Die Ausstellung bringt es auf den Punkt: Fotogeschichte ist auch Kriegsgeschichte. Kaum erfunden, wurde die neue Technik für die Berichterstattung aus dem Krimkrieg Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt.
Einen ersten Höhepunkt erlebte die Kriegsreportage im spanischen Bürgerkrieg ab 1936. Zahlreiche Magazine und Illustrierte druckten die Fotos des weltberühmten Robert Capa aus diesem Krieg.
Vergessene Pionierinnen
Szenisch, mittendrin, mit klarer Parteinahme gegen Franco fotografierte aber auch Gerda Taro, Capas Partnerin. Er wurde weltberühmt, sie starb – noch keine 27 Jahre alt – in Spanien.
Taros Fotos haben überlebt: Sie werden seit einigen Jahren wiederentdeckt, gewürdigt und eröffnen jetzt in Winterthur die Ausstellung «Fotografinnen an der Front», welche Arbeiten von acht Kriegsfotografinnen zeigt.
Gerda Taro war eine Pionierin. «Es gab aber immer Fotografinnen, die in Kriegs- und Krisengebieten unterwegs waren», sagt Nadine Wietlisbach vom Fotomuseum Winterthur.
Kriegsberichterstattung für «Vogue»
Eine von ihnen ist Lee Miller. Sie dokumentierte im Zweiten Weltkrieg den Vormarsch der Alliierten in Frankreich und Deutschland. Miller berichtete zwar für die Vogue, machte aber Bilder wie ihre männlichen Kollegen.
Sie dokumentierte Kampfhandlungen an der Front, berichtete von der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und blickte in den Alltag. Miller hielt Strafaktionen gegen Französinnen fest, die sich mit Deutschen einliessen. Deren kahl rasierte Köpfe stechen als weisse Flecken aus den Schwarz-Weiss-Bildern heraus.
Chronologie des Grauens
Ausgehend von den Pionierinnen zeigt die Ausstellung chronologisch, wie acht Fotografinnen Krisen und Konflikte dokumentierten. Vom spanischen Bürgerkrieg über Vietnam, Kambodscha, den Nahen Osten bis hin zu Afghanistan und Irak.
Deutlich wird: Es gibt keinen weiblichen Blick. Die Fotos von Frauen sehen nicht anders aus als die von Männern. Und doch gibt es Unterschiede.
Zwar haben sie es als «embedded journalists» schwieriger im Verband der Soldaten. Aber Frauen finden als Fotografinnen leichter Zugang zur zivilen Bevölkerung.
Das spiegeln ihre Bilder. Was Krieg mit dem Alltag anstellt, ist in der Arbeit von Kriegsfotografinnen oft zu sehen.
Dieselben Probleme
Fazit: Die Ausstellung zeigt exemplarisch, dass Bilder von Kriegsfotografinnen nicht anders sind als die ihrer männlichen Kollegen.
Sie zeigt darüber hinaus, dass sich bei Fotos von Frauen und Männern dieselben Probleme stellen: Ist das, was zu sehen ist, Propaganda? Wieviel Inszenierung ist dabei? Was spielt sich im Rücken des Fotografen bzw. der Fotografin ab? Was nimmt er oder sie eben nicht in den Fokus? Und warum?
Kriegsfotografie von Frauen und Männern kann nur versuchen zu zeigen, was ist. Oft genug ist die Wahrheit viel komplexer.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 28.02.2020, 17:20 Uhr