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Die Wetterbilanz 2021 Allen Unkenrufen zum Trotz: zu warm und zu sonnig

Das Jahr 2021 war im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 ein gutes Grad zu warm, deutlich sonniger als sonst und im Norden vor allem im Sommer zu nass. Sommerhitze blieb weitgehend aus, dafür fiel im Winter immer wieder Schnee, teilweise bis in tiefe Lagen.

Verschneiter Hügel mit kahlen Bäumen.
Legende: Kühles Jahr Ein kühles Jahr liegt hinter uns. Nicolas Giovanettoni

In den letzten Jahren reihte sich Hitzerekord an Hitzerekord, und die Jahrestemperaturen stiegen fast von Jahr zu Jahr. 2021 war es dagegen ganz anders: In weiten Teilen der Schweiz erlebten wir das kühlste Jahr seit 2013, im Hochgebirge sogar seit 2010. Vergleicht man allerdings mit der klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 so betrug der Wärmeüberschuss etwas mehr als 1 Grad. Nimmt man den Erwartungswert (Jahre 1991 – 2020) als Massstab, so war es rund 0,3 Grad zu kühl. Im Tessin lagen die Temperaturen im Bereich des Erwartungswertes, in Lugano war es sogar minimal zu warm.

Blick vom verschneiten Wildhaus zur Churfirstenkette.
Legende: Kühl und schneereich Das kühlere Wetter brachte nicht nur in den Alpen grössere Schneemengen. Tamara Gantenbein

Nur Juni wärmer als Vorjahresmonat

Extrem spannend ist der Vergleich mit dem Vorjahr. 2020 war in der Schweiz nach 2018 das zweitwärmste Jahr überhaupt, an zahlreichen Orten sogar das wärmste. Im Vergleich zum aktuellen Jahr lag die Temperatur im Vorjahr rund 1 bis 1,5 Grad höher, im Tessin 0,5 bis knapp 1 Grad. Nur der Juni 2021 war eindeutig wärmer als der Vorjahresmonat. Dies ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, war doch der Juni der viertwärmste seit Messbeginn. In Basel lag zudem im September die Temperatur noch ein Zehntelgrad höher als im Vorjahresmonat, und in Zürich waren Oktober 2020 und 2021 gleich warm. Im Süden waren nebst dem Juni auch noch der März, der September und der Oktober wärmer als im Vorjahr, voraussichtlich auch noch der Dezember.

Jugendlicher springt vom Sprungturm ins Schwimmbecken.
Legende: 15. Juni: Badewetter Mitte Juni war es beidseits der Alpen sehr warm. In Thun wurden am 15. Juni 29 Grad gemessen. Werner Krebs

Ein Jahr (fast) ohne Sommer

Der Sommer fand in diesem Jahr nur im Juni statt. Nach 2003, 2017 und 2019 war es der viertwärmste Juni überhaupt. Kein Wunder wurde auch die Jahreshöchsttemperatur schon im Juni gemessen mit 34,3 Grad in Magadino. Es war seit 2008 der tiefste Jahreshöchstwert. Damals wurden 33,6 Grad in Chur als nationales Jahresmaximum gemeldet. Im Juli war das Wetter alles andere als sommerlich. Im Tessin reichte es immerhin für 33 Grad. Im Norden gab es dagegen nur am 6. Juli dank Südföhn Hitzewerte von mehr als 30 Grad, dies in Nordbünden, in der Ostschweiz und in Aigle. Basel verzeichnete im Juli nicht einen Tag mit mehr als 30 Grad. In Neuenburg wurde im ganzen Sommer 2021 nur ein einziges Mal die 30 Gradmarke übertroffen. Der Erwartungswert der Jahre 1991 bis 2020 würde bei gut 10 Hitzetagen liegen.

Brauner Rhein bei Basel.
Legende: Hochwasser statt Sommerhitze In Basel führte der Rhein am 17. Juli Hochwasser, auf Hitze wartete man am Rheinknie im Juli aber vergebens. Kerstin Kapp

Wieder einmal -30 Grad

Am 14. Februar wurde auf dem staatlichen Messnetz der Jahrestiefstwert verzeichnet. In Samedan zeigte das Thermometer einen Wert von -30,5 Grad, nachdem es schon im Januar an der Station im Oberengadin -29,6 Grad gegeben hatte. Auf dem Corvatsch wurde am 26. Februar 2018 mit -30,9 Grad letztmals eine noch tiefere Temperatur gemessen. Geht man noch weiter zurück, findet man erst am 10. Februar 2013 mit -31,4 Grad in La Brévine einen noch tieferen Wert. In La Brévine lag in diesem Kalenderjahr der Tiefstwert bei -28,0 Grad.

Grosse Eiszapfen hängen an verschiedenen Ästen.
Legende: Mitte Februar war es eisig Mitte Februar gab es auch in Luzern -8 Grad und es bildeten sich Eiszapfen Theres Nussbaumer

Mehr als genug Niederschlag

«Starkregen» wäre beinahe Wort des Jahres geworden. Kein Wunder, waren doch über Wochen Unwetter und Überschwemmungen das Hauptthema in unserem Land. In Luzern war der Juli mit 319,5 Millimetern der nasseste Monat überhaupt in der Leuchtenstadt. Ganz speziell war die Situation in Tafers/FR und in Weinfelden/TG. Dort gab es jeweils nach dem nassesten Juni gleich auch noch den nassesten Juli. Insgesamt meldeten mehr als 30 Niederschlagsmessstationen einen neuen Julirekord. Die Stationen befanden sich vor allem in den Kantonen Tessin, Schwyz und Thurgau sowie in der Nord- und Nordwestschweiz. Speziell war auch die Situation in Coldrerio im Mendrisiotto. Dort fiel 4 Mal so viel Regen wie in einem durchschnittlichen Juli. Viel Niederschlag gab es aber nicht nur im Sommer. Monatsrekorde wurden auch schon im Januar, vor allem im Osten der Schweiz verzeichnet, so in Wädenswil, an mehreren Stationen in der Linthebene oder in Glarus.

Wiesen und Bäume sind am Lido unter Wasser.
Legende: Luzern Am 15. Juli war der Lido bei Luzern überschwemmt. Im Juli verzeichnete Luzern einen Regenrekord. Marc Robert

Rekordschnee in St. Gallen

Weil im Januar die Temperaturen tief waren, gab es auch immer wieder kräftigen Schneefall, teilweise bis ins Flachland. Am 14. und 29. Januar fielen sehr grosse Schneemengen. In St. Gallen erreichte die Schneedecke mit 75 Zentimetern einen absoluten Rekord, und in Chur und Elm kam man in die Nähe von Neuschneerekorden. Das war aber in Sachen Schnee noch nicht alles. Im März schneite es erneut extrem, und in Montana im Wallis gab es neue Schneerekorde. Innerhalb von 3 Tagen fielen dort 101 Zentimeter Neuschnee. Aber auch in der neuen Wintersaison fiel wieder ergiebig Schnee. So wurden am 9. Dezember in Adelboden 58 Zentimeter Neuschnee gemessen. Das war neuer Dezemberrekord und gleichzeitig die zweitgrösste Neuschneemenge im Skiort im Berner Oberland.

Rund 70 Zentimeter Schnee lagen in St. Gallen-Winkeln.
Legende: St. Gallen versinkt im Schnee Am 15. Januar versank die Gallusstadt im Schnee. Heinz Schawalder

2021 nicht überall zu nass

Auf der Alpennordseite war das Jahr fast überall zu nass. Von Basel bis an den Bodensee beträgt der Niederschlagsüberschuss rund 25 Prozent. In Bern war es seit 2007 das nasseste Jahr. Weiter im Westen blieb es dagegen deutlich trockener. In Genf wurden nur rund 90 Prozent des üblichen Jahresniederschlages gemessen. Auch im Süden war es an einige Orten zu trocken, so in Lugano und Locarno. Längere trockene Phasen gab es aber auch nördlich der Alpen. Besonders der Herbst war im Norden zum Teil massiv zu trocken, so vor allem im Kanton Zürich.

Blick auf das Luganerseebecken.
Legende: Zu trocken In Lugano lag der Niederschlag sogar knapp unter der Norm. Heidi Erni Labhart

Die Sonne hatte im Sommer einfach keine Lust

Kaum zu glauben: 2021 war an den meisten Orten sonniger als sonst. Vor allem im östlichen Mittelland war es massiv sonniger als üblich. In St. Gallen zeigte sich die Sonne beispielsweise 25 Prozent mehr als sonst oder in anderen Worten: Es gab einen Sonnenscheinüberschuss von mehr als 300 Stunden. In Locarno und Lugano beträgt der Überschuss an Sonnenstunden 5 bis 10 Prozent.

Wolkenloser Lai da Palpuogna.
Legende: Sonne im Oktober An den meisten Orten war 2021 sonniger als sonst, im Oktober sowieso. Corina Egli

Faszination Wetter

Vom Wetter war im letzten Jahr laufend die Rede. So beispielsweise am 29. Oktober als eine sogenannte Leewelle spektakuläre Wolken den Voralpen entlang entstehen liess. Ebenfalls für ganz grosse Schlagzeilen sorgte eine Gewitterzelle, die in den frühen Morgenstunden des 13. Julis über Teile der Stadt Zürich hinwegzog. In einzelnen Strassenzügen stand danach kaum noch ein Baum.

Ein Halo mit 2 Nebensonnen und dem Horizontalkreis.
Legende: Halo Faszination Meteorologie: Halo am 6. Dezember oberhalb von Grindelwald. Susanne Frieser

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