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Kunst Frech, fröhlich, frei – die vergessenen Frauen des Dada

Sie revoltierten gegen Konventionen in Kunst und Gesellschaft – und doch ist wenig von Frauen im Dada bekannt. Die Ausstellung «Die Dada La Dada She Dada» in Aarau will dies ändern. Videoinstallationen zeitgenössischer Künstlerinnen zeigen, wie inspirierend die Werke der Dada-Frauen bis heute sind.

Dada kennt man: Kunstinteressierte denken bei dem Zweisilber an Lautgedichte von Hugo Ball, Tristan Tzara und Kurt Schwitters, an Collagen von Max Ernst und an das Cabaret Voltaire in Zürich, das 1916 von Hugo Ball eröffnet wurde. Diese kurze Aufzählung ist natürlich ganz und gar unvollständig. Dada war noch vieles mehr. Dass in dieser knappen Auflistung Frauen gänzlich fehlen, ist durchaus gewollt. Denn im Rückblick ist Dada, die freche, subversive Kunst-Revolte der 1920er-Jahre, vor allem männlich.

Dabei gab es Frauen, die zu Dada gehörten. Die frech, fröhlich, frei gegen die künstlerischen und gesellschaftlichen Konventionen einer als verklemmt und verlogen erachteten Zeit revoltierten. Viele Frauen sogar, wie Ina Boesch herausgefunden hat. Die Kunsthistorikerin hat lange in Archiven und Bibliotheken nach Künstlerinnen im Umfeld von Dada geforscht. Ergebnisse dieser Forschung zeigt sie in der gemeinsam mit Nadine Schneider kuratierten Ausstellung «Die Dada La Dada She Dada» im Forum Schlossplatz in Aarau.

Videokunst über Dada-Frauen

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Die Ausstellung «Die Dada La Dada She Dada» ist bis 18. Januar 2015 im Forum Schlossplatz in Aarau zu sehen.

Das Konzept der Ausstellung klingt sachlich und simpel. Gezeigt werden fünf Dada-Künstlerinnen aus fünf Städten, die fünf Kunst-Genres repräsentieren. Und fünf zeitgenössische Video-Künstlerinnen, die sich mit den Dada-Frauen auseinandersetzen und stellvertretend für den Betrachter folgende Fragen an diese Künstlerinnen richten: Was habt Ihr mir heute noch zu sagen? Wie wirken Eure Werke auf mich? Was ist Euer Beitrag zur Moderne?

Die Videoarbeiten der zeitgenössischen Künstlerinnen dominieren die Schau. Doch nicht im störenden Sinne. Vielmehr macht das visuelle Übergewicht der Gegenwart sichtbar, wie schmal die Spuren sind, die viele der Dada-Frauen in der Kunstgeschichte hinterlassen haben. Und das nicht etwa, weil es ihnen an Talent, Witz und Begabung gemangelt hätte. Von vielen Künstlerinnen fehlen greifbare Zeugnisse, vor allem von jenen, die in flüchtigen Genres wie Tanz und Performance tätig waren.

Ina Boesch hat in ihre Fünfer-Auswahl an Dada-Künstlerinnen nicht nur namhafte Akteurinnen wie Tanz- und Textilkünstlerin Sophie Taeuber-Arp und Hannah Höch, die Mitbegründerin der Fotocollage, aufgenommen, sondern auch weniger bekannte Frauen wie die New Yorker Performance-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven, die Pariser Autorin Céline Arnauld, deren Texte bisher nur auf Französisch vorliegen, und die jung verstorbene Kölner Zeichnerin Angelika Hoerle.

Verborgene Orte, vergessene Bedeutung

Von Elsa von Freytag-Loringhoven zum Beispiel sind nur wenige Artefakte erhalten. Darunter ein Objekt aus Fundstücken, ein witzig-ironisches Porträt von Marcel Duchamp, dem Erfinder des Ready Mades, der Kunst aus gefundenen Gegenständen. Die Schau ergänzt das Wenige mit Fotos und Zeitzeugnissen, die eine schillernde Persönlichkeit schildern. Und mit einem Video von Elodie Pong, das die Arbeitsweise der Dada-Baroness aufgreift und visuelle Fundstücke aus New York zeigt.

Die Arbeiten der zeitgenössischen Video-Künstlerinnen sind eigens für die Ausstellung entstanden. Sie zeigen, wie inspirierend die Werke der Dada-Frauen bis heute sind. Sie thematisieren aber auch die Vergessenheit, in die viele dieser Künstlerinnen geraten sind. Besonders eindrucksvoll gelingt dies Anne-Julie Raccoursier, die auf die Dada-Texte der französischen Dichterin Céline Arnauld mit einem Video reagiert, das ein verwildertes Sportstadion zeigt, einen Ort mithin, dessen eigentliche Bedeutung unter wild wuchernden Pflanzen verborgen liegt.

Sendebezug: Regionaljournal Aargau Solothurn, 25.10.2014, 17:30 Uhr

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