Gute Nachricht aus dem Reich der Tiere: Einige der Tierarten wie Wölfe oder Fischotter sind zurück, andere wie die Walliser Spitzmaus oder Kryptische Fledermaus wurden neu entdeckt.
Das berichten Forschende der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie im neu erschienenen «Atlas der Säugetiere». Es ist das umfassendste Werk, das es jemals zum Thema gab.
Steinbock, Rothirsch, Wildschweine sind zurück
Noch vor 100 Jahren waren Steinbock, Rothirsch, Reh und Wildschwein in der Schweiz ausgerottet, Gämsen gab es nur noch ein paar.
In der Schweiz und Liechtenstein hat der Bestand an Säugetieren seit 1995 von 87 auf 99 Arten zugenommen. Unter anderem auch durch das 1986 erlassene Gesetz über Jagd und Schutz der wildlebenden Säugetiere und Vögel.
Ginsterkatze kam auf sanften Pfoten
99 Arten: Klingt auf den ersten Blick nicht nach viel, doch das täuscht. «Die Leute werden mit diesem Buch Arten entdecken, von denen sie bis jetzt nicht wussten, dass sie in der Schweiz vorkommen», sagt Manuela von Arx von der Wildtier-Stiftung Kora.
Arten wie zum Beispiel ein jüngst aus Frankreich zugewandertes Tier, das bei Genf in eine Fotofalle getappt ist:
Die Kleinfleck-Ginsterkatze. Sie wurde als 99. Art in den Säugetieratlas aufgenommen.
Diese scheue Waldbewohnerin – ist nur eine von ganzen 12 neuen Säugetierarten, um die die Schweiz heute reicher ist als noch Mitte der Neunziger-Jahre.
Durch Artenschutz entstehen Lebensräume
Der Herausgeber des Säugetieratlas, Roland Graf von der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie, erklärt, wie das Phänomen zustande kommt: «Noch bis weit ins letzte Jahrhundert hinein wurden einige Wildarten konsequent verfolgt, zum Beispiel der Fischotter.»
Erst durch den heutigen Schutz der Tiere finden sie in ihren geeigneten Lebensraum in der Schweiz und kommen so langsam zurück, so Graf.
Auch nicht-einheimische Tiere immigrieren
Zurückgekommen sind auch der Wolf und (besuchsweise) der Bär. Zugleich sind nicht-einheimische Arten zugewandert. So zum Beispiel der Marderhund oder der Goldschakal. Dieses fuchsähnliche Raubtier vermehrt sich in Europa schnell.
Doch in der Schweiz seien seiner Ausbreitung Grenzen gesetzt. Nicht zuletzt, weil der Allesfresser Goldschakal hier keine offenen Abfalldeponien und Schlachtabfälle vorfindet.
Dies sei auch gut so, denn Neuzuzüger seien oft auch Konkurrenz für einheimische Tiere, sagt Roland Graf. Aber er befürchtet keine Verdrängung von Tieren, die bereits bei uns leben. Zumindest noch nicht. «Es kann sein, dass das Grauhörnchen aus dem Süden in die Schweiz vordringt. Hier weiss man, dass das Grauhörnchen eventuell das einheimische Eichhörnchen verdrängen kann.»
Kleinere Säugetiere haben grössere Schwierigkeiten
Andere Säugetiere haben schon jetzt Schwierigkeiten. Vor allem Kleinere wie die Sumpfspitzmaus, die Zwergmaus oder die Fledermäuse. Gerade Fledermäuse seien zwar artenreich vertreten in der Schweiz, betont Hubert Krättli von der Stiftung für Fledermausschutz, aber:
«Mehr als die Hälfte der untersuchten Fledermausarten stehen auf der roten Liste der bedrohten Tierarten.»
Denn:
Viele Fledermausarten vertragen künstliche Beleuchtung schlecht. Ein weiteres Problem für viele kleinere Säugetiere sei die heutige Kulturlandschaft. Auf monotonen Wiesen und Feldern brauche es Hecken, Blühstreifen oder Lücken in Hauswänden, sagt Roland Graf:
«Etwas, was Säugetieren hilft, ist Unordnung. Wildnis im Kleinen.»
Jeder und jede könne dazu beitragen, Lebensraum zu schaffen. Zum Beispiel durch Asthaufen, Wiesen und Stauden, die man im Garten stehen lässt – das würde unseren Säugetieren nützen, so Graf.