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Afrikanische Sounds für die Tanzfläche: Mory Kanté
Aus Jazz Collection vom 10.03.2020. Bild: SRF / Sébastien Thibault
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Star des Ethno-Pop gestorben Mory Kanté brachte die Harfe auf die Tanzfläche

Mory Kanté war einer der grossen internationalen Musikstars des afrikanischen Kontinentes, mit einem Titel, der auf immer mit ihm verbunden sein wird: Yéké Yéké.

1987 füllte ein Song aus Afrika die Tanzflächen der westlichen Welt «Yéké Yéké». Eine wahre Seltenheit.

Der afrikanische Kontinent darf zwar ohne grosse Übertreibung als die Wiege der populären Musik gelten. Aber die meisten Songs aus Afrika sahen die europäischen oder US-amerikanischen Hitparaden nur aus der Ferne.

«Yéké Yéké» war überall

Doch dieses «Yéké Yéké» hatte alles, um dem westlichen Musikgehör zu gefallen: ein damals modernes Soundkleid mit einem Rhythmusgerüst und Bläserstössen aus dem Synthesizer, ein treibender Rhythmus, und einen eingängigen Refrain.

Das Afrikanische daran war die hohe Stimme Mory Kantés, unterstützt von einem Frauenchor. Dazu der damals reichlich unbekannte Klang der Kora, der westafrikanischen Harfe. «Yéké Yéké» war plötzlich überall, wie auch Mory Kante mit seinem Instrument. Aber es blieb der einzige Erfolg dieses riesigen Ausmasses in seiner Karriere.

Eine typisch afrikanische Laufbahn

Kantés Werdegang ist typisch für afrikanische Musiker seiner Zeit. Er stammte aus Guinea in Westafrika, war Teil einer Griot-Familie und wurde mit 15 zu einer Tante nach Bamako in Mali geschickt, um sich auf die eigene Griot-Karriere als Sänger und Musiker vorzubereiten.

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Der Kultursonntag in Bamako
aus Kontext vom 28.08.2016. Bild: Reuters
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Der junge Mann, der eigentlich Balafon spielte, sattelte auf Gitarre um, und wurde mit 21 entdeckt und für ein Orchester engagiert, das in Mali eine grosse Rolle spielte: die Rail Band.

Die Begrüssungs-Band, die am Bahnhof spielte

Mit vollem Namen hiess die Kombo «Super Rail Band du Buffet de la Gare de Bamako». Das ist durchaus programmatisch zu verstehen: das Orchester war dazu auserkoren, die ankommenden Reisenden am Bahnhof von Bamako zu begrüssen – typisch für die Aufbruchstimmung des Jahrzehnts der Unabhängigkeit der westafrikanischen Länder von Frankreich.

Die Rail Band spielte eine damals sehr populäre, äusserst tanzbare afrikanische Variante kubanischer Rhythmen. Kein Wunder kam man gern in Bamako an!

Illegal in Paris

Mit dabei bei dieser Grossen Eisenbahnband waren der Sänger Salif Keita und der Gitarrist Mory Kanté. Als Keita eine Solo-Karriere einschlug, wurde aus dem Gitarristen der neue Sänger. Gleichzeitig begann Kanté, sich für das traditionelle Instrument Kora zu interessieren.

Mit dieser zog er 1984 nach Paris, wo er zuerst noch illegal lebte. Wie viele andere Musiker vom afrikanischen Kontinent hatte er verstanden, dass ein dauerhafter Erfolg nur im Westen passieren konnte, und der kam mit «Yéké Yéké».

Zurück zum Sound der Heimat

Wie die meisten afrikanischen Musiker, die mit europäisch beeinflussten Stücken Erfolg im Westen hatten – etwa sein alter Bandkollege Salif Keita – kehrten sie mit der Zeit zu einem Sound zurück, in dem die traditionellen, akustischen Instrumente ihrer Heimat eine weit grössere Rolle hatten.

So auch Mory Kanté. Jetzt ist er nach langer Krankheit kurz nach seinem 70. Geburtstag in seiner Heimat in Conakry, Guinea, gestorben.

Radio SRF Kultur, Kultur Nachrichten, 22.05.2020, 16.30 Uhr

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