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Musik George Duke gab den Synthesizern eine Seele

Pianisten gibt es wie Sand am Meer. Keyboarder nicht. Einer der wichtigsten war der US-Amerikaner George Duke. Seine besten Alben sind Meilensteine der Synthesizer-Geschichte.

Zwei Szenen: Cannonball Adderley, gefeierter Saxophon-Star in der Hard-Bop-Tradition, spielt seine letzten Konzerte im Winter in Los Angeles. Die Musik ist «in the tradition» – groovig und soulig, wie damals Ende der 50er Jahre. An den Tasten: George Duke. Schnitt. Diesmal ist Frank Zappa auf der Bühne, genialer Gitarrist mit Lust am Experiment. Die Musik ist rockig und komplex. An den Tasten: George Duke.

Ein schwarzer Musiker mit umgehängtem weissen Synthesizer.
Legende: Bei ihm wurden selbst die Gitarre zum Synthesizer: George Duke, Meister aller Tasten. Keystone

Experimente mit Humor

Zweimal George Duke in zwei völlig verschiedenen Settings zwischen Tradition und Experiment. Man denkt an zwei Etappen einer Karriere, vielleicht auch an den Anfangs- und den Endpunkt. Falsch: die beiden Konzerte liegen nur wenige Monate auseinander; das experimentell-rockige mit Frank Zappa spielte Duke sogar ein gutes Jahr vor dem traditionellen mit Cannonball Adderley im Februar 1975. George Duke ist anfangs 20.

Für den jungen George Duke sind Cannonball und Zappa die beiden entscheidenden Figuren seiner Karriere. Bei Cannonball Adderley ist der Bezug zur Tradition gefragt. Da kennt sich George Duke aus: Seit er vier ist, möchte er Jazz-Pianist werden – er hat die Tradition von A bis Z studiert. Aber er ist auch ein brillanter Pianist mit Lust auf Neues. Da kommt Zappa gerade recht: Der stellt ihm die ersten Synthesizer hin, fordert ihn auf zu singen, seinen Humor auf die Bühne zu bringen.

Bei Cannonball Adderley kann man George Duke gleichzeitig noch auf dem Flügel hören. Er begleitet wie ein Hard-Bop-Pianist alter Schule, mit viel Energie und Drive. Das Solo spielt er dann auf einem elektro-akkustischen Clavinet.

Kleines Rad, grosses Rad

Später wendet sich George Duke ganz vom akustischen Klavier ab und spielt fast ausschliesslich Synthesizer oder elektro-akkustische Instrumente wie Clavinet oder Fender Rhodes. Ausschlaggebend für seine Liebe zu den Synthesizern ist ein kleines Rädchen links von der Tastatur, zum ersten Mal zu finden 1970 auf einem Mini Moog: «Pitch Wheel» oder auch «Pitch Bend» genannt.

Damit konnte man zum ersten Mal auf einem Tasteninstrument einen Effekt erzeugen, den man sonst zum Beispiel von Blues-Gitarristen kennt: den Ton «benden», nach dem Anschlag noch in der Tonhöhe verändern. Mit dem Pitch Bend konnte George Duke die Tradition, den Blues, den Gospel, auf die neuartigen Instrumente der 1970er Jahre bringen. «Ich habe die Kirche zu den Synthesizern gebracht», meint er dazu.

Im selben Interview nicht lange vor seinem Tod sagt George Duke: «Ich habe mich immer gefragt, ob ich im grossen Rad des Jazz einmal eine eigene Speiche sein könnte – diese Verbindung von Tradition und Synthesizer: Das war sie, das war meine eigene Speiche.»

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