Sie war die Vorreiterin für viele andere Autorinnen: Schon Ende der 60er-Jahre kam Ursula K. Le Guin als erste Frau auf dem weiten Feld der Fantasy-Literatur zu internationalem Erfolg.
Doch nicht nur Autorinnen haben sie als Vorbild geschätzt: Stephen King, Autor von übernatürlichen Horror-Thrillern wie «It» oder «The Shining», nannte Le Guin in seinem Abschieds-Tweet «mehr als eine Science-Fiction-Autorin, eine Ikone der Literatur».
Viele von Le Guins Texten spielen in utopischen Gesellschaftssystemen, um die ganze Parallelwelten aufgebaut werden. Darin gibt es klassische Genre-Elemente wie Zauberer, Raumschiffe und Drachen. Diese Elemente verknüpfte die US-amerikanische Schriftstellerin meisterhaft mit Themen von höchster gesellschaftlicher Aktualität.
Eine Welt ohne Geschlechter
Philipp Theisohn, Professor für deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich und Forscher auf dem Gebiet Science-Fiction und Futurologie, sagt über ihre Literatur: «Le Guins Welten widerspiegeln unsere Welt mit leicht anderen Parametern. Das Besondere ist, dass wir uns beim Lesen von Le Guins Werken bewusst werden, welchen Zwängen wir eigentlich selbst unterliegen.»
Die Utopie war für Le Guin also auch Mittel zum Zweck, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten – und sogar Alternativen aufzuzeigen.

Schon früh hat sich Le Guin mit den Problemen von Unterdrückung und Rassismus und insbesondere auch der Rolle der Geschlechtlichkeit in der Gesellschaft beschäftigt. Ihr berühmtester Roman «The Left Hand of Darkness» (1969) spielt in einer Welt, in der es keine Geschlechter gibt.
Das hat erstaunlicherweise nicht zur Folge, dass in dieser Welt keine Leidenschaft oder Romantik mehr möglich wäre. Es führt lediglich zu einer Gesellschaft, die anders funktioniert als unsere.
Damit hat Le Guin schon vor bald einem halben Jahrhundert an den Grundlagen der Diskussion um sexuelle Identität und das Geschlecht als soziale Kategorie gearbeitet, die seit einigen Jahren wieder grossen Aufschwung erfährt.
In mehr als 40 Sprachen übersetzt
Le Guin hinterlässt mehr als 20 Romane, unzählige Kurzgeschichten, Gedichtbände und Kinderbücher. Ihre Werke wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Sciene Fiction Achievement Award, kurz «Hugo». Laut New York Times, Link öffnet in einem neuen Fenster wurde Le Guins Werk in mehr als 40 Sprachen übersetzt und weltweit millionenfach verkauft.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 17:10 Uhr
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