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#BookTok: Wie der Buchmarkt dank TikTok Aufschwung erfährt
Aus Kultur-Aktualität vom 13.04.2021. Bild: Getty Images / Westend61
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#BookTok Wie Teens auf TikTok gerade den Büchermarkt aufmischen

Unter dem Hashtag #BookTok posten Jugendliche auf TikTok Buchempfehlungen. Damit sorgen sie für gewaltige Nachfragen – selbst bei längst vergessenen Büchern.

#BookTok lautet der Hashtag, unter dem sich auf der Kurz-Videoplattform TikTok zurzeit eine rege Lese-Community tummelt.

Eine von ihnen ist diese junge Frau. Ayman liest das Buch «The Song of Achilles» und fasst ihr Leseerlebnis in zwei aussagekräftigen Clips zusammen. Freudige Erwartung am Anfang und tiefste Erschütterung am Schluss. Geballte Emotionen in nur gerade sieben Sekunden. Das zieht. Über 150'000 Aufrufe zählt das Video mittlerweile.

Die Bücher-Listen junger Frauen

Neben solchen kurzen Kritiken findet man unter dem Hashtag #BookTok auch kurze Diashows, die die Stimmung eines Buches vermitteln sollen, oder aber Bücher-Listen.

Die überwiegende Mehrheit der #BookTok-Videos stammt von jungen Frauen aus dem englischsprachigen Raum. In ihren Videos geht es meist um sogenannte «Young Adult»-Bücher. Titel wie «Eragon» oder «Die Tribute von Panem» also.

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Zehn Jahre alte Bücher erleben Aufschwung

Die Bücher, die in den #BookTok-Videos vorkommen, erfahren wie aus dem Nichts gewaltige Nachfrage auf dem Markt – auch wenn sie schon vor zehn Jahren oder noch früher erschienen sind.
Das geht bis hin zu mehreren zigtausend neu verkauften Exemplaren pro Monat.

Ein gewaltiges Potenzial, das die grossen englischsprachigen Verlage bereits erkannt haben: Die Random House Gruppe etwa arbeitet bereits mit rund 100 TikTok-Produzentinnen und -Produzenten zusammen, die auf der Plattform für ihre Bücher werben sollen.

Im deutschsprachigen Raum noch nicht verbreitet

Im deutschen Sprachraum ist der Hashtag #BookTok noch nicht so etabliert – und darum auch noch nicht vom Verlagsmarketing vereinnahmt. Dafür gäbe es jetzt die Chance, die grosse Reichweite, die solche Videos im Internet haben, für die Leseförderung zu nutzen.

«Für Leseförderungsprojekte ist TikTok ein gutes Werkzeug – so wie andere soziale Medien auch», sagt Aleta-Amirée von Holzen vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien.
Die #BookTok-Community spreche allerdings vor allem Jugendliche an, die ohnehin schon gerne lesen, und solche, die sich mit solchen Videos kreativ ausdrücken wollen.

Lesefaule kriegt auch TikTok nicht

«Junge Menschen, die gar keinen Draht zum Lesen haben, kann man auch auf der Plattform TikTok kaum gewinnen», meint die Expertin für literale Förderung.

Trotzdem: Das Internet und soziale Medien sind die Orte, wo man die Jugendlichen abholen und vielleicht auch fürs Lesen gewinnen könnte.

Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien verfolge zwar zurzeit keine konkreten Projekte, die darauf abzielen, solche Plattformen gezielt für die Leseförderung zu nutzen.
Aber man werde wohl auch nicht drum herumkommen: «Natürlich ist auf so einer Plattform Potenzial vorhanden. Jeder Kanal, auf dem man das Lesen fördern kann, ist es wert, dass man ihn zumindest ausprobiert», so von Holzen.

Das allerdings kann bei der stetig zunehmenden Fülle an Kanälen schnell für Überforderung sorgen – sowohl beim Produzieren wie auch beim Konsumieren. Vielleicht aber ist es nur eine Frage der Zeit, bis der #Booktok-Trend auch bei uns ankommt.

SRF2 Kultur, Kultur Aktualität, 13.04.2021, 08:06 Uhr.;

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