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Kunst Japan hat ein schlichtes und ein schrilles Gesicht

Ein spektakulärer Auftakt und überraschende Perspektiven auf die Metropole Tokio: Dieses Wochenende hat das Kulturfestival «Culturescapes» begonnen – unter anderem mit einem aussergewöhnliches Puppentheater und einer Fotoausstellung über japanische Pop-Kultur.

Die Eröffnung war eine kleine Sensation. Das klassische Puppentheater Bunraku nämlich reist äusserst selten und war zum ersten Mal in der Schweiz zu erleben. Seit 2005 ist die mehr als 400-jährige Kunstform als immaterielles Kulturerbe der UNESCO geschützt und darf Japan nur mit der Erlaubnis des Kulturministeriums verlassen.

Möglich gemacht hat dieses Gastspiel das 150-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan – und das Engagement von Herbert Haag, dem Präsidenten der Schweiz-Japanischen Gesellschaft: «Bunraku ist für mich die Perle unter den klassischen Theaterformen und ich wollte dieses Theatererlebnis allen in der Schweiz ermöglichen.»

Bunraku gibt einen Blick frei in die japanische Tradition. Die Kunstform ist stark ritualisiert und die Geschichten wirken aus heutiger Perspektive etwas altmodisch und fremd. Die Gegenwärtigkeit aber, die das Zusammenspiel von Rezitator, Musikern und Puppenspielern erzeugt, begeistert auch das Publikum in der Schweiz.

Ebenso ungewohnt: japanische Alltagskultur

Einen ganz anderen – nicht weniger fremden – Blick auf die japanische Kultur gibt die Ausstellung «Toki(o)bsessions» von Kyoichi Tsuzuki im «Unternehmen Mitte» Basel. Der Journalist und Fotograf geht seit Jahrzehnten popkulturellen Phänomenen in seiner Heimat nach.

Bunraku und «Toki(o)bsessions»

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Bunraku-Gastspiele sind in der Schweiz noch an folgenden Daten zu sehen: Lausanne 30.9., Bern 3.10., Luzern 5.10., Genf 8.10., Zürich 11. und 12.10.

Die Ausstellung «Toki(o)bsessions» im Unternehmen Mitte in Basel ist noch bis zum 12. Oktober zu sehen.

Das gesamte Festival Culturescapes dauert noch bis Ende November.

Lovehotels, Sexmuseen, Karaokebars: Was aus unserer Perspektive eigenartige Ausprägungen der japanischen Unterhaltungsindustrie sein mögen, gehört dort ganz selbstverständlich zum Alltag, sagt Tsuzuki. Er versteht sich als Chronist der japanischen Alltagskultur.

Seine Bilder zeigen die Obsessionen, die Fantasien der Menschen, ihre Kreativität und Leidenschaft. Mit den offiziellen Japanbildern, die gerne Schlichtheit, Eleganz und Tradition vermitteln, haben sie wenig zu tun. Gerade das ist ihr Reiz.

So fremd, so nah

Bis Ende November ermöglicht das Festival «Culturescapes Tokio» Einblicke in das Leben und die Kultur Japans. Theater, Ausstellungen, Filme eröffnen dabei unterschiedliche kulturelle Perspektiven auf ein Land, mit dem die Schweiz seit 150 Jahren politisch und wirtschaftlich verbunden ist. Eine gute Gelegenheit, die eigenen Vorstellungen von Japan zu überprüfen. Widersprüche inklusive.

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