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Musik Ephrem Lüchinger: Seine Musik weist in die Zukunft

Ephrem Lüchinger ist einer der kreativsten Köpfe im Schweizer Popgeschäft. Heidi Happy kann ein Lied davon singen – Dieter Meier ebenfalls. Lüchinger ist Pianist, Elektroniker, Komponist und Produzent. In seiner eigenen Kunst kommt alles zusammen.

Vor einem Jahr veröffentlichte Ephrem Lüchinger seine erste CD unter eigenem Namen. Der Mann ist 42 Jahre alt; aus dem späten Zeitpunkt lässt sich schliessen, dass von ihm keine unüberlegten Schnellschüsse zu erwarten sind.

Ephrem Lüchinger ist auch keiner, der das Rampenlicht sucht, obwohl er selber die Bühne als seine Stube bezeichnet. Sie ist sein üblicher Arbeitsort.

Sound von morgen

«Are you prepared?» heisst sein Dreifach-Album, und der Titel ist durchaus doppeldeutig gemeint. Erstens stellt er die Frage seinem Klavier, denn die Musik entstand auf einem präparierten Klavier, dessen Klänge elektronisch verfremdet werden.

Zweitens aber fragt er uns alle, denn unsere Welt, diejenige des Musikers als auch diejenige des Zuhörers ist im Umbruch. Sind wir darauf vorbereitet? Ephrem Lüchinger ist es, zumindest musikalisch. Seine Musik weist in die Zukunft, so wie es auch sein Denken über Musik und Musizieren tut.

Begehrte Ohren

Leute wie Ephrem Lüchinger werden gemeinhin als Produzent bezeichnet. Er selber würde sich nie so nennen würde. Er mische sich gerne ein, rede mit und habe zuweilen wohl die richtigen Ideen, so dass die Leute mit der Zeit bei ihm angeklopft hätten, wenn sie eine Produktion in der Pipeline hatten.

Zwei zusätzliche – und kundige, geschulte – Ohren schaden nie. Und so sind Ephrem Lüchingers Ohren seit längerer Zeit hochbegehrt. Am wichtigsten ist seine Komplizenschaft bei der Schweizer Singer/Songwriterin Heidi Happy. Ein Glücksfall, denn die beiden verkehren auf Augenhöhe. Heidi Happy ist eine ebenso ernsthafte Musikerin wie Lüchinger.

Sucht nach neuen Klängen

Ein anderes Projekt, in das Ephrem Lüchinger involviert war, ist «Out of Chaos» von Künstler-Tausendsassa Dieter Meier. Eine grosse Ehre natürlich, denn Yello war für Lüchinger immer ein Fixstern im Schweizer Pophimmel. Harte Arbeit allerdings auch, denn Dieter Meier ist zwar ein ideenreicher Kopf. Am Ausarbeiten seiner Geistesblitze aber ist er weniger interessiert.

Ein drittes, ein Herzensprojekt für Ephrem Lüchinger, ist das Zusammengehen mit seinem Tastenkollegen Stefan Rusconi unter dem Namen «Whistler and Hustler». Lüchinger und Rusconi teilen die gleiche Leidenschaft, sie sind süchtig nach neuen und ungehörten Klängen. Am liebsten solchen, die ihren Ursprung irgendwo im Klavier haben.

Auseinandernehmen, zusammensetzen

Diese werden anschliessend durch den elektronischen Reisswolf gedreht, auseinander genommen und anders wieder zusammengesetzt. Was entsteht, ist eine Art neue und elektronische «Musique d’ameublement»: Musik, die einfach ist und sich nie vordrängt. Wie es eben Ephrem Lüchinger auch nie tut.

Allerdings: Man sollte sich nicht täuschen lassen. Lüchinger ist zwar ein Mann im Hintergrund, er ist aber auch hintergründig. Denn was er liefert, mag unspektakulär daherkommen, es ist immer durchdacht, hochmusikalisch. Und oft im Wortsinn unerhört.

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