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Öko-Techno Dieser DJ hat mehr als einen Vogel

Seine Mission? Der Umweltschutz. Sein Medium? Die Musik. Wie Dominik Eulberg sich von Flora und Fauna inspirieren lässt.

Am Wochenende steht Dominik Eulberg an den Turntables. Morgens um vier legt er in den grössten Clubs der Welt auf.

Unter der Woche lebt der DJ und Produzent zurückgezogen in einem kleinen deutschen Städtchen im Westerwald zwischen Köln und Frankfurt. Dort hat er ein Haus am Rand eines Vogelschutzgebietes mit Blick auf einen See.

Audio
«Öko»-Techno: Vogelgezwitscher auf dem Dancefloor
aus Kontext vom 23.09.2018. Bild: zvg
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 19 Sekunden.

Wenn Dominik Eulberg nicht unterwegs ist, verbringt er Zeit in der Natur. Um vier Uhr nachmittags geht er wandern oder beobachtet Vögel.

Natur, die «grösste Künstlerin»

«Die Natur ist wie eine Wundertüte, immer spannend und aufregend», sagt Eulberg. «Wenn ich einen seltenen Vogel entdecke, freue ich mich wie ein kleines Kind.»

Die Natur sei sein Rückzugsort und seine grösste Inspirationsquelle, so der 40-Jährige. Es gebe keinen grösseren Künstler: «Die Formen- und Farbenvielfalt der Vögel und Schmetterlinge ist beeindruckend. Ich kenne keinen Designer, der jemals ein mannigfaltigeres Sammelsurium erschaffen hätte.»

Naturporträts mit Tönen und Beats

In Dominik Eulbergs Musik keucht und fleucht es nur so von diesen «Naturwundern vor unserer Haustür». An seine Musikstücke tastet Eulberg sich wie ein Naturforscher heran. Er nimmt Geräusche auf, legt einen Beat darunter, erfindet Harmonien und Melodien dazu.

Die Verbindung von Natur und Techno mag auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingen: Hier der harte Maschinen-Beat, dort die stille Natur. Aber der Öko-DJ sieht das anders.

«Techno ist eigentlich die triebhafteste und instinktivste Musik, die es gibt», sagt er. «Sich in Trance zu tanzen, hat etwas Animalisches. Man schwitzt und vergisst die Zeit.» Der sich wiederholende, monotone Viervierteltakt im Techno erinnere auch an den Herzschlag im Bauch der Mutter, sagt Eulberg.

Natur als Abenteuer-Spielplatz

Geboren 1978, ist Dominik Eulberg als Sohn eines Biologen und einer Naturfreundin in einem kleinen Städtchen im Westerwald aufgewachsen – direkt am Waldrand, ohne Fernseher. «Als Kind war ich von morgens bis abends draussen, die Natur war mein Entertainment-Programm.»

Ein junger Mann sitzt auf einem Heuballen.
Legende: Für seine Musik lässt er sich von den Klängen der Natur inspirieren: DJ, Produzent und Ökologe Dominik Eulberg. zvg

Später studierte Eulberg Ökologie in Bonn, lebte als Ranger ein halbes Jahr im Wald – ohne Wasser und Strom. Er wurde Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland und begann nebenbei, Musik zu machen.

Seit 2003 ist Eulberg hauptberuflich DJ. Doch darauf will er nicht reduziert werden, er will nicht nur unterhalten. Er möchte die Menschen für die Natur sensibilisieren. Denn Natur sei der einfachste, gesündeste und kostengünstigste Schlüssel zum Glück, ist der Ökologe überzeugt.

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Ausserdem möchte er eine Nachhaltigkeit erlangen. «Es ist es fünf vor zwölf, und der Natur geht es nicht gut. Das ist auch für uns sehr bedenklich. Denn nur ein intaktes, diverses und gesundes Ökosystem ist eine Lebensversicherung für uns und folgende Generationen.»

Dolmetscher zwischen zwei Welten

Eulberg ist besorgt, dass immer mehr Insekten verschwinden. Dass immer mehr Arten von unserem Planeten ausradiert werden. Vielen Menschen sei das nicht bewusst.

Seine Techno-Tracks bieten darum auch Wissen über die Umwelt. Sie sind nach Tieren, Pflanzen oder Pilzen benannt, heissen «Tanz der Glühwürmchen», «Björn Borkenkäfer» oder «Löwenzahn-Luftwaffe». In den CD-Booklets stellt der DJ seine Protagonisten ausserdem vor. So lernt der Techno-Freund zusätzlich etwas über die Natur.

Ein Engagement, das Eulberg das Etikett «Öko-Techno» einbrachte. Seine Musik zollt all den Tieren Tribut, deren Leben man schnell übersieht, wenn man nie von ihnen gehört hat.

«Die Natur ist eine Welt der Wunder, man muss nur genau hinschauen», sagt Eulberg. Und Eulberg, dieser neugierige Mensch, schaut genau hin. Er geht mit offenen Augen durch die Natur und möchte ein Bewusstsein schaffen – für die Wunder, aber auch für die Nöte vor unserer Haustür.

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