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Kunst Die Videokunst-Biennale Genf feiert ihre Wiedergeburt

Bill Viola, Rebecca Horn und Andy Warhol: Sie alle waren schon an der Biennale de l'image en Mouvement in Genf zu sehen. In den letzten Jahren war das Festival jedoch etwas eingeschlafen. Ein junges Programm soll der Biennale nun neuen Glanz geben.

Als die Bilder in Kunsthäusern und Galerien in den 1960er-Jahren flimmern lernten, hofften manche Kunstkritiker und Kuratoren, die Videokunst sei nur eine vorübergehende Mode. Auch als 1985 in Genf die erste Biennale de l'image en Mouvement, kurz BIM, stattfand, war die neue Kunstform noch keine Selbstverständlichkeit in Ausstellungshäusern und Museen.

Videokunst-Biennale Genf

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Die Biennale de l'image en Mouvement BIM ist bis 23. November 2014 im Centre d'Art Contemporain in Genf zu sehen.

Die BIM war eine der ersten grossen Videokunst-Veranstaltungen weltweit. Arbeiten internationaler Kunststars wie Bruce Nauman, Chantal Akerman und Andy Warhol gehörten zum Programm. Doch in den letzten Jahren geriet der Zweijahres-Rhythmus der Veranstaltung ins Stolpern. Andrea Bellini, Direktor des Centre d'Art Contemporain in Genf und Organisator der 14. Biennale de l'image en Mouvement, will der ältesten und renommiertesten Videokunst-Ausstellung nun wieder zu neuem Glanz verhelfen.

22 Kunstschaffende aus 11 Nationen

Die 14. Biennale de l'mage en Mouvement wird in Genf deshalb als Renaissance gefeiert. Sie versteht sich einerseits als Hommage an André Iten, anderseits als Pulsfühler des Zeitgeists. André Iten, lange Direktor des Centre pour l’image contemporaine Saint-Gervais in Genf, gründete die BIM. Nach der Schliessung des Centre pour l’image contemporaine übernahm das Centre d'Art Contemporain die Veranstaltung.

Männerkopf in schwarzem Wasser.
Legende: Videostill aus «Happy Birthday!!!» von Ed Atkins (2014). Centre d’Art Contemporain Genève

Inhaltlich liegt der diesjährige Schwerpunkt auf junger Kunst. Gemeinsam mit Yann Chateigné von der Hochschule der Künste in Genf und dem in London tätigen Kurator Hans Ulrich Obrist hat Andrea Bellini ein Programm mit 22 Kunstschaffenden aus 11 Nationen zusammengestellt. Neben bekannten Namen wie dem Briten Ed Atkins hat das Kuratoren-Trio vor allem junge, noch wenig etablierte Künstler eingeladen.

Beispielsweise Alexander Carver und Daniel Schmidt. Die in New York lebenden Künstler zeigen in Genf zwei Kurzfilme, die wie erotische Strandgeschichten beginnen, sich dann aber zu kritischen Auseinandersetzungen mit der Situation im karibischen Ferienparadies Puerto Rico (USA) entwickeln.

Schwarzweiss-Portrait mit schwarzen Vermessungen.
Legende: Videostill aus «Raking lights» von James Richards (2014). Centre d’Art Contemporain Genève

Die Lust am Erzählen

Die Arbeit von Carver und Schmidt ist typisch für die Biennale, an der erzählende Videos dominieren. Gewollt war das nicht, auch wenn alle Arbeiten eigens für Genf entstanden sind. Kurator Andrea Bellini erklärt, er habe bewusst auf eine Themensetzung für die BIM verzichtet, denn er möge den Gedanken nicht, Künstler zu bitten, seine Ideen zu illustrieren. Nun stellt er fest, dass die meisten Arbeiten an der BIM von einer grossen Lust am Erzählen handeln.

Diese Erzähllust schlägt mal dokumentarische Pfade ein, wie bei Carver und Schmidt, mal phantastische wie bei Gabriel Abrantes, dessen Arbeit «Freud Und Friends» den Zuschauer in eine fiktive, leicht surreale Fernsehshow entführt.

Die geheimen Wurzeln der Kunst

Dabei bleiben die Videofilme nicht beim Erzählen selber: Sie ergründen dieses Verfertigen und Vermitteln von Inhalten und Geschichten zugleich. So zeigt Mark Boulos drei Schauspielerinnen, die den Text der Antigone nach Sophokles proben. Parallel auf drei Projektionswänden zu sehen, zeigen die Aufnahmen, wie ein Text sich mit seinem Sprecher verändert.

Audio
Die Videokunst-Biennale und die Erzähllust der jungen Videokünstler
aus Kultur kompakt vom 23.09.2014.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 38 Sekunden.

James Richards hingegen hat für seine Videoarbeit unter anderem Röntgenaufnahmen von Kunstwerken, wie sie für Restaurationsarbeiten benötigt werden, gesampelt. Und führt den Betrachter gewissermassen zu den – ansonsten geheimen – Wurzeln der Kunst.

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