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Spitzensport ohne tierische Produkte – geht das?
Aus Einstein vom 30.01.2020.
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Fleischlose Ernährung Gut fürs Klima. Gut für uns?

Fleisch, Milch, Eier: Was davon brauchen wir? Worauf können wir verzichten – und was bedeutet das für unsere Gesundheit und die des Planeten?

Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, hilft dem Klima. Denn tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier verursachen in der Herstellung mehr Treibhausgase als pflanzliche.

Weil der negative Einfluss von Fleisch besonders gross ist, verzichten viele Klimabewusste darauf. Das ist besser für die Umwelt. Aber ist es auch gut für uns?

Fleisch, Milch, Eier – und die Umwelt

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Laut der Landwirtschaftsorganisation der UNO ist die weltweite Viehzucht für 14.5 Prozent aller menschgemachten Treibhausgase verantwortlich. Davon stammen 41 Prozent von der Rindfleischproduktion, 19 Prozent aus der Milchwirtschaft.

Insgesamt verursacht die Nahrungsmittelproduktion etwa einen Viertel aller Treibhausgase. Diese könnten laut einer Studie von 2018 um fast die Hälfte gesenkt werden, wenn alle Menschen vegan essen würden. Die Forscher haben unter anderem berechnet, dass ein umweltschonend produzierter Liter Bio-Milch doppelt so viele Emissionen verursacht wie ein durchschnittlich produzierter Liter Sojamilch.

Eine andere Studie von 2018 hat ermittelt, dass mit einer gleich grossen Fläche ein Mehrfaches an pflanzlichen Kalorien erzeugt werden kann wie an tierischen. Im Vergleich zu Eiern ist es das Doppelte, bei Rindfleisch das 20-Fache.

Braucht der Mensch Fleisch?

«Um uns gesund zu ernähren, brauchen wir kein Fleisch», sagt Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach. «Aber wir brauchen tierische Proteine.»

Zwar finde man grundsätzlich auch in Pflanzen alle Protein-Bausteine, die wir zum Leben brauchen. «Pflanzliche Proteine können aber weniger gut vom Körper aufgenommen werden als tierische», sagt Brombach, die an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften lehrt.

Deshalb müsse man mehr Pflanzenproteine essen und die Proteinquellen richtig kombinieren. Denn nicht in jeder Pflanze ist alles drin.

Zeichnung: Über das Bild einer Karotte ist eine Kuh gezeichnet.
Legende: Karotte statt Kotelett: Das freut nicht nur Tiere, sondern auch die Gesundheit. SRF / Nino Christen

Milch, Fisch oder Insekten

Das kann aufwendig sein und braucht spezifische Kenntnisse. «Es ist sinnvoll, Milchprodukte, Fisch oder Eier zu essen. Oder Insekten», meint die Ernährungsexpertin. Neben tierischen Proteinen beinhalten sie zum Beispiel Vitamin B12, das wir fast ausschliesslich über tierische Produkte aufnehmen.

Auch von anderen Substanzen könnten wir über Pflanzen nicht genug aufnehmen, so Brombach: «Eisen zum Beispiel kommt in Pflanzen in einer Form vor, die für den Körper schwieriger zu nutzen ist.» Und auch Kalzium und Vitamin D gehörten zu den kritischen Nährstoffen.

Ergänzungsmittel nötig

«Wenn ich mich ausschliesslich pflanzlich ernähre, muss ich diese Stoffe zwingend als Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen», sagt die Ernährungswissenschaftlerin. So sei dann vegane Ernährung durchaus möglich.

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Ein Metzger und eine Veganerin diskutieren
Aus Unzipped vom 26.01.2020.
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In kritischen Lebensphasen, etwa in der Schwangerschaft oder bei Kindern, rät sie aber davon ab: «In den tierischen Produkten sind Spurenelemente enthalten, die ein Kind für eine gesunde Hirnentwicklung unbedingt benötigt.»

Schwangere oder Kinder, die trotzdem vegan leben möchten, müssten deshalb unbedingt Ergänzungsmittel nehmen, um Schäden zu verhindern.

Nicht zu wenig, nicht zu viel

Vegan zu leben, ist laut Ernährungsexperten also eine Herausforderung für die Gesundheit. Wer nur auf Fleisch verzichtet und vegetarisch isst, kann sich hingegen vollwertig ernähren.

Wer Fleisch isst, sollte aber auch der eigenen Gesundheit zuliebe nicht übertreiben: Wissenschaftler haben Zusammenhänge festgestellt zwischen hohem Fleischkonsum und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen, gewisse Arten von Krebs oder Diabetes.

«Die Menge macht’s»

«Wir alle wissen, dass wir zu viel Fleisch essen – mit Folgen für unsere Gesundheit und für die Umwelt», sagt Christine Brombach. «Aber es geht nicht darum, dass wir generell kein Fleisch essen sollten. Es geht um das, was Paracelsus schon vor vielen Jahren gesagt hat: Die Menge macht's.»

Hier liegt das Problem. Die Weltgesundheitsorganisation wie auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfehlen maximal 500 Gramm Fleisch pro Woche. In der Schweiz essen wir das Doppelte. Das ist ungesund – für uns und fürs Klima.

Sendung: SRF 1, Sternstunde Philosophie, 9.2.2020, 11 Uhr

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