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Literatur Judith Schalansky: Die Kunst Bücher zu schreiben und zu gestalten

Mit dem Roman «Der Hals der Giraffe» hat die deutsche Autorin Judith Schalansky gezeigt, was sie kann: Sie hat einen bitterbösen Bildungsroman geschrieben. Und sie hat ihn so gestaltet, dass er 2011 zum schönsten Buch gekürt wurde. Ihre neue Reihe «Naturkunden» ist ein bibliophiles Feuerwerk.

Die 33-jährige Judith Schalansky ist eine vielbeschäftigte Frau: Sie schreibt, gestaltet und gibt beim renommierten Verlag Matthes & Seitz die aufwändige Buchreihe «Naturkunden» heraus. Und eben hat sie erfahren, dass sie 2014 Mainzer Stadtschreiberin wird, und die Stadtschreiberwohnung im Gutenberg-Museum beziehen darf. Judith Schalansky beherrsche die Buchgestaltung auf höchstem Niveau ebenso die Feinheiten der Sprache, befand die Jury. Es ist also nicht erstaunlich, dass sie zu spät zum Interview erscheint.

Es ist ganz wichtig zu staunen

Portrait von Judith Schalansky
Legende: Eins der grössten Nachwuchstalente der deutschsprachigen Literatur: Judith Schalansky. Coverausschnitt/Suhrkamp

Allerdings ist es unmöglich, der Autorin böse zu sein, denn sie schafft es sofort, ihr Gegenüber neugierig zu machen. Sie klaubt das neuste Buch «Insektopädie» aus ihrer Tasche. «Ich bin sehr glücklich mit diesem Buch, denn es ist buchstäblich ein schillerndes Buch. Schauen Sie mal, dieser Umschlag: grünes Leinen mit violetten Fäden!» Und tatsächlich staunt man über dieses verführerische Schillern. Ein Buch wie ein Mistkäfer! «Es ist ganz wichtig zu staunen», sagt Schalansky, «dann geht überhaupt etwas los, dann können wir etwas erfahren.»

«Insektopädie» ist eines der acht fantastisch gemachten Bücher der Reihe «Naturkunden». In dieser «Insektopädie» beleuchtet der amerikanische Anthropologe Hugh Raffles unsere zwiespältige Beziehung zu Käfern, Läusen und Schmetterlingen. Er nimmt uns mit auf einen faszinierenden Streifzug durch Wissenschaft, Philosophie und Populärkultur.

Originell und eigensinnig

Buchhinweise

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  • Hugh Raffles: «Insektopädie», mit Abbildungen von Judith Schalansky, Matthes & Seitz Berlin, 2013.
  • Judith Schalansky: «Der Hals der Giraffe», Suhrkamp, 2012.
  • Judith Schalansky: «Atlas der abgelegenen Inseln», Fischer, 2011.

Dass Judith Schalansky für Matthes & Seitz ab 2013 pro Jahr acht hinreissend schöne Bücher macht, mit Landschaftsbeschreibungen, Monografien über die klugen Krähen und störrischen Esel oder die verlorenen Welten des Dinosauriermalers Zdenek Burian, kommt nicht von ungefähr. Bereits 2009 hat sie mit dem «Atlas der abgelegenen Inseln» Originalität und Eigensinnig an den Tag gelegt. Dieser Atlas mit dem Halbleinen-Einband, den orangefarbenen Seitenschnitten und den 50 poetisch und gewitzten Insel-Portraits liegt bereits in der zehnten Auflage vor, versehen mit einigen Auszeichnungen.

Judith Schalansky wurde 1980 in Greifswald in der ehemaligen DDR geboren. Sie hat Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign studiert. In ihrem Roman «Der Hals der Giraffe», den sie keck Bildungsroman nennt, lässt sie die DDR nochmals aufleben. In eleganter Nüchternheit erzählt die Autorin die Geschichte der verbitterten, sozialistisch geprägten Biologie- und Sportlehrerin Inge Lohmark, die als beinharte Darwinistin an das Überleben der Starken glaubt.

Judith Schalansky – dieser Name lässt bibliophile Herzen auf jeden Fall höher schlagen.

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