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Literaturredaktorin Franziska Hirsbrunner über «Stern 111»
Aus Kultur-Aktualität vom 12.03.2020. Bild: Keystone
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Leipziger Buchpreis 2020 Lutz Seiler und der wunderliche Wahnsinn namens Wende

Der deutsche Autor Lutz Seiler hat den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Der 56-Jährige wurde in der Sparte Belletristik für seinen Nachwenderoman «Stern 111» ausgezeichnet. Eine Wundertüte, die es in sich hat, findet SRF-Literaturredaktorin Franziska Hirsbrunner.

Franziska Hirsbrunner

Franziska Hirsbrunner

Literaturredaktorin, SRF

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SRF: Was ist «Stern 111ۚ» für ein Buch?

Franziska Hirsbrunner: Eine absolute Wundertüte über 500 Seiten rund um die Zeit im Herbst 1989 und die darauffolgenden Wendejahre in Ost und West. Wer Lutz Seilers ebenfalls sehr dicken Roman «Kruso» kennt, für den er 2014 den Deutschen Buchpreis bekommen hat, wird die eine oder andere Figur wiedererkennen – und vor allem auch die Stimmung.

Es ist eine fantastische Aufbruchstimmung, inspiriert von Sprache und Literatur der Romantik. So sagte es Lutz Seiler in einem Interview selbst. Er hat aber auch gesagt, er sähe das Buch als Abenteuergeschichte – im Stil der Abenteuerfilme über die Goldgräber Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Preis der Leipziger Buchmesse

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Weil die Leipziger Buchmesse wegen des Coronavirus abgesagt wurde, wurde der diesjährige Preis der Leipziger Buchmesse am 12. März 2020 im Programm von Deutschlandfunk Kultur bekanntgegeben.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wird normalerweise am Eröffnungstag der Messe vergeben. Er wird jährlich in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung ausgelobt und ist mit insgesamt 60'000 Euro dotiert.

Ist es denn eine Abenteuergeschichte?

Ja. Aber das Abenteuer ist eben der Alltag einer kleinen Familie in Ostdeutschland. Die der Eltern, die in den Westen verschwinden und die des Sohnes, der eigentlich ein Studium aufnehmen will, nun aber erst mal tüchtig vor sich hintrödelt.

Was hat es denn mit dem Titel «Stern 111» auf sich?

Es ist der Markenname eines DDR-Transistorradios aus dem Volkseigenen Betrieb VEB Stern-Radio-Berlin-Weissensee und die 111 ist halt einfach eine Produktenummer.

Mit diesem Radio sind viele ehemalige DDR-Bürgerinnen und Bürger gross geworden. Etwas platt könnte man sagen, dass eben nicht alles in der DDR Mist war, dass es auch in der DDR eine funktionierende Alltagskultur gab und viel von dieser Kultur ist in Lutz Seilers Roman geborgen.

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Aus dem Archiv: Deutscher Buchpreis für Lutz Seiler
Aus Kulturplatz vom 08.10.2014.
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Lutz Seiler und sein Roman «Stern 111» haben sich gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt – etwa gegen die Romane von Leif Randt und von Ingo Schulze. Warum hat gerade dieses Buch den Preis erhalten?

Weil es erzählerisch sehr kunstvoll ist. Weil es mit vielen literarischen Verweisen vergnügt. Und weil es vergnüglich auch eine Zeit beschreibt, die zwar schon wieder 30 Jahre zurückliegt. Aber da sind viele gesellschaftliche und politische Umwälzungen passiert, die Deutschland heute noch beschäftigen.

Das Gespräch führte Alice Henkes.

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