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Literatur Cool am Tag, panisch bei Nacht: «Wurfschatten» von Simone Lappert

Er ist eine kleine literarische Sensation: Der Debutroman «Wurfschatten» von Simone Lappert. Die Schweizer Autorin hat ein poetisches Buch geschrieben, das Lebensängste beim Namen nennt. Und Lust auf mehr Leben macht.

Ja, die 29-jährige Baslerin Simone Lappert ist mit Rolf Lappert verwandt. Jenem Autor, der 2008 mit seinem Roman «Nach Hause schwimmen» den ersten Schweizer Buchpreis gewonnen hat. Ob die Autorin nun in seine Fussstapfen tritt? Vielleicht. Das Zeug dazu hat sie jedenfalls.

Die Protagonistin in Lapperts Debutroman heisst Ada. Ihr Leben ist ins Stocken geraten. Seitdem die junge Schauspielerin von Angstzuständen heimgesucht wird, führt sie ein Doppelleben. Am Tag gibt sie sich als eine taffe junge Frau mit grossen Karriereplänen. Aber das ist nur Schauspielerei.

Simone Lappert

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Legende: Björn Greve

Die Schweizer Autorin studierte Literarisches Schreiben am Bieler Literaturinstitut. 2013 wurde sie mit dem Heinz-Weder-Preis für Lyrik ausgezeichnet, 2014 erhielt sie den Wartholz-Preis als beste Newcomerin. Sie war Stipendiatin des 16. Klagenfurter Literaturkurses und des Literarischen Colloquiums Berlin.

Adas Ängste

In der Nacht hört sie ihr Herz rasen. Alles dreht sich. Ihre Arme kribbeln. Das Gefühl in ihren Beinen bricht weg. So fühlt sich Sterben an, denkt sie. Ein Teufelskreis beginnt.

Simone Lappert versteht es ungemein gut, Adas Angstzustände eindringlich in Worte zu fassen. Ohne zu psychologisieren, ohne zu bewerten oder gar auf die Tränendrüsen zu drücken. Sie begegnet ihrer Heldin mit Mitgefühl und Humor.

Adas Tricks

Denn Adas Angst vor dem Tod, oder besser gesagt ihre Angst vor dem Leben, hat oftmals auch etwas Skurriles und Komisches an sich. Wie sie wochenlang versucht, ihren Mitbewohner Juri aus der Wohnung rauszuekeln. Wie sie Essensreste in der Pfanne verkohlen lässt. Wie sie Ameisen in seinem Zimmer aussetzt. Und hat Juri Frauenbesuch, läuft Ada nackt durch die Wohnung.

Dabei ist Ada wirklich verzweifelt. Sie hält es kaum aus, dass sie ihre vier Wände – ihren sicheren Ort, an dem sie mit ihren Ängsten allein sein kann – mit jemandem teilen muss. Die Wohngemeinschaft ist nicht einmal gewollt: Adas Vermieter hat Juri vorübergehend bei ihr einquartiert, um Ada wegen der ausstehenden Miete nicht kündigen zu müssen. Doch mit Juri beginnt Ada wieder zu leben.

Buchhinweis

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Simone Lappert: «Wurfschatten», Metrolit, 2014.

Adas Charme

«Wurfschatten» ist ein wunderbar poetischer Roman. Eine Liebesgeschichte, die ganz zögerlich beginnt. Mit einem Flair für komische Situationen erzählt Simone Lappert leicht und beschwingt, wie die Heldin wieder langsam beginnt ins Leben zurückzufinden.

Als Leser fiebert man nicht nur mit der Geschichte mit und denkt: Ada, lass Dir doch endlich einfach mal helfen. Auch Ada und Juri wachsen einem fest ans Herz. Sie sind sympathische Charaktere, die man auch im echten Leben gerne kennenlernen würde.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 15.9.2014, 8:10 Uhr.

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