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Bedrohtes Ökosystem Seegraswiesen halten Krankheitserreger in Schach

Seegraswiesen unterdrücken viele Krankheitserreger, die der Gesundheit von Fischen, Korallen und Menschen schaden können.

  • Eine aktuelle Studie zeigt: Seegraswiesen unterdrücken ein breites Spektrum an Krankheitserregern, die Fische und Korallen befallen.
  • Seegras ist ein Wirtschaftsfaktor: Fischerei und Tourismus erwirtschaften mit Korallenriffen jährlich 375 Milliarden Dollar. Die Vermeidung von Fischkrankheiten käme den Aquakulturen zugute.
  • Seit 1990 verschwinden jedes Jahr sieben Prozent der Seegraswiesen. Die Ursachen liegen in der Entwicklung der Küstenregionen, der zunehmenden Verschmutzung der Meere sowie den steigenden Wassertemperaturen.

Dass Seegras viel für die Umwelt leistet, ist bekannt. Ein Hektar Seegraswiese speichert mehr Kohlendioxid als ein Hektar tropischer Regenwald. Vielen Fischen bieten die dichten Matten so wichtigen Laichgründe. Ein internationales Forscherteam wies nun in einer Studie nach, dass sich in der Umgebung von Seegraswiesen deutlich weniger Krankheitserreger tummeln.

Seegras als Kläranlage

Die Wissenschaftler nahmen Wasserproben rund um den indonesischen Spermonde Archipel, wo die Abwässer unbehandelt ins Meer fliessen. Joleah Lamb von der Cornell University analysierte den Gehalt von Enterokokken, die häufig Harnweginfektionen verursachen.

«Dort, wo kein Seegras wächst, übersteigen die Werte den von der US-Umweltschutzbehörde festgesetzten Höchstwert um das Zehnfache», sagt Lamb. In der Umgebung von Seegraswiesen lagen die Werte innerhalb des Rahmens.

Eine Gesamtanalyse aller Mikroorganismen zeigte: Unterwasserwiesen unterdrücken ein breites Spektrum an Krankheitserregern, die etwa Fische und Korallen befallen. Das macht Seegras zu einem Wirtschaftsfaktor: Denn Fischerei und Tourismus erwirtschaften mit Korallenriffen jährlich 375 Milliarden Dollar. Die Vermeidung von Fischkrankheiten käme den Aquakulturen zugute.

Leben nebeneinander: Korallen und Seegraswiesen in Indonesien.
Legende: Leben nebeneinander: Korallen und Seegraswiesen in Indonesien. Science/Margaux Hein

Gut für Tier und Mensch

Die Art und Weise, wie Seegräser Keime reduzieren, ist nicht in allen Details erforscht. Doch so viel weiss man: Die Halme produzieren auf ihrer Oberfläche eine Art antimikrobiellen Biofilm, der unter Laborbedingungen Krankheitserreger abtötet. Seegraswiesen bieten ausserdem einen Lebensraum für Muscheln, die Wasser filtern.

«Wir müssen um jeden Preis dafür sorgen, dass Seegraswiesen bewahrt werden», erklärt die Ökologin Drew Harvell von der Cornell University. Sie hat Grund zur Sorge.

Seit 1990 verschwinden jedes Jahr sieben Prozent der Unterwasserwiesen. Die Ursachen liegen in der Entwicklung der Küstenregionen, der zunehmenden Verschmutzung der Meere sowie den steigenden Wassertemperaturen. Letzteres dürfte das Immunsystem der Gräser unterdrücken und sie für Schädlinge anfällig machen.

«Freilich kann man den Meeresboden neu bepflanzen. Doch die Arbeit ist hart und langwierig», sagt die Ökologin. Eine neue Seegraswiese entsteht, indem man Pflänzchen für Pflänzchen einzeln einsetzt. Dann wartet man zu und hofft, dass sich über viele Jahre eine gesunde, dichte, grüne Matte entwickelt.

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