in die Frühzeit der Beatles. Diese Fotos machen sie weltberühmt. Bis ins hohe Alter wird sie immer wieder auf diese Bilder angesprochen.

Sie starb mit 81 Jahren in Hamburg.

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