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International Aus den Fängen des IS zurück in Deutschland

Zwei Rückkehrer vom Islamischen Staat stehen ab heute im deutschen Celle vor dem Oberlandesgericht. Sie müssen sich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Vom Prozess erhofft man sich Aufschluss über die Motive junger Männer, sich einer Terrormiliz anzuschliessen.

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«Gefängnis in Deutschland ist mir lieber als Freiheit in Syrien»
aus Rendez-vous vom 03.08.2015. Bild: Symbolbild Reuters
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 28 Sekunden.

Als erster Rückkehrer hat der heute 26-jährige Ebrahim kurz vor dem Prozess in Celle mehreren deutschen Medien ein Interview gegeben und als erster deutscher Ex-IS-Kämpfer über das geredet, was die deutsche Politik und die Sicherheitsbehörden zunehmend beunruhigt. Warum wollen immer mehr junge Menschen aus Deutschland im Irak oder Syrien für den Islamischen Staat sterben? Warum flog Ebrahim mit seinem Freund Ayoub Ende Mai 2014 in die Türkei und von da nach Syrien, um dort als Selbstmordattentäter sein Leben zu lassen?

Schulversager ohne Perspektiven

Er habe das Bedürfnis, das zu erklären, sagte Ebrahim in diesem Gespräch. Orientierungslos sei er damals gewesen, ein Schulversager mit kleinen Vorstrafen. Er wollte heiraten, aber die Hochzeit platzte. Er befand sich in einer Situation, in der er überall hingegangen wäre, Hauptsache: weg von dieser Misere. Hätte ihn eine Rocker-Bande aufgenommen, wäre er auch mitgegangen, in die USA, Jamaika oder wohin auch immer, aber: «Ich bin gestolpert und wurde von den falschen Händen aufgenommen.»

Es waren die Fangarme des IS, und aufgefischt hat die Terrororganisation den labilen jungen Mann in einer berüchtigten Wolfsburger Moschee. Gelockt hat sie ihn mit märchenhaften Versprechen: vier Ehefrauen und teure Autos.

Wenn er feige sei, wenn er in Europa sterbe, lande er in der Hölle. Das wollte Ephraim nicht. Er flog nach Syrien und von da in den Irak. Ob er als Kämpfer oder als Selbstmordattentäter auserkoren war, dazu möchte er erst im Prozess etwas sagen. Den IS-Rekruten habe man gesagt, der Auftrag laute, Ungläubige zu «schlachten», so oder so: «Du bist entweder tot oder tot.»

Jetzt hat sich Ebrahim vom IS distanziert und damit auch von der IS-Rekrutierungs-Hochburg Wolfsburg. Angeblich sind von dieser IS-Zelle schon 20 Männer in den Krieg gezogen, sieben von ihnen sollen getötet worden sein. Die meisten von ihnen waren Deutsch-Tunesier und fast alle haben Biografien, ähnlich denen Ebrahims. Ihr Leben vor dem IS bestand aus Fussball, Partys, Langeweile, Alkohol.

Es drohen langjährige Haftstrafen

An den 33 angesetzten Verhandlungstagen vor dem Oberlandesgericht Celle geht es aber vor allem darum, was die zwei Angeklagten getan haben. Als Selbstmordattentäter wollte Ebrahim in Bagdad ins Paradies kommen. Das ging schief, weil die Terrorgruppe vorher aufflog. Das deutsche Oberlandesgericht allerdings urteilt irdisch, und die zwei deutschen IS-Kämpfer müssen bei einer Verurteilung mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen.

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