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Literatur Eine leichtfüssige Teenager-Komödie wird zum düsteren Krimi

Für Anna Stothard ist die Jugend die spannendste Phase im Leben – eben beendete die Autorin ihren vierten Coming-of-Age-Roman. Ihr deutscher Verlag bringt nun ihren Erstling heraus, den die Britin mit 16 schrieb: «Isabel & Rocco» – ein Drama über die Einsamkeit zweier Teenager.

Die Eltern von Isabel und Rocco haben ihre eigenen Probleme. Für ihre Kinder und deren Bedürfnisse bleibt da nicht viel Raum. Obwohl sie sie lieben, können sie nicht wirklich etwas mit ihnen anzufangen. Schon früh werden Isabel und Rocco deshalb zu Verschworenen und lernen, sich um sich selbst zu kümmern. Als die Eltern verschwinden, ist die Situation darum zunächst nicht weiter erschreckend für sie.

Immer auf der Suche nach sich selbst

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Anna Stothard: «Isabel & Rocco», Diogenes, 2014.

Die Autorin der Geschichte ist die Britin Anna Stothard. Die feingliedrige junge Frau wirkt selbst noch wie ein Teenager. Doch die 30-jährige ist eine Schwerstarbeiterin. Mit 16 schrieb sie ihren ersten Roman. «Isabel & Rocco» wurde in ihrem Heimatland England ein Überraschungserfolg.

Stothard studierte englische Literatur in Oxford und ging nach Los Angeles, um ein Filmstudium anzuhängen. Die Filmschule spürt man in ihren Geschichten. Mit ihrem zweiten Roman «Pink Hotel» wurde sie international bekannt. Auch «Pink Hotel» ist eine Suche nach sich selbst. Ein 17-jähriges Mädchen, als Baby von ihrer Mutter verlassen, begibt sich auf Spurensuche. Anna Stothard konnte bereits die Filmrechte für die Geschichte verkaufen.

Der Reiz des noch Unbekannten

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Mehr zu Anna Stothards «Isabel & Rocco» sehen Sie heute Abend im «Kulturplatz» um 22.25 Uhr auf SRF 1.

Inzwischen lebt Anna Stothard in Berlin. Die Britin liebt es, sich immer wieder an neue Ort zu begeben. «Wenn man an einem fremden Ort ist, ist alles unbekannt und neu, alles findet wieder zum ‹ersten› Mal statt», sagt die Autorin. Genau wie ihre Hauptfigur Isabel, die ständig Listen von «ersten Malen» macht, sucht auch Anna Stothard immer wieder das Neue und Unbekannte.

Ihre Heldinnen hätten viel Ähnlichkeit mit ihr selbst, gibt sie zu. Für die Tochter einer Schriftstellerin und eines britischen Polit-Journalisten war die Pubertät einschneidend: Ihr Vater erkrankte an Krebs. «Obwohl mein Vater so krank war, entfernte ich mich immer mehr von ihm», erinnert sich Stothard an diese Zeit. «Ich glaube, wir hätten uns beinahe verloren.»

«Isabel & Rocco» ist auch ein Krimi

Die Kunstfertigkeit, mit der die damals 16-jährige Anna Stothard ihre düstere Geschichte «Isabel & Rocco» erzählt, ist ungewöhnlich. Alles beginnt zunächst sehr leichtfüssig. Fast beiläufig erzählt die 16-jährige Isabel ihre Sicht auf die Geschehnisse. Doch mehr und mehr erzeugt die Geschichte einen Sog. Man ahnt: Etwas entwickelt sich hier gar nicht gut. Doch lange bleibt alles im Ungewissen: Läuft es auf einen Inzest hinaus? Was ist mit den Eltern passiert? Und wer ist dieser Junge Jackson, der plötzlich auftaucht?

«Isabel & Rocco» ist ein Coming-of-Age-Roman. Doch in weiten Teilen liest es sich fast wie ein Krimi. Der Ausgang der Geschichte überrascht. Besonders, da er von einer 16-jährigen geschrieben wurde.

Erwachsenwerden: das grosse Thema

Auch heute, mit 30, beschäftigt sich Anna Stothard mit dem Thema Erwachsenwerden. «Vermutlich schreibe ich noch mit 80 Coming-of-Age-Romane», lacht Anna Stothard. Wenn Roman Nummer vier erscheint, wird sie wohl weiter ziehen. Denn an einem fremden Ort ist alles wieder neu und unbekannt. Ein wenig so wie in der Adoleszenz. Und das sucht Anna Stothard.

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