Opernführer - Drei Dinge über «Der Freischütz», die Sie noch nicht wussten
Ein tödlicher Halbtonschritt, das geklaute Libretto eines Rechtsanwalts und wie der Dichter Heinrich Heine vom «Freischütz» Kopfweh kriegt. Drei Trivia zum Freischütz.
Der gelernte Rechtsanwalt Friedrich Kind bietet Weber ein Textbuch an, das sich angeblich auf Protokolle eines Geisterprozesses von 1710 beruft. In der Tat hat sich Kind hauptsächlich bei der Tragödie «Der Freischütz» beim Münchner Dichter Franz Xaver von Caspar bedient. Änderungen, wie etwa der neu dazugekommene Auftritt des gutmütigen Eremiten, die nur von Caspar stammen können und in keiner anderen Quelle sonst vorkommen, belegen das. Nach heutigen Vorstellungen hat der Dichter-Rechtsanwalt Kind damit klar gegen das Urheberrechtsgesetz verstossen. Ein Plagiatsfall!
Freischütz-Fieber in Berlin
In den 1820er-Jahren ist die Berliner Bevölkerung ganz im «Freischütz»-Fieber. Heinrich Heine findet das unerträglich. In einem Brief spottet er über die Melodie des «Jungfernkranze» aus dem zweiten Aufzug: «Bin ich mit noch so guter Laune des Morgens aufgestanden, so wird doch gleich alle meine Heiterkeit fortgeärgert, wenn schon früh die Schuljugend, den ‹Jungfernkranz› zwitschernd, bei meinem Fenster vorbeizieht. Es dauert keine Stunde, und die Tochter meiner Wirtin steht auf mit ihrem ‹Jungfernkranz›. Ich höre meinen Barbier den ‹Jungfernkranz› die Treppe heraufsingen. Die kleine Wäscherin kommt‚ mit Lavendel, Myrt' und Thymian. So geht's fort. Mein Kopf dröhnt.»
Im Finale rückt Weber die Harmonik krass von H- nach C-Dur vor: Ein Halbtonschritt, der zu seiner Zeit äusserst unüblich ist. Thomas Mann nimmt diesen kühnen harmonischen Schritt in seinem Roman «Doktor Faustus» literarisch auf. Dort steht dieser «aufhellende Halbton-Abstand» für die tödliche Infektion des Protagonisten Adrian Leverkühn in einem Leipziger Bordell. Ja, nicht jedes C-Dur ist unbefleckt.
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Ein wenig gruselig: Von Webers «Freischütz» kurz erklärt
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