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Nachruf auf Jürg Laederach
Aus Kultur-Aktualität vom 20.03.2018. Bild: Keystone
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Basler Schriftsteller Eigensinniger Wortakrobat: Jürg Laederach ist gestorben

Der Basler Schriftsteller gehörte zu den eigensinnigsten und radikalsten seiner Zunft. Zu seinen wichtigsten Werken gehören «69 Arten den Blues zu spielen», «Flugelmeyers Wahn» und «Depeschen nach Mailland». Am Montag ist Laederach 72-jährig gestorben.

Lustvoll fantasierend, streng gegliedert, assoziativ wuchernd: So schreibt der ehemalige SRF-Literaturredaktor Heinrich Vogler über Jürg Laederachs Prosastück «69 Arten den Blues zu spielen». Gestern Montag ist der Basler Schriftsteller nach langer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben, wie sein Verlag Suhrkamp mitteilt.

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«Depeschen nach Mailland» - die Literatur der Email
aus Reflexe vom 07.05.2009.
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Jürg Laederach war nicht nur an der Sprache, sondern auch an den Naturwissenschaften und der Musik interessiert: Er studierte Mathematik und Physik an der ETH Zürich, wechselte dann an die Universität Basel und studierte Romanistik, Anglistik und Musikwissenschaften. Danach war er als Lehrer, Werbetexter und Gastdozent tätig.

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«Musik hat viel mit Schreiben zu tun» (Archiv-Aufnahme)
Aus Kultur Extras vom 26.08.2015.
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Textlinguistik und Chaosforschung beeinflussten Laederach in seinem Werk, das der experimentellen Literatur zugeordnet ist. Typisch für sein Schreiben sind sein nicht-lineares Erzählen, die ständigen Perspektivwechsel, komplexe Strukturen und eine parodierfreudige Sprache. Laederach selbst bezeichnete das für ihn Typische als «laederoid».

«Der unschweizerischste Schweizer»

Laederach schrieb auch Theaterstücke, unter anderem in den 80er-Jahren zusammen mit dem Basler Dramaturgen und Theaterkritiker Andres Müry. Dieser erinnert sich an seinen langjährigen Freund: «Er ist der Unschweizerischste der Schweizer Schriftsteller. Er ist weitab von einer realistischen, behäbigen, gemütlichen Erzähltradition. Eigentlich ein Wunder, dass er nicht als Amerikaner auf die Welt gekommen ist.»

Zu Laederachs literarischen Vorbildern sagt Müry: «Beckett, Beckett und nochmal Beckett. Das waren auch die letzten Bücher, die er gelesen hat, soviel ich weiss. Man ist in einem Raum und schaut in das Nichts, kann dem eigentlich nur noch ein grimmiges Lächeln abgewinnen. Dieser Minimalismus war seine Weltsicht.»

Laederach habe im Hier und Jetzt gelebt, so Müry: «Er war sinnlich verankert in der Welt. Die Vorstellung, mit ihm ein Gespräch über Religion oder über esoterische Dinge zu führen, wäre grotesk gewesen.»

Schreiben wie Musik machen

Zudem war Laederach ein begnadeter Musiker. Er spielte Klavier, Saxofon und Klarinette, hatte eine riesige Jazz-Plattensammlung. Die Musik – vor allem das freie Improvisieren im Jazz – hat ihn und sein Schreiben beeinflusst.

Längere Zeit verbrachte Jürg Laederach in Oxford, Graz und New York. 2005 wurde er mit dem Italo-Svevo-Preis ausgezeichnet.

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Legende: SRF / Lukas Maeder

Jürg Laederach auf der Literaturplattform «Ansichten».

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 20.3.2018, 17:10Uhr

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