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Webreportage Das Leben als Häftling, jenseits der Knast-Klischees

Eine Webreportage porträtiert acht Häftlinge hinter Gittern und liefert die Innensicht einer abgeschlossenen Welt.

Worum geht’s?

Die Recherche zum Webspecial «Acht Häftlinge» ist eine Kooperation von Süddeutscher Zeitung, Bayerischem Rundfunk und Correctiv. Acht thematisch unterschiedlich fokussierte Folgen, acht Geschichten von Häftlingen. Es geht um das Eingeschlossensein und die Ohnmacht, um die Familien, die zu Besuch kommen, um Schwarzmarkt, Drogen und die Gewalthierarchie. Und um die Sicherheitsverwahrung.

Darum ist’s interessant

Das Special arbeitet mit einer Kombination aus Zeichnungen, Fotos und Texten. Auf den Fotos sieht man nur Gegenstände: Überwachungskameras, Zäune, Hände mit einer Kaffeetasse. Nie erkennbare Menschen. Die sind nur gezeichnet und werden in den Texten beschrieben. Die Insassen bleiben anonym.

Die Geschichten sind nie einem konkreten Menschen zuzuordnen. Es ist beinahe so, als lösten sich die Geschichten ab. Sie werden zur Innensicht eines Phänomens. Ein Insasse in Langzeitverwahrung, also jemand, der weiss, dass er nie mehr rauskommen wird, sagt, er hätte auch keine Geschichte mehr.

Inhaltlich ist das Webspecial genauso interessant: Denn Gefängnisse sind abgeschlossene Systeme. Diejenigen, die nie «drin» waren, wissen wenig darüber. Michel Foucault prägte für derart abgeschlossene Systeme in den 1960er-Jahren den Begriff «Heterotopie». Die, die nie in einem heterotopen Ort waren, laden diesen mit Projektionen auf – zumeist mit Klischees aus Film und Fernsehen.

Screenshot

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Wir sprechen über aktuelle Geschichten und Debatten im Internet. Von Montag bis Donnerstag um 17.40 Uhr in der Rubrik «Screenshot» bei Radio SRF 2 Kultur.

Die Reportage liefert die Innensicht jenseits gängiger Klischees: Man erfährt beim Lesen, dass man «drin» kein Leben hat, von dem man erzählen könnte. Worüber spricht man mit seiner Frau nach Jahren? Was sagt man den Kindern?

Wie geht man mit seiner Schuld um? Ein Häftling erzählt, er wolle sich bei seinem Opfer schon lange entschuldigen. Er hat es aber unterlassen, um das Opfer nicht an sich, den Täter, zu erinnern.

Das sind keine Geschichten, die krampfhaft auf die Tränendrüse drücken, sondern die Sichtweisen der Insassen und manchmal auch die des Personals zur Disposition stellen. Die Reportage leistet viel. Vor allem ist sie grossartig geschrieben und verweigert, das Unglück der Insassen gegen ihre Schuld aufzurechnen.

Das Webspecial «Acht Häftlinge» von Süddeutscher Zeitung, Bayerischem Rundfunk und Correctiv

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