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Edward Hopper: Ausstellungsbesprechung von Alice Henkes
Aus Kultur-Aktualität vom 24.01.2020.
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Edward-Hopper-Ausstellung Ein gemaltes Roadmovie

Edward Hopper ist einer der populärsten US-Künstler des 20. Jahrhunderts. Die Fondation Beyeler zeigt jetzt in der ersten grossen Hopper-Schau in der Deutschschweiz Landschaften des grossen Amerikaners.

Die Ausstellung beginnt mit einem Sonnenuntergang über Eisenbahnschienen – «Railroad Sunset» – und endet mit einer Tankstelle an einer einsamen, dämmerigen Strasse – «Gas». Dazwischen gibt es viel Raum für Gedankenreisen und Melancholie.

Saal für Saal durchstreift man in der Schau anhand von Edward Hoppers Gemälden amerikanische Landschaften. Die Küste von Cape Cod mit ihren beweglichen Dünen. Die See mit ihren Leuchttürmen. Weites Land mit endlosen Hügelketten und sonnenverbrannten Feldern.

Ein Gemälde: eine Frau steht an einem Fenster in einem Holzhaus. Daneben eine Wiese und ein Wald.
Legende: Wenn Figuren in Hoppers Bildern zu sehen sind, wirken sie oft ein wenig einsam. «Cape Cod Morning», 1950. © Heirs of Josephine Hopper / 2020, ProLitteris, Zürich

Aber auch Stadtlandschaften mit Häusern, Autos, Parkanlagen. Oft sind sie menschenleer. Und selbst dann, wenn Figuren in den Bildern zu sehen sind, wirken sie ein wenig einsam. Man bleibt als Betrachter, als Betrachterin ein Vorbeistreifender, eine Passantin.

Die Bewegung ist mitgemalt

Edward Hoppers Motive wirken oft beiläufig, unspektakulär. Und meist ein wenig so, als hätte er auch eine andere Ansicht dieser und jener Landschaft malen können. Das Haus nebenan. Die Hügelkette etwas weiter im Westen. Oder ein anderes Stück der Strasse. Seine Bilder wirken stets wie Ausschnitte.

Eine gemalte Tankstelle. Menschenleer. Hintendran ein Wald.
Legende: «Gas», 1940. In Hoppers Landschaften ist man unterwegs durch ein Land ohne Ende. © Heirs of Josephine Hopper / 2020, ProLitteris, Zürich

Leicht kann man sich vorstellen, wie es ringsum weitergeht. Und vor allem in jenen Bildern, in denen Strassen, Schienen, Flüsse zu sehen sind, meint man auch eine Bewegung zu spüren. Als habe Hopper das Gehen, das Fahren, das Laufen mitgemalt. Hopper hat Roadmovies gemalt, bevor es sie im Kino gab. In Hoppers Landschaften ist man unterwegs durch ein Land ohne Ende.

«Maler on the Road»

Die sehr anregende Ausstellung zeigt Hopper als «Maler on the Road». Sie führt nicht nur durch verschiedene Landschaften, die er gesehen und gemalt hat. Sie präsentiert auch eine Reihe von Zeichnungen und Aquarellen, die im Auto entstanden, unterwegs in den USA. Edward Hopper und seine Frau Jo liebten lange Autofahrten.

Edward Hopper in der Fondation Beyeler

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Die Ausstellung «Edward Hopper» in der Fondation Beyeler ist bis 17. Mai zu sehen.

Auf langen Touren erkundeten sie in ihrem Wagen – der stets von Edward Hopper gelenkt wurde – die Vereinigten Staaten. Papier und Zeichengerät hatten sie immer dabei.

Wenn sie zum Zeichnen anhielten, klemmte Edward Hopper seine 1,95 Meter auf den Rücksitz und fixierte seine unmittelbaren Eindrücke. So entstanden wunderbare Zeichnungen und Bilder, mit grossen, locker getuschten Himmeln über filmreifen Landschaften.

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Trailer zu «Two or Three Things I Know about Edward Hopper» von Wim Wenders
Aus Kultur Extras vom 24.01.2020.
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Am Ende des Ausstellungsrundgangs wartet übrigens nicht nur die Tankstelle im Bild «Gas», sondern auch eine faszinierende filmische Hommage an Edward Hopper von Wim Wenders.

Der deutsche Regisseur hat sich von Gemälden des amerikanischen Malers inspirieren lassen. Entstanden ist ein Kurzfilm über die Liebe, das Leben, die Vergänglichkeit, melancholisch und voller Motive, die Hopper-Fans leicht wiedererkennen werden.

Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 24.1.2020, 17:10 Uhr

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