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International Berlin und seine Flughäfen – Eine Leidensgeschichte

Ein teurer Neubau, ein Auslaufmodell und eine riesige Grünfläche: das Thema Flughafen wird langsam aber sicher zur Hypothek für Deutschlands Hauptstadt und deren Bürgermeister Wowereit. Ihm dürfte nach dem Nein der Berliner zur Tempelhof-Bebauung das Lachen endgültig vergangen sein.

Der teure, neue, schöne Flughafen vor der Stadt wird gebaut, weil die beiden alten mitten in der Stadt gelegen hatten: Tempelhof und Tegel waren mit dem rasant wachsenden Flugverkehr schlicht nicht mehr zu halten, viel zu viel Lärm in extrem dicht besiedeltem Gebiet.

Der eine der beiden alten, Tegel, sollte eigentlich seit zwei Jahren stillgelegt sein. Dieser Flugplatz ist heute nur noch in Betrieb weil der neue nicht funktioniert. Der andere, Tempelhof, wurde schon vor sechs Jahren geschlossen. Er dient seit seiner Stilllegung – mangels neuen Verwendungskonzepts – als riesige, baumlose, offene Freizeitfläche. Ideal für Wanderer, Hundebesitzer, Sonnenanbeter, dank der beiden zwei Kilometer langen Pisten auch für Rollbrettfahrer.

«Nö!», sagte die Mehrheit

Mittlerweile hat die Stadt ein Verwendungskonzept ausgearbeitet: Das riesige Gelände sollte zu einem Sechstel überbaut werden, geplant waren Sozialwohnungen und günstige Büros für junge Unternehmen. Auch eine neue Zentralbibliothek war vorgesehen. Der Rest der Fläche sollte für Freizeit-Zwecke frei bleiben.

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Flughafen Berlin-Tempelhof liegt weiter brach
aus Echo der Zeit vom 26.05.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 2 Sekunden.

«Nöö!», sagten sich viele der Wanderer, Hundebesitzer und Skater: Sie fanden, sechs Sechstel freie Fläche seien besser als fünf Sechstel, starteten eine Volksinitiative gegen die Überbauung. Am Sonntag wurde abgestimmt, die Mehrheit lehnte das Bauprojekt ab.

Das Problem dabei: Berlin ist eine Stadt, die viel mehr Geld verbraucht, als sie hat. Die Hauptstadt wird jährlich von anderen Bundesländern über den Finanzausgleich mit Milliardensummen subventioniert. Nachdem man so schon das Fiasko am neuen Flughafen unfreiwillig mitfinanziert, dürfte man bei den Geberländern wenig Verständnis dafür haben, dass Berlin es sich mit diesem Volksentscheid jetzt leistet, ein Milliardenvermögen wie das Tempelhof-Grundstück ertragsmässig vollkommen ungenutzt liegen zu lassen.

Für Wowereit wird es ungemütlich

Wobei das Nein zu Tempelhof nicht primär der Überbauung gegolten haben dürfte, sondern mindestens ebenso sehr der rot-schwarzen Regierung und vor allem deren Chef, Klaus Wowereit. Wenn nämlich Sachabstimmungen nur gelegentlich durchgeführt werden, wie hierzulande, dann geraten sie meist zu Plebisziten über die Regierung.

Wowereit war einst eine der strahlenden Spitzenfiguren der SPD. Diesem Regierenden Bürgermeister ist sein Markenzeichen, sein charmantes Lächeln, längst gefroren. Auch sein Slogan «Berlin ist arm, aber sexy», ist ziemlich aus der Mode geraten.

Kosten für Neubau explodieren

Vor allem wegen des neuen Flughafens, für den er als Verwaltungsratspräsident verantwortlich ist; des Flughafens, von dem nach achtjähriger Bauzeit noch immer nicht feststeht, wie und wann er fertig werden könnte. Bekannt ist nur, dass er nicht 1,7 Milliarden kosten wird sondern – Zwischenstand heute – 5,4 Milliarden. Tendenz stark steigend.

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