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Musik Fünf böse Jahre: Die Geschichte der Doors

Sie waren der dunkle Unterstrom der Hippie-Bewegung. Jetzt hat der Pop-Historiker Greil Marcus die Biographie der legendären Band The Doors geschrieben. Eine Biographie ihrer Musik.

Sieben Sekunden dauert das Intro zu «Strange Days». Sieben Sekunden im Titelsong des zweiten Albums der Doors vom Herbst 1967. «Acht Töne zu vier Paaren angeordnet, hoch beginnend, mit dem schrillen Sound, wie er für Aufnahmestudios in Los Angeles zur Mitte der 1960er-Jahre typisch war». So beginnt der Pophistoriker Greil Marcus seine Geschichte zu diesem Song. Sieben Sekunden bis zu den ersten Textzeilen des Doors-Sängers Jim Morrison, die emblematisch für ihre Zeit sind: «Strange days have found us / strange days have tracked us down».

Strange Days

Seltsame Tage sind es tatsächlich, die Morrison besingt und Marcus beschreibt: Die Sixties sind die Epoche der Gegenkultur, der Befreiung und der Zerstörung, der Drogen und der Angst. Die Doors bestanden für «Fünf böse Jahre» zwischen 1967 und 1971, wie Greil Marcus im englischen Originaltitel seiner Biographie schreibt. Es sind die Jahre der Manson-Morde und des im Tumult untergegangenen Konzerts der Rolling Stones auf der Rennbahn von Altamont.

Buchhinweis

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Greil Marcus: «The Doors» (Originaltitel: «The Doors. A Lifetime of Listening to Five Mean Years»), 2013.

«Die Tage, die uns gefunden haben», beginnen emphatisch. Das Debutalbum der Doors erscheint im Januar 1967 und macht sie schnell zu Stars der Szene in Los Angeles. Die Doors sind anders. Inmitten von Flower Power und Hippie-Bewegung, von Gewaltlosigkeit und «Universal Love» sind sie wie ein dunkler Unterstrom.

«The Doors schienen nicht davon überzeugt, dass Liebe Brüderlichkeit und Kama Sutra sei», notiert die amerikanische Schriftstellerin Joan Didion dazu. «Die Musik von The Doors bestand beharrlich darauf, dass Liebe Sex und Sex Tod sei und dass darin die Rettung liege.»

Die Pforten der Wahrnehmung

Schwarz-Weiss-Foto des jungen Jim Morrison mit kurzen Haaren.
Legende: Besingt die «seltsamen Tage»: Jim Morrison. Keystone

Aldous Huxleys Essays über die Droge Meskalin hatten der Band den Namen gegeben: «The Doors of Perception», auf Deutsch «Die Pforten der Wahrnehmung». Rauschhaft, chaotisch verliefen viele Bühnenauftritte der Doors.

Morrisons Drogenkonsum trug dazu bei, aber auch die Inszenierung der Musik selbst. Die sollte Performance sein, ein irgendwie theatralisches Zwiegespräch mit dem Publikum.

Greil Marcus' Buch ist auch dieser Inszenierung auf der Spur und ihrer Wechselwirkung mit den sozialen Verhältnissen der Zeit. «Die Doors in den sogenannten Sixties» ist der beste Text überschrieben. In 20 meist kurzen Kapiteln geht Marcus von einzelnen Songs der Band aus, darunter so berühmten wie «Light my fire» und «People are strange».

Marcus' Assoziationen sind riskant, aber nie langweilig. Dieser Historiker der Pop-Musik ist auch Fan, aber kein naiver. Er sieht und hört die Zeit in der Musik, wie sonst kaum ein anderer. Und er hat recht mit seinen Thesen, auch wenn sie nicht immer sofort plausibel sind.

Musik und Geschichte

Die Geschichte der Band endet schon 1971 mit Jim Morrisons Tod an einer Überdosis Heroin in einem Pariser Hotelzimmer. Oliver Stone hat den Kult um die Doors 20 Jahre später erneuert, mit seinem Spielfilm «The Doors». Zuvor hatte bereits Francis Ford Coppola die Musik der Doors auf die Leinwand gebracht. 11 Minuten und 39 Sekunden dauert der Doors-Song, mit dem Coppolas «Apocalypse Now» beginnt: «The End». Ein Alptraum wie ein böser Trip. Musik und Geschichte. Greil Marcus hat sie erzählt.

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