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Schaulaufen der Schweizer Mode Die Realität am Ladentisch bremst die Kreativität

Die internationalen Fashion Weeks beginnen. Parallel dazu zeigt die Mode Suisse in Zürich das Schweizer Modeschaffen.

Es ist eine bekannte Tatsache: Das St. Galler Haute-Couture-Label Akris, Julian Zigerli und Yvonne Reichmuth mit ihrem Label Yvy gehören zu den wenigen globalen Playern im Schweizer Modemarkt.

Mode Suisse

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Die Plattform für Schweizer Modeschaffende wurde 2011 von Yannick Aellen gegründet. Sie findet zwei Mal im Jahr in Zürich und Genf statt. Die Zürcher Schau läuft noch bis 9.9.

Während Akris regelmässig an den grossen Fashion Weeks vertreten ist, verbuchen die zwei jüngeren Designer hauptsächlich punktuelle Erfolge. So lud Giorgio Armani Zigerli höchstpersönlich an die Fashion Week Milan ein und Yvonne Reichmuth hatte einen Showroom an der Fashion Week Paris.

Lokal vernetzen, international denken

Trotzdem rät Yannick Aellen, Gründer der Mode Suisse, jungen Modeschöpfern davon ab, sich nur an die internationale Referenz zu halten. Denn: «Dieser Weg ist beladen durch Konkurrenz und will gut überlegt sein.»

Auch wenn Aellen vom internationalen Potential der Schweizer Modemacher überzeugt ist, sagt er: «Für viele Designer ist der lokale Weg eine gute und realistische Option.»

Als erfolgreiches Beispiel dafür, wie internationaler Geist und ein starkes lokales Standbein ineinander greifen, hebt er den Zürcher Julian Zigerli hervor. Die Mode Suisse will ein Sprungbrett bieten für diejenigen Modemacher, die diesen zweigleisigen Weg einschlagen.

Show-Neulinge sind innovativ

Die letzten Ausgaben hatten allerdings stets den leichten Nachgeschmack eines fröhlichen Klassentreffens: Ähnliche Designer zeigen ähnliche Kollektionen.

Das hat sich nun mit der zwölften Ausgabe endlich geändert. Es sind vor allem drei Show-Neulinge, die im Zürcher Schiffbau mit Kreativität und neuen Interpretationen herausstechen: Anaïs Marti und Ugo Pecoraio von Collective Swallow, Kévin Germanier und Ladina Steinegger.

Ausserirdisch chic

Allen voran Kévin Germanier. Seine futuristische Kollektion mit dem Überthema «Space Chic» befasst sich spielerisch mit Symmetrien und Transparenz. Sie könnte durchaus auf den Laufstegen der «Big Four» – New York, London, Mailand und Paris – bestehen.

Dem jungen Westschweizer ist seine internationale Erfahrung deutlich anzumerken – er wurde am renommierten Central Saint Martins College in London ausgebildet und hat sich in Asien bereits einen Namen gemacht. Es erstaunt daher nicht, hat er nun eine Stelle als Junior Designer für Womenswear bei Louis Vuitton in Paris angetreten.

Futuristisch, sportlich, schweizerisch

Das Label von Anaïs Marti und Ugo Pecoraio wurde 2015 in Basel gegründet und weist angesichts der erst kurzen Zusammenarbeit ein grosses Potential auf. Die beiden halten sich an die internationale Freude am Oversize-Look – und präsentieren eine futuristische Sportlichkeit, indem sie Materialien wie Latex und Plastik verwenden.

Ladina Steinegger, die dritte im Bunde der jungen Aufstrebenden, überzeugt mit konkreten Musterprints auf Seide und schmalen Silhouetten. Sie wagt sich aber für eine erste Kollektion zu wenig über den gutschweizerischen Kompromiss hinaus.

Kreativität vs. Realität

Auf Tragbarkeit und damit Verkaufbarkeit einer Kollektion zu setzen, gehört laut Stilexperte Jeroen van Rooijen zu den Kompromissen, denen sich Schweizer Designer trotz internationaler Ausrichtung stellen müssen: «Viele Schweizer Designer sind mit der Frage konfrontiert: Wer kauft das und zu welchem Preis? Diese Frage bremst wahrscheinlich ihre Risikobereitschaft.»

Dadurch verändere sich auch ihre kreative Innovationskraft, so der NZZ-Kolumnist. «Am Anfang ihrer Karriere sind viele Designer innovativ und experimentell. Doch je länger sie im Business sind, desto mehr kalkulieren sie ihre Kollektionen.»

Es gehe schliesslich bei aller Freude an der Kreativität in der Modebranche am Ende des Tages auch ums Überleben.

Sendung: SRF 1, Glanz & Gloria, 8.9.17, 18.40 Uhr

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