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Musik Roma-Musik jenseits der Klischees

Ob virtuoser Teufelsgeiger oder listiger Langfinger: Auch heute noch gibt es viele Vorurteile über die Roma. Der bulgarische Musiker Martin Lubenov will das ändern – mit besserer Integration. Sein Rezept: Roma-Musik mit andern Stilen mischen und damit ein Multikulti-Publikum anziehen.

Internationaler Tag der Roma

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Vor 45 Jahren fand in London der erste Welt-Roma-Kongress statt; ein Meilenstein für eine Bevölkerungsgruppe, die man früher bestenfalls als «Zigeuner» bezeichnet hatte. Seit dem 8. April 1971 haben die Romas nicht nur einen politisch korrekten Namen, sondern auch eine eigene Flagge und eine Hymne.

«Mir ist egal, ob mich die Leute Roma oder Zigeuner nennen», sagt der bulgarische

Akkordeonist Martin Lubenov und fügt an: «Es geht nicht um das Wort, sondern um das, was dahinter steckt.»

Für Lubenov ist die politisch korrekte Eigenbezeichnung «Roma» nicht mehr als rhetorische Schönmalerei: «Wahrscheinlich bekommen die Integrationsorganisationen mehr finanzielle Unterstützung, wenn sie von Roma sprechen.» An der Situation der Betroffenen ändere der Begriff wenig.

Musik ist Integration

Martin Lubenov lebt seit fast 20 Jahren in Westeuropa. Er kam wegen seines Musikstudiums nach Wien und wegen seines Interesses an der multikulturellen Gesellschaft: «Wenn du Menschen aus anderen Kulturen kennenlernst, ist das eine Bereicherung – nicht nur für die Musik», sinniert er. Diese Einstellung spiegelt sich in seinen Kompositionen: eine komplexe Mischung aus bulgarischer Volksmusik, Roma-Musik, Latin, Jazz und mehr.

Audio
Tag der Roma – Martin Lubenov 3:20
aus Kultur kompakt vom 08.04.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 20 Sekunden.

Für ihn ist die Musik die beste Integrationsmöglichkeit. «Wenn die Leute an meine Konzerte kommen, entstehen nach dem offiziellen Programm oft schöne Kontakte. Die Menschen haben Fragen oder wollen mehr von mir wissen, wir lernen uns kennen. Das ist für mich gegenseitige Integration», sagt Lubenov.

Plädoyer gegen die Ghettoisierung

Anders als in Westeuropa, sei die Situation vieler Romas in Osteuropa schwierig. Grund dafür seien die sogenannten «Mahalas», die Ghettos am Rand der Städte, sagt Martin Lubenov. Sie verhinderten die kulturelle Durchmischung. So lange es diese physischen Abgrenzungen zwischen Romas und Nicht-Romas gäbe, so lange sähen viele Romas die Migration nach Westeuropa als einzigen Ausweg aus dieser Situation.

Rassismus, Armut, mangelnde Bildung und Desinteresse der Politiker verhinderten die Aufstiegschancen in den Mahalas und förderten die Kriminalität. Das Problem der Parallelgesellschaften sieht Lubenov in Osteuropa viel stärker als im Westen.

Für ihn ist gegenseitiges Verstehen und Vertrauen erst dann möglich, wenn die Gesellschaft bereit sei, Mauern abzubauen. Und diese Lebensphilosphie spiegelt sich auch in Martin Lubenovs Musik wieder.

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