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Antonio Guterres' Bilanz Vorschusslorbeeren mit Stacheln

Der Portugiese ist ein knappes Jahr UNO-Generalsekretär. Er hat vieles richtig gemacht – und doch einiges nicht erreicht.

Als UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sich selber als Vermittler in der Nordkorea-Krise anbot, reagierte niemand. Nichts illustriert besser, wie schwierig es zurzeit ist, die Vereinten Nationen in grossen Konflikten ins Spiel zu bringen. Inzwischen meint Guterres fast kleinlaut, Vermittlung sei halt nur möglich, wenn die entscheidenden Akteure damit einverstanden seien.

Schon lange nicht mehr trat ein UNO-Generalsekretär sein Amt mit so viel Vorschusslorbeeren an. Guterres ist redegewandt, kennt den UNO-Apparat, ist reformwillig und energisch. Alles Einschätzungen, die sich bestätigten.

So nimmt er etwa kein Blatt vor den Mund, wenn er die burmesischen Streitkräfte kritisiert. Und er versprach nicht nur, Frauen in der UNO zu fördern, er hielt auch Wort. Mehr Frauen in Spitzenpositionen seien eine Notwendigkeit, eine moralische Pflicht und eine persönliche Priorität, sagte der 68-jährige Portugiese.

Keine Frage, Guterres ist ganz anders als sein Vorgänger Ban Ki-Moon. Der zurzeit in Singapur lehrende UNO-Experte, Professor Francesco Mancini, meint, er sei schon rein physisch präsenter, sei auch von den Grossmächten viel weniger leicht zu ignorieren als der steife, etwas linkische Südkoreaner Ban.

Warren Hoge, der von seinem Bürofenster im International Peace Institute direkt über die First Avenue zum UNO-Sitz hinüberblicken kann, sagt, schon bisher habe jeder neue Generalsekretär versprochen, die UNO zu reformieren, sie schlanker, schneller, schlagkräftiger zu machen. Guterres hingegen traut Hoge zu, das tatsächlich anzupacken. Zumal er während der zehn Jahre als Flüchtlingshochkommissar die Schwächen des Riesenapparates selber erlebt hat.

Guterres' Reformen sollen USA beschwichtigen

Ehrgeizige Reformen sind zugleich Guterres' Rezept, um die UNO-skeptische bis UNO-feindliche Regierung von US-Präsident Donald Trump an Bord zu holen. Denn er weiss: Die USA sind die Schlüsselmacht in den Vereinten Nationen, ohne sie läuft wenig. Vermutlich wird diese Woche zeigen, ob er Erfolg hat.

Zumindest erste Signale sind positiv. Trump, dem es bisher nicht eilte, Guterres zu treffen, ist plötzlich voll des Lobes. Er preist gar Guterres' Reformprogramm. Der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter spricht von einem Guterres-Stil, wenn es darum geht, die USA und andere Länder für seine Vorhaben zu gewinnen. Auch Francesco Mancini findet, Guterres gehe geschickt vor, indem er einen guten Draht zu Nikki Haley, UNO-Botschafterin der USA, etabliert habe.

Einsam, mit wenig Einfluss auf den Sicherheitsrat

In anderen Bereichen tut sich Guterres schwer, was aber kaum ihm anzulasten ist. Das weltpolitische Umfeld sei zurzeit ausgesprochen widrig, so Mancini. Deshalb spielt die UNO in grossen Krisen und Kriegen, ob in Syrien, Burma, Jemen oder der Ukraine zwar humanitär eine wichtige, politisch aber nur eine Nebenrolle. Selbst im überschaubaren Zypern-Konflikt gelang keine Schlichtung.

Wenn immer grosse Mächte zerstritten sind, sei der UNO-Generalsekretär ziemlich einsam, so Mancini. Guterres wolle deshalb nicht mit dem uneinigen UNO-Sicherheitsrat identifiziert werden. Denn sein Einfluss auf diesen sei beschränkt, erklärt Warren Hoge. Und weil er wisse, dass die UNO Kriege oft nicht beenden, Konflikte nicht schlichten könne, gehe er einen anderen Weg.

Guterres positioniere die UNO in der Prävention: Aktiv sein, bevor Spannungen eskalieren und in ein Blutvergiessen münden. So will er die Vereinten Nationen vom Verlierer-Image befreien. Den Versuch ist es wert. Doch die Kritik an der UNO bringt das schwerlich zum Verstummen.

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