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Netzwelt 24 Stunden Jerusalem im TV – und auf dem Second Screen

Als wäre man selber dort: Die Mega-Fernseh-Doku «24h Jerusalem» erzählt einen Tag lang Geschichten aus dem Schmelztiegel Jerusalem. Beeindruckend ist aber nicht nur der Film: Die Website dazu liefert synchron die passenden Web-Inhalte – und macht das schwere Thema leicht greifbar.

Der Clou der Website zu «24h Jerusalem»: Man konsumiert die Online-Inhalte synchron zum Dokfilm. Auf neudeutsch als Second-Screen-Angebot. Denn so spannend die Mega-Doku ist, bei 24 Stunden Länge hat man wohl schon die eine oder andere freie Minute, um parallel dazu aufs Smartphone, Tablet oder den Laptop zu schielen. Das spricht nicht gegen die Doku, sondern für die Website.

Film und Website synchron nutzen

Film-Marathon «24h Jerusalem»

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Die Doku erzählt von grossen Konflikten und kleinen Alltagsbeschwerden. 70 TV-Teams tauchen in den Alltag von 90 Leuten in Jerusalem ein. Der 24-stündige Film (Regie: Volker Heise) erhielt einen deutschen Fernsehpreis und lief 2014 erstmals bei Arte und im BR.

An Ostern ist sie auf SRF zwei zu sehen: So 5.4, 6:00 Uhr bis Mo 6. April, 6:00 Uhr

Der Film dauert von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr am nächsten Tag. Er zeigt den Alltag von 90 der 800‘000 Einwohner von Jerusalem. Das Leben im hochreligiösen, 7000 Jahre alten Schmelztiegel.

Und je nachdem, wo man im Film gerade steckt, synchronisiert man die Website. Man tippt die Uhrzeit der Reportage online in ein Feld – und landet beim passenden Inhalt.

Es beginnt um 6 Uhr mit fünf Vines (6-Sekunden-Filmchen in Endlosschlaufe) zum Hashtag #dawn. Um 6:02 folgt ein Quiz: «Was bedeutet Jerusalem?» (Antwort: Stadt des Friedens).

Weitere zufällige Beispiele: Um 18:10 Uhr gibt's ein Kurzporträt der Protagonistin Moran Mizrahi, einer 34-jährigen Café-Besitzerin und alleinerziehenden Mutter. Um 1:59 Uhr landet man bei einer Google-Streetview-Ansicht des Krankenhauses «Hadassah Ein Kerem».

Vines bringen Leben auf den Screen

Viele werden sich «24h Jerusalem» wohl ohne Second Screen anschauen. Ebenso funktioniert die Website auch ohne Fernseher. Es ist genauso reizvoll, sich willkürlich – unsynchron – durch das Angebot zu klicken: durch 1379 Vines (6-Sekunden-Filmchen in Endlosschlaufe), 53 Themen, 12 Karten, 45 Zitate, 67 Quiz, 9 Streetview, 89 Fakten.

Insbesondere die Vines ziehen den Besucher schnell und spielerisch in die Thematik, in den Alltag von Jersusalem, das Leben auf der Strasse, zu den Menschen in der heiligen Stadt. Vines sind ein Format, das man im Reportage-Journalismus gut noch häufiger einsetzen könnte.

Hashtags wie #market,, #streetart oder #palestinian_wedding ordnen die Handy-Filmchen. Beteiligte Filmer, Fotografen, Künstler, Studenten oder auch Fernsehzuschauer haben diese teils dokumentarischen, teils experimentellen Schnipsel eingefangen.

Man sieht junge Menschen bei der Zubereitung von Fladenbrot oder Fleischspiesschen. Wie sie an Hochzeiten tanzen. Unter #holyplaces besuchen Gläubige die heiligen Stätten von Jerusalem.

«Ein paranoides Land»

24h Jerusalem online

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Die Website 24hjerusalem.tv funktioniert als Second-Screen-Angebot zum 24-Stunden-Film am Fernsehen. Unter dem Hashtag #24hjerusalem findet man Tweets zum Projekt. Die Website wurde beim Prix Europa 2014 in der Kategorie Online ausgezeichnet.

Interessant ist auch das Videotagebuch des Regisseurs Volker Heise. Kurze, verwackelte Videos zeigen die Stimmung hinter der Kamera, die komplexen Vorbereitungen, die Anspannung und auch den enormen Materialaufwand. Heise erklärt kurz vor Dreh, dass sie eben Besuch des Geheimdienstes hatten: «Da pfeifen wir drauf.»

Ein paar Tage nach dem Dreh sieht man, wie sie die Festplatten mit sämtlichen Aufnahmen im Hotelschrank verstecken. «Das ist ein paranoides Land, viele Leute handeln paraonid», sagt Heise.

Das Videotagebuch, die Vines, all das macht dieses Mega-Projekt über diese Stadt in ihrer vertrackten Situation auf eine lockere Weise greifbar. Das Online-Angebot funktioniert als Zusatz für jene, die beim Marathon-Gucken zusätzliche Unterhaltung oder Herausforderung brauchen. Jedoch genauso zum gewundrig machen. Bald will man mehr. Die volle Ladung: 24 Stunden Jerusalem.

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