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Deutscher Kunstsammler Frieder Burda ist gestorben

Die Kunstwelt verliert einen Mäzen: Der Kunstsammler Frieder Burda verstarb im Alter von 83 Jahren in Baden-Baden.

Mehr als sein halbes Leben sammelte der Baden-Badener Kunst – mit einem fast schon unheimlichen Gespür, wie ihm Kritiker bescheinigten. Frieder Burda kaufte, was ihm gefiel oder ihm «Herzklopfen» verursachte: «Ich will schöne Bilder zeigen und niemanden belehren.»

Er hatte das nötige Kleingeld sowie ein Gespür für Kunst und Künstler. «Die Kunst hat mich glücklich gemacht», sagte er einmal.

Video
Aus dem Archiv: James Turrell im Frieder Burda Museum
Aus Kulturplatz vom 29.08.2018.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 55 Sekunden.

Kunst als Bestimmung

Über seinen Erfolg war Frieder Burda selbst verblüfft. Schliesslich war die Karriere des am 29. April 1936 geborenen Sohnes des Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda nicht vorhersehbar.

Nach der Schulzeit im badischen Offenburg, in Triberg im Schwarzwald und der Schweiz wurde er im väterlichen Konzern zum Drucker und Verlagskaufmann ausgebildet. Doch daran hatte er wenig Freude.

Während sein jüngerer Bruder Hubert Burda den Druck- und Verlagsbereich übernahm, erbte Frieder mit seinem älteren Bruder Franz verschiedene Firmenbeteiligungen. Nach einigen Flops wandte er sich ganz der Kunst zu – und fand seine Bestimmung.

Wie alles begann

Als «typischer Stier» leicht aufbrausend, war er früh den schönen Dingen zugeneigt: 1968 kaufte er eine knallrote geschlitzte Leinwand von Lucio Fontana.

Damit wollte er eigentlich nur den Vater schocken. Doch der Senior, selbst Sammler von deutschen Expressionisten, war interessiert. So begann Frieder Burdas Sammler-Karriere.

Frieder Burda zusammen mit Gerhard Richter vor einem Bild
Legende: Frieder Burda hatte viele Künstlerfreunde – auch Gerhard Richter. Hier spassen sie vor einem Bild Richters im Jahr 2008. Keystone / Thomas Kienzle

Von Gerhard Richter bis hin zu Arnulf Rainer – mit vielen Künstlern, die er sammelte, verband ihn auch eine Freundschaft. Seine international beachtete Sammlung, die er in immer wieder neuen Varianten mit Leihgaben in seinem 2004 eröffneten Museum präsentierte, umfasst heute mehr als 1000 Bilder und Skulpturen – von den deutschen Expressionisten über den späten Picasso bis hin zu Gegenwartskünstlern wie Georg Baselitz und Sigmar Polke.

Ein Rothko macht ein Museum

Sein vom New Yorker Star-Architekten Richard Meier erbautes Museum ist von ihm allein finanziert. Und über seinen Tod hinaus durch eine Stiftung gesichert. Dafür hat er sich 2015 von einem seiner Bilder getrennt: Für einen Mark Rothko bekam er bei einer Christie's-Auktion 40,5 Millionen Dollar.

«Es war eine schwere, aber richtige Entscheidung», sagte er später. «Dieser eine Schritt ermöglicht uns viele neue Schritte in der Zukunft.» Seine Sammlung und sein Museum mit Ausstellungsbetrieb wollte er damit noch zu Lebzeiten «für viele Jahrzehnte im Voraus auf absolut sichere Beine stellen».

Zwei Museumsmitarbeiter hängen Banksys geschreddertes Bild auf
Legende: Im Frieder Burda Museum wurde Banksys geschreddertes Bild erstmal öffentlich in einem Museum gezeigt. Keystone / Ronald Wittek

Zuletzt hatte das zerschredderte Bild «Girl with Balloon» alias «Love is in the Bin» des Street-Art-Künstlers Banksy fast 60'000 Besucher ins Museum gelockt.

«Mit Frieder Burda verliert die Kunstwelt einen ihrer grossen Sammler, der seine Liebe und Begeisterung für die Kunst immer mit besonders vielen Menschen teilen wollte», erklärte das Museum in einer Würdigung. Er sei für seine Mitarbeiter ein Vorbild an Bescheidenheit und Menschlichkeit gewesen.

Sendebezug: SRF4 News, 15.7.2019, 14.30 Uhr

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