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Sanktionen gegen Nordkorea «Chinesische Medien werfen den USA Arroganz vor»

China unterstützt zwar die neuen Sanktionen. Doch auf einer Linie mit den USA ist Peking damit keineswegs, wie Korrespondent Martin Aldrovandi ausführt.

SRF News: China galt bislang als einer der letzten Verbündeten Nordkoreas. Warum unterstützt Peking jetzt die neuen, scharfen Sanktionen gegen Pjöngjang?

Martin Aldrovandi: China ist schon seit längerer Zeit von Nordkorea und seinen Raketentests genervt. Das eigentlich mit China verbündete Land ist für Peking immer mehr zu einem unberechenbaren Nachbarn geworden. Doch China mag keine Instabilität – und schon gar nicht an der eigenen Grenze. Peking hat die Raketentests schon früher verurteilt und auch die bisherigen UNO-Sanktionen gegen Nordkorea mitgetragen – und jetzt macht Peking auch bei der Verschärfung der UNO-Strafmassnahmen mit.

Die USA hatten den Druck auf Nordkorea zuletzt erhöht und sogar einen Militärschlag nicht ausgeschlossen. Hat sich China von der US-Rhetorik beeinflussen lassen?

Die USA haben sicher einen gewissen Einfluss gehabt, ausserdem stört sich China seit längerem am US-Raketenabwehrsystem THAD, welches in Südkorea stationiert wird. China befürchtet, dass dessen Radaranlage auch chinesisches Territorium ausspähen kann und das militärische Gleichgewicht deshalb gestört werden könnte. Auch kritisierten die USA China mehrmals, Peking könnte mehr tun, um Nordkorea zur Räson zu bringen. China zeigt jetzt, dass es die Kritik ernst nimmt, gleichzeitig nimmt es ihr etwas den Wind aus den Segeln.

Es kann gut sein, dass Nordkorea das Atomprogramm nun erst recht vorantreibt.

Die UNO-Sanktionen sollen dazu führen, dass Nordkorea keine Rohstoffe mehr exportieren kann. Wie stark treffen die Strafmassnahmen das Land effektiv?

Nordkorea darf keine Kohle, kein Eisenerz oder Meeresfrüchte mehr exportieren. Das trifft das Land stark. Auch darf Nordkorea keine neuen Arbeiter ins Ausland schicken. Diese sind für die nordkoreanische Regierung aber eine wichtige Einnahmequelle von Devisen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob sich Pjöngjang wegen der Sanktionen vom Atomprogramm abbringen lässt. Es kann gut sein, dass Nordkorea das Programm nun erst recht vorantreibt, um die eigene Position zu stärken.

Nordkorea ist bekannt dafür, internationale Sanktionen zu umgehen. Wird das auch jetzt der Fall sein?

Das wird sich zeigen. Nordkoreas wichtigster Handelspartner ist China. In der Vergangenheit hat Peking die Sanktionen wie gesagt mitgetragen – zumindest auf dem Papier. Der Handel über die Grenze ging zwischenzeitlich wohl etwas zurück, nahm dann aber wieder zu, weil China ihn nicht vollständig stoppte. Zudem versuchte Nordkorea in der Vergangenheit stets mit Strohfirmen in China, aber auch in anderen Ländern, an Geld zu kommen. Pjöngjang wird wohl versuchen, das weiterzuführen – wenn auch unter erschwerten Bedingungen.

Die Standpunkte Chinas und der USA gegenüber Nordkorea unterscheiden sich nach wie vor stark.

Ist das Mittragen der verschärften Sanktionen durch China eine Kehrtwende in der chinesischen Nordkorea-Politik?

So weit würde ich nicht gehen. So kritisieren die staatlichen chinesischen Medien die USA in ihren neusten Ausgaben scharf und schreiben, dass man die Probleme nicht allein mit Sanktionen lösen könne. Das ist auch die Haltung der chinesischen Regierung. Weiter wird den USA Arroganz und wenig Engagement zur Verringerung der Spannungen mit Nordkorea vorgeworfen. Angesprochen werden damit das für China unliebsame US-Raketenabwehrsystem THAD oder US-Präsident Trumps Drohungen gegenüber Nordkorea und seine Kritik an China. Die Standpunkte Chinas und der USA unterscheiden sich also nach wie vor sehr stark, was die Haltung gegenüber Nordkorea angeht.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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