Zum Inhalt springen

Header

Helles Haar und eine noch hellere Stimme: YouTube-Star Madilyn Bailey.
Legende: Helles Haar und eine noch hellere Stimme: YouTube-Star Madilyn Bailey. Siri Benrud/Madilyn Bailey
Inhalt

Netzwelt Cash für Coversongs

Im Netz tummeln sich unzählige Covers grosser Pop-Hits. Sie sorgen bei YouTube nicht nur für Milliarden Klicks, sondern sind zu einer Einnahmequelle für neue Vermarktungsnetzwerke geworden. Doch auch die alte Musikindustrie will am grossen Markt der Coversongs mitverdienen.

Madilyn Bailey hat helles Haar und eine noch hellere Stimme. Einen Blick, in den man viel interpretieren kann. Die Kamera ist auf ihr Gesicht gerichtet, der Hintergrund dunkel. In ihren YouTube-Videos, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen begleitet sich die 20-jährige Amerikanerin mit Akustikgitarre oder Piano und singt die Hits der Weltstars nach. So sammelt sie dutzende Millionen Klicks. Doch Madilyn Bailey ist nur eine von vielen. Sie ist schwerlich die Schönste und wohl auch nicht die beste.

«YouTube ist das neue Radio», sagt Larry Miller, Professor für Musikwirtschaft an der New York University. In diesem Radio laufen die Songs in verschiedensten Versionen. Zählt man die erfolgreichen Coverversionen grosser Hits zusammen, werden sie in vielen Fällen genauso oft angeschaut wie die Originale – oder gar öfter. Die Cover-Armee gewinnt an Stärke.

Gebündelte Kräfte

«30 Millionen Aufrufe», jubelte Madilyn Bailey jüngst in den Kommentaren unter einem ihrer Videos. «Ihr seid grossartig!» Sie meinte die Heerschar von Musikfans, die die Alternativ-Versionen der Poplieder zu lieben scheinen, und so neben den Originalen auch die Covers zu Superhits auf YouTube machen. Aufrufe im zwei- oder gar dreistelligen Millionenbereich sind nicht mehr selten.

Viele dieser Coverstars sind bei Fullscreen zuhause. Die Firma ist das grösste unabhängige Multi-Kanal-Netzwerk der Welt. Sie nimmt tausende von YouTube-Kanälen unter Vertrag, unterstützt sie in Vermarktung und Wachstum und teilt sich mit ihnen die Werbe-Einnahmen. Allein bei Fullscreen sind laut Firmenangaben über 700 Musiker unter Vertrag – viele von ihnen Coverkünstler.

Deals mit Verlegern

Die gebündelten Kräfte von Netzwerken wie Fullscreen sind auch eine Anlaufstelle für Inhaber von Musikrechten. Die Universal Music Group beispielsweise erlaubt den Künstlern des Netzwerks, ihren kompletten Katalog zu nutzen und erhält im Gegenzug einen Teil der Einnahmen. Bei Universal liegen beispielsweise die Rechte für das Lied «Payphone» von Maroon 5. Dieses wurde auf YouTube 130 Millionen Mal angesehen. Die erfolgreicheren Covers des Liedes jedoch sammelten fast doppelt so viele Klicks (siehe Tabelle). Universal verdient nun an allen Versionen mit.

Dieses Jahr hat sich nun die Vereinigung der US-Musikverleger mit den Netzwerken Fullscreen und Maker Studios geeinigt, dass deren Stars per YouTube-Lizenzierung ihre Coverversionen zu Geld machen können. Doch hier ist die Sache etwas komplizierter. «Der Markt mit Musikrechten ist lange nicht so konsolidiert wie der von Labels», sagt Experte Larry Miller. Sprich: Es sind viele Player im Spiel, und trotz der Einigung muss jeder Verleger einwilligen, was lange nicht alle tun und was Zeit kostet.

Zwei Pophits und ihre drei erfolgreichsten Youtube-Covers

Erst am Anfang

In der Zeit, kurz nachdem Covers hochgeladen wurden, werden oft die meisten Klicks gesammelt. Noch bevor Verleger die Versionen entdecken und Werbung schalten können. Da gehe viel Geld verloren, sagt Harry Poloner. Der Lizenzierungsexperte hat die Deals mit den Netzwerken für Maker Studios mitverhandelt und baut derzeit eine Firma auf, die zwischen Rechteinhabern und Coverkünstlern vermitteln will. «Die momentane Situation schadet allen – YouTube, den Rechteinhabern und den Künstlern», so Poloner.

All dies sind Zeichen, dass der Strom von Covers so schnell nicht versiegen dürfe. Künstler wie Madilyn Bailey verdienen damit zwar kaum Geld, jedoch viel Aufmerksamkeit: Bailey hat jüngst ihre erste eigene EP veröffentlicht – doch das Interesse an ihren eigenen Songs ist im Vergleich zu den Coverversionen winzig. «Wie viele dieser Coverstars unabhängige Stars mit eigener Musik werden, ist eine offene Frage», sagt Larry Miller. «Doch momentan bringen sie YouTube und den Netzwerken eine Tonne an Traffic.» Und damit auch eine Menge Geld.

Meistgelesene Artikel