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Büchermarkt: Sachbücher trotzen dem Negativtrend
Aus Kultur-Aktualität vom 05.02.2019.
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Trend auf dem Buchmarkt Was Sachbücher besser können als das Internet

Die Verkaufszahlen von Büchern sind weiter rückläufig, Sachbücher können sich aber halten. Die Gründe dafür.

Es ist nicht wirklich überraschend: Der Bücher-Verkauf nimmt weiter ab.

Die neuesten Branchenzahlen des Schweizer Buchhandels zeigen: 2018 haben die Händlerinnen und Händler 3.6 Prozent weniger Bücher verkauft.

Ein Blick in die Zahlen zeigt aber auch: Es gibt Sparten, die sich halten können. Kinderbücher nehmen bei den Verkäufen eine immer wichtigere Rolle ein. Der Verkauf von Sachbüchern hat sich im Vergleich zum letzten Mal praktisch nicht verändert.

Was steckt hinter der Faszination Sachbuch? Fragen an den Buchmarkt-Experten Vincent Kaufmann.

Vincent Kaufmann

Vincent Kaufmann

Literaturwissenschaftler

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Vincent Kaufmann ist ein Schweizer Literaturwissenschaftler und Experte für den Büchermarkt. Er ist Vorstandsmitglied der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft und Direktor des Forschungsbereichs Media and Culture der Universität St. Gallen.

SRF: Romane werden weniger gelesen, Sachbücher halten sich. Wieso ist das so?

Vincent Kaufmann: Das hat sicher damit zu tun, dass Sachbücher kaum Konkurrenz haben. Wenn Sie sich mit einer Biografie oder etwa einem historischen Thema wirklich befassen wollen, gibt es kaum Alternativen dazu.

Hinter Sachbüchern steht jemand, der sich für uns mit dem Thema beschäftigt hat.

Bei der Belletristik ist die Situation ganz anders: Da haben Sie jede Menge Alternativen – zum Beispiel TV-Serien, aber auch die ganze Gaming-Industrie oder die sozialen Medien.

Wieso gibt es im elektronischen Bereich so wenig Konkurrenz zu Sachbüchern?

Für ein Buch kann man sich viel mehr Zeit nehmen. Tages- oder sogar Wochenredaktionen stehen immer unter Druck, damit alles so schnell wie möglich produziert wird.

Das Sachbuch wird zum idealen Medium für Qualitätsjournalismus, beispielsweise Reportagen und investigativen Journalismus. Es bietet Platz für alles, wofür man bei elektronischen Medien, aber auch Zeitungen, keine Zeit hat.

In den sozialen und elektronischen Medien ist Information heute allgegenwärtig. Ein langes Buch zu lesen wirkt dagegen mühsam. Wieso haben die Leute trotzdem dieses Bedürfnis?

Das Problem ist die Informationsflut: Sie führt zu Orientierungsproblemen. Sachbücher bieten organisiertes Wissen. Hinter ihnen steht jemand, der sich für uns mit dem Thema beschäftigt hat.

Es gibt eine grosse Nachfrage für erklärende Autoren mit guter Reputation.

Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob das Lesen von Sachbüchern tatsächlich so mühselig ist. Man kann sich damit viel schneller und effizienter über ein Thema informieren als über das Internet.

Sachbücher helfen also bei der Orientierung. Ist das eine Chance für den Buchmarkt?

Ich denke schon. Bei Sachbüchern zählt die Reputation der Autoren viel stärker als beispielsweise bei der Belletristik. Mit Ausnahme von einigen Autoren, die sozusagen zur Marke geworden sind, ist uns bei den meisten Krimis ein wenig egal, wer sie geschrieben hat.

Es gibt aber grosse Nachfrage nach Sinnstiftern, also nach erklärenden Autoren mit guter Reputation.

Das Gespräch führte Susanne Schmugge.

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