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Literatur «Blick in die Feuilletons»: Gehobener Pokerface-Stil

In der neuen Ausgabe der «Zeit» treffen sich zwei wilde Künstlerinnen: Patti Smith und Albertine Sarrazin; und «was Economiesuisse nicht zeigen will», zeigt die dafür «WochenZeitung».

Gehobener Pokerface-Stil
aus Blick in die Feuilletons vom 21.02.2013.

«Wie ich eines Tages in Greenwich Village ihre Schriften aus einem Stapel verramschter Bücher zog, über der Lektüre den Hunger vergass und warum ich also ohne die Schriftstellerin Albertine Sarrazin nicht die geworden wäre, die ich bin», schreibt Patti Smith, Grande Dame des Punk (wenn es so etwas gibt).

Und sie beschreibt in einer ganz wunderbaren Hommage in der «Zeit», wie sie als junge Frau in New York – «ich war auf der Suche nach etwas, das ich unbedingt haben musste» – zufällig auf «L’Astragale» stiess und das Buch fortan zu ihrem Leitfaden machte. «Ein weiblicher Genet?», fragt sie. «Sie ist einfach sie. Sie hat einen unverwechselbaren gehobenen Pokerface-Stil zwischen Poesie und Kriminalroman».

Eines Tages werde sie ihr Grab besuchen mit einer Thermoskanne Kaffee, und schliesst: «Wie ich sie vergöttert habe! Ihre leuchtenden Augen haben mich durch die Dunkelheit meiner Jugend geführt.»

Einblicke in einen ungesehenen Film

Das erlaubt heute die WoZ, nämlich in das so genannte Storyboard, also das gezeichnete Szenenbuch zu dem Kurzfilm, den der Regisseur Michael Steiner für die Abstimmungskampagne der Economiesuisse gegen die Abzocker-Initiative drehte und den der Wirtschaftsverband daraufhin zurückzog.

Es ist ganz witzig: Die Filmskizze zeigt eine apokalyptische Zukunft nach einer allfälligen Annahme der Initiative, aufgemacht als Nachrichtensendung eines deutschen Fernsehsenders im Jahr 2026. Da reicht dann zum Beispiel der deutsche Reporter mit Namen «Herr Preuss» einer Schweizerin in Lumpen mitleidig ein Sandwich. Oder eine Variante des Röstigrabens, der bedrohlich aufragende «Mur de pommes de terre brûlés» – nach Vorbild der deutschen Mauer – wird als modernstes Grenzbauwerk der Welt vorgestellt, weil sich die Romandie Frankreich angeschlossen hat.

Insgesamt ist die Botschaft einfach und klar: «Job weg, Staatsbankrott, Krawall». In der «Wochenzeitung» sind Auszüge aus der Filmskizze das Bonbon zu einer grossen Reportage über den Wirtschaftsverband Economiesuisse; auf der Website gibt es sie zum Downloaden.

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