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Der Opernführer Drei Dinge über Mozarts «Entführung», die Sie noch nicht wussten

Osmanische Kriegsmusik galt im Mitteleuropa des 18. Jahrhunderts doch tatsächlich als chic. Arien wurden für Sängerinnen und Sänger massgeschneidert. Argumente gegen die Behauptung, «Die Entführung aus dem Serail» habe «zu viele Noten».

  • 1. Türkenoper

    Audio
    Janitscharenmusik
    02:10 min Bild: Heeresgeschichtliches Museum
    abspielen. Laufzeit 2 Minuten 10 Sekunden.

    Als das Osmanische Heer gegen Ende des 17. Jahrhunderts schon zum zweiten Mal bis vor die Tore Wiens vorstösst, geht in der Bevölkerung die Angst um. Die Stadt droht von den Osmanen eingenommen zu werden und es kursierten wilde Geschichten über deren Brutalität. Als es dann doch nicht so weit kommt und die Militärs sich später zurückgezogen haben, schlägt die Stimmung in Wien in einen Orient-Boom um. Orientalisches und Türkisches ist jetzt total in. Türkischer Kaffee wird getrunken und die Janitscharenmusik wird bekannt. Schliesslich findet die osmanische Militärmusik auch den Weg in einige Werke der europäischen Musik. Und in der Oper wollen viele sogenannte Türkenopern sehen: Geschichten aus dem Orient in aparten Kulissen, mit einem Hauch Barbarei und exotisch klingender Musik. Von Mozart gibt es zwei Türkenopern, die «Entführung aus dem Serail» und der die unvollendete «Zaide». Auch andere Komponisten reiten im 18. Jahrhundert auf dieser Türkeiwelle mit, es werden zahlreiche Türkenopern geschrieben.

  • 2. Massgeschneiderte Arien

    Gemälde: Mozart
    Legende: Als Komponist schneiderte Mozart den Sänger und Sängerinnen die Rollen auf den Leib. Wikimedia/Johann Nepomuk della Croce

    Zu Mozarts Zeit ist es üblich, dass Komponisten den Sängerinnen und Sängern die Rollen quasi auf den Leib schneidern. Caterina Cavalieri ist damals eine der berühmtesten und virtuosesten Sopranistinnen, und sie war die erste Konstanze. Ihre Partie «habe ich ein wenig der geläufigen Gurgel der Mademoiselle Cavalieri aufgeopfert», schreibt Mozart in einem Brief an seinen Vater. Und auch der erste Osmin Ludwig Fischer bekam auf ihn zugeschnittene Töne. Fischer konnte aussergewöhnlich tief singen und deshalb komponierte Mozart für ihn auch extratief, die Rolle des Osmin ist eine der tiefsten Bass-Rollen überhaupt. Und der Komponist meinte dazu: Man muss «so einen Mann nutzen, besonders da er das hiesige Publikum ganz für sich hat.»

  • 3. So viele Noten, wie nötig

    Gemälde: Kaiser Joseph II. hoch zu Pferd
    Legende: «Zu viele Noten!», soll Kaiser Joseph II. nach der Uraufführung seines Auftragswerks kritisiert haben. Burghauptmannschaft Österreich

    «Zu viele Noten!» Das soll die nicht gerade schmeichelhafte erste Reaktion des Auftraggebers Kaiser Joseph II. nach der Uraufführung gewesen sein. Zumindest gemäss einer vielzitierten Anekdote, welche auch in Miloš Forman berühmten Film «Amadeus» nacherzählt wird. Tatsächlich soll der Kaiser aber gesagt haben: «Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, lieber Mozart!». Ein Satz, den man durchaus als grosses und ehrfürchtiges Lob verstehen kann. Gerade wenn man bedenkt, dass etwa die virtuosen Arien der Konstanze weit über das hinausgingen, was man bisher im Rahmen eines Singspiels gehört hatte. Mozart jedenfalls soll bezüglich der Noten knapp geantwortet haben: «Es sind gerade so viele, wie nötig sind.»

«Die Entführung aus dem Serail» kurz erklärt

Video
Mozarts «Entführung aus dem Serail»
Aus Kultur Extras vom 18.11.2016.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 32 Sekunden.

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