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Musik Sängerin Nneka nimmt den Herzensweg

Bob Marley ist eines ihrer Vorbilder, mit Lenny Kravitz war sie auf Tour: Die nigerianische Sängerin Nneka. Mit ihrem Afropop singt sie gegen Korruption und Gewalt. Politisch sein und ein grosses Herz haben: Das geht, wenn man Nneka heisst.

Es sind die Gräueltaten der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram, die seit Längerem die Berichterstattung über den westafrikanischen Staat Nigeria dominieren. Sie rufen Entsetzen und Fassungslosigkeit hervor. Auch bei der Sängerin Nneka.

Nneka, die seit sieben Jahren wieder in der nigerianischen Hauptstadt Lagos wohnt, vertont dieses Gefühl. Im bewegenden Song «Pray For You» auf ihrem neuen Album «My Fairy Tales» gibt sie ihre Lebenshaltung wieder: Vergebung statt Hass – auch angesichts der grössten Ohnmacht. «Manche Menschen in Nigeria mögen mich dafür für verrückt halten. Aber ich kann nicht anders. Es liegt wahrscheinlich schon in meinem Namen begründet.» Nneka bedeutet: Mutter steht über allem.

Mit Engagement zum Weltstar

So geht die 34-Jährige konsequent diesen Weg des grossen Herzens und verzaubert ihr Publikum mit Aufrichtigkeit und Emotionen – und mit einem Mix aus zahlreichen Musikstilen. In ihrem Sound verwebt sie elegant Soul, Reggae und Elektro. Hip-Hop hat sie genauso beeinflusst wie Bob Marley oder Fela Kuti, der nigerianische Nationalheld und Begründer des sogenannten Afrobeat. Mit Lenny Kravitz und Lauryn Hill war sie im Vorprogramm auf Tour.

Nneka begann ihre Musikkarriere in Hamburg. Mit 18 war sie nach Deutschland gekommen, der Heimat ihrer Mutter. Dort studierte sie Anthropologie und gab ihre ersten Konzerte.

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Warum Nneka Nigeria verliess
Aus Kultur Extras vom 26.03.2015.
abspielen. Laufzeit 46 Sekunden.

In Deutschland zur Musik gefunden

Nneka wusste die Chance zu nutzen. Denn in Nigeria konnte ihr Vater ihr keine höhere Ausbildung finanzieren. Sie sei nicht «mit dem silbernen Löffel im Mund» geboren worden. Nneka erinnert sich aber auch an den zuweilen offenen Rassismus in Deutschland. Ausserdem litt sie darunter, dass im Westen immer mit der europäischen Brille auf Afrika geschaut wurde.

Das war einer der Gründe, warum sie vor sieben Jahren in ihre Heimat zurückkehrte. Noch wichtiger war, dass sie nicht mehr von aussen zuschauen und die Missstände beklagen wollte. «Um etwas zu erreichen, musste ich nach Nigeria zurück und dort mitanpacken beim Wandel, von dem ich singe, oder den ich sehen möchte.»

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Nneka über ihre Rückkehr nach Nigeria
Aus Kultur Extras vom 26.03.2015.
abspielen. Laufzeit 32 Sekunden.

Gegen Gewalt und Korruption

Nigeria ist der bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Staat Afrikas. Probleme gibt es aber dennoch: Ausbeutung der Ölreserven durch internationale Multis, Korruption und Gewalt. Davon singt Nneka.

Die Sängerin nutzt ihre weltweite Bekanntheit, um ihre Botschaft an die Leute zu bringen. Mit dem humanitären Projekt «Rope» will sie Jugendliche ermutigen, durch Musik oder Mode eine Perspektive abseits der Gewalt zu suchen. Auch engagiert sie sich als Botschafterin der Frauenrechtsorganisation «African Women's Development Fund».

Eine narrenfreie Nestbeschmutzerin

Und trotzdem sehen manche Nigerianer in ihr eine Nestbeschmutzerin. Weil sie nicht nachlässt mit ihrer Kritik, weil sie die Politiker immer wieder an ihre Aufgabe erinnert, den Menschen im Land zu dienen. Bei so viel politischem Bewusstsein: Möchte Nneka nicht in die Politik gehen? Als Musikerin könne sie viel mehr bewirken, ist Nneka überzeugt. So bewahrt sie sich die Narrenfreiheit.

Am Wochenende wird in Nigeria gewählt. Nneka fehlt der Glaube an einen Wandel in der Politik. «In der Geschichte Nigerias gibt es nur korrupte Politiker. Aber das können wir anprangern!»

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