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International Das Leben wird teurer – trotz sinkender Preise

Die schwere Rezession lässt die Preise in Griechenland im Rekordtempo fallen. Waren und Dienstleistungen verbilligten sich im November um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotzdem wird für die Griechen das Leben nicht billiger.

In Griechenland sinken die Preise – und zwar immer schneller. Im Oktober sind Waren und Dienstleistungen im Vorjahresvergleich um 2 Prozent billiger geworden, im November waren es schon fast 3 Prozent. Das sind Rekordwerte in Griechenland.

Grund für den Preisverfall ist die Wirtschaftskrise. Griechenland befindet sich im sechsten Jahr der Rezession, die Löhne sind seit 2008 im Durchschnitt um 37 Prozent gefallen. Im öffentlichen Dienst geschah dies vor allem auch auf Betreiben der internationalen Geldgeber – um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern.

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«In der Praxis wird das Leben in Griechenland nicht billiger, sondern immer teurer»
aus SRF 4 News aktuell vom 10.12.2013.
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Trotzdem weniger Geld

«Die Leute können sich immer weniger leisten», sagt Gerd Höhler. Er ist Wirtschaftsjournalist und lebt in Athen. Entsprechend müssten die Unternehmen ihre Preise senken, um überhaupt noch etwas verkaufen zu können. Für die Griechen wird das Leben durch die Preissenkungen aber nicht billiger – im Gegenteil: Prognosen gehen davon aus, dass die Reallöhne allein 2013 um rund 6 Prozent sinken.

Hinzu kommt, dass nicht alle Preise fallen: So sind beispielsweise die Energiekosten massiv angestiegen: Strom ist seit 2008 um 60 Prozent teurer geworden, Heizöl ist in diesem Winter 50 Prozent teurer als vor einem Jahr.

Mehr als ein Viertel der Griechen ohne Arbeit

Millionen ohne Krankenkasse

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Drei Millionen Griechen oder gut 27 Prozent der Bevölkerung sind nicht krankenversichert – sie können ihre Prämien nicht mehr bezahlen. Das habe vor allem für Schwangere und Kinder gravierende Auswirkungen, so die Organisation Ärzte der Welt. Die Folgen: Die Zahl der Totgeburten steigt und viele Kinder werden nicht mehr geimpft.

Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote mit rund 27 Prozent so hoch wie noch nie. Unternehmen können in diesem Umfeld kaum höhere Preise durchsetzen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht denn auch davon aus, dass die Inflationsrate noch längere Zeit unter dem Durchschnittswert der Euro-Zone liegen wird. In der Währungsunion zogen die Preise zuletzt im Jahresvergleich um 0,9 Prozent an.

Immerhin verlangsamt sich die Rezession: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) sank im dritten Quartal noch um 3,0 Prozent zum Vorjahr. Dies war der geringste Rückgang seit drei Jahren – aber eben immer noch ein Rückgang. «Für die Menschen hier heisst das: die Talfahrt setzt sich fort, wenn auch nicht mehr ganz so schnell», bilanziert Höhler.

Gesucht: Weg aus der Rezession

Um der Deflationsfalle zu entgehen, muss Griechenland den Weg aus der Rezession finden, wie Wirtschaftsjournalist Höhler sagt. «Es braucht Investitionen und Wachstum», betont er. Doch das Rezept der internationalen Geldgeber sehe genau das Gegenteil vor: «Sparen, sparen, sparen – so rutscht Griechenland in die tiefste Rezession der Nachkriegsgeschichte.» Seit Beginn der Krise habe das Land bereits ein Viertel seiner Wirtschaftskraft verloren.

Dem am schwersten von der Euro-Schuldenkrise betroffenen Land wird 2014 immerhin ein kleines Comeback zugetraut: Das BIP soll dann erstmals seit sechs Jahren wieder wachsen, wenn auch nur um 0,6 Prozent. Das reicht nicht annähernd aus, um auch nur den im laufenden Jahr erwarteten Wirtschaftseinbruch von 4,0 Prozent auszugleichen.

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