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Luzern: Insektenhotel von Sabian Baumann
Aus Kultur-Aktualität vom 24.07.2019. Bild: 2019 visarte.schweiz
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Kunst im öffentlichen Raum Den Bienen gefällt's, den Luzernern weniger

Zwischen glatten Neubauten steht ein krummes kleines Haus: Das Bienenhotel beim Luzerner Stadtarchiv ist umstritten.

Der Ortsteil Littau am westlichen Stadtrand von Luzern war bis vor wenigen Jahren noch eine eigene kleine Gemeinde. Heute ist Littau ein Randquartier mit einer stark befahrenen Durchgangsstrasse, Geschäften und Gewerbebauten. Es gibt noch einige Kornfelder – und neu gebaute Reihenhäuschen.

Seit vier Jahren steht hier das Stadtarchiv Luzern. Ein glatter, schnörkelloser Kubus, erbaut vom Zürcher Architekturbüro Enzmann und Fischer.

Vor dem schönen neuen Stadtarchiv sollte ein Kunstwerk platziert werden. In einem Wettbewerb konnten mehrere Künstlerinnen und Künstler Ideen für dieses Kunstwerk einreichen.

Ein kleines Haus vor dem grossen Haus

Die Architekten luden schliesslich den Zürcher Künstler Sabian Baumann ein, mit dem sie bereits zusammengearbeitet hatten. Baumanns Vorschlag gefiel auch der Kommission für Bildende Kunst Luzern.

Sabian Baumanns Kunstwerk ist eine Art kleines Gebäude vor dem grossen Gebäude des Stadtarchivs. «Bienen-Alphabet» nennt Baumann sein Kunstwerk.

Der Name ist mit Bedacht gewählt, sagt Fanni Fetzer, Direktorin des Kunstmuseums Luzern: «Das ‹Bienen-Alphabet› nimmt Bezug auf das Stadtarchiv. In einem Archiv ist alles nach Zahlen oder Buchstaben sortiert – das Alphabet ist ein solches Ordnungssystem.»

Favela oder Vorstadt-Schuppen?

Das klingt einleuchtend. Doch das «Bienen-Alphabet» gefällt vielen Luzernerinnen und Luzernern nicht. Anders als das Stadtarchiv ist Sabian Baumanns kleines Kunst-Haus mit dem grünen Dach nicht glatt und schnörkellos und sauber. Es ist kein Beispiel für schöne, moderne Architektur aus der Schweiz.

Baumanns kleines Haus ist aus Ziegelsteinen zusammengebaut, ein bisschen krumm, ein bisschen schief.

Eine Hausskulptur aus Ziegelsteinen vor einem modernen Gebäude.
Legende: Kontrast zum glatten, grossen Gebäude: Im Bienenhotel hängt alles etwas schief. Prix Visarte / Sabian Baumann

Die Ziegelsteine bilden ein Gitter, in dem Buchstaben aus Ton stehen. Handgefertigt. Das heisst, auch sie sind ein wenig krumm und ein wenig schief.

«Die Architektur des ‹Bienen-Alphabets› soll an eine Favela erinnern», sagt Fanni Fetzer. Das Ergebnis erinnert wirklich an ein lateinamerikanisches Armenviertel.

Das «Bienen-Alphabet» erinnert mit seiner Selfmade-Optik aber auch an die vielen kleinen Schuppen und Lagerräume, die an Stadt- und Dorfrändern oft anzutreffen sind.

Den Bienen gefällt’s

Das «Bienen-Alphabet» bezieht sich auf den Ort, an dem es steht. Es hat – wie auch die vielen Schuppen und Garagen in Stadtrandgebieten – einen echten Nutzwert.

Denn in den Öffnungen der Buchstaben stecken Bambusröhrchen, in die sich die Insekten einnisten können.

Wildbienen vor allem. Denen gefällt das Häuschen offenbar recht gut: Das «Bienen-Alphabet» ist dicht belegt.

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