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International «Der IS kann Sympathisanten zu Anschlägen aufrufen»

Anschläge von Einzeltätern: Jedes Land, das den Kampf gegen den IS unterstützt, müsse damit rechnen. Und die Täter brauchen dazu keine direkte Verbindung zur Terrororganisation. Dies sagt der deutsche Terrorismusexperte Rolf Tophoven.

SRF: Kanada hat innerhalb der letzten Tage gleich zwei Anschläge mit mutmasslich islamistischem Hintergrund erlebt. Laut Medienberichten waren beide Täter den Behörden offenbar bekannt und durften nicht aus dem Land ausreisen. Weshalb konnten die Anschläge dennoch nicht verhindert werden?

Rolf Tophoven

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Legende: Keystone

Rolf Tophoven (*1937) ist ein deutscher Historiker, Journalist und Buchautor. Bereits in den 1970er-Jahren machte er sich als Terrorismusexperte einen Namen. Seit 2003 ist er Leiter des nichtstaatlichen «Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik» in Essen.

Rolf Tophoven: Die zuständigen Behörden können radikalisierte Personen, die gefährdet sind, in den Terrorismus abzurutschen, beobachten. Diese Einschätzung heisst aber noch nicht, dass sie tatsächlich einen Anschlag ausüben. Und solange keine Tat begangen wurde oder deren Planung nachgewiesen werden kann, fehlt die juristische Handhabe, um jemanden zu verhaften. Gerade bei radikalisierten Individualtätern hat man wenig Chancen, einen Anschlag zu verhindern.

Was bringt denn die Überwachung?

Überwachen kann man primär Reiserouten von radikalisierten Personen, die beispielsweise für Kampfhandlungen nach Syrien wollen, und sie an der Ausreise hindern. Umgekehrt können Kämpfer, die zurückkehren wollen, an der Einreise gehindert werden. Auch terroristische Zellen können überwacht werden. Eine 24-Stunden-Überwachung von Einzelpersonen ist aber in den meisten Fällen aus Kostengründen nicht möglich.

Was treibt denn solche Einzeltäter an?

Dieser Fall ist ein klares Indiz dafür, dass militante islamistische Terrorgruppen wie der IS, Sympathisanten dazu aufrufen können, gegen ihre Gegner vorzugehen.

Sie glauben, der IS rief die Attentäter direkt auf?

Nein, die Propaganda über soziale Medien reicht dazu. Die radikalisierten Täter fühlen sich als Teil einer islamischen Bruderschaft, die weltweit etwas gegen ihre Gegner unternehmen muss. Und so folgen sie Aufrufen in sozialen Netzwerken. Der Fall zeigt zudem: Jedes Land, das den Kampf gegen Gruppen wie den IS unterstützt, muss mit Anschlägen rechnen.

Gibt es denn geheimdienstliche Hinweise darauf, dass Gruppen wie der IS auch sogenannte Schläfer aus ihrer eigenen Organisation in westlichen Nationen haben, die aktiv werden können?

Solche Hinweise gibt es derzeit nicht. Wir können es aber nicht wissen.

Werden die Attentate nun dazu führen, dass Kanada seine Überwachung verstärkt und dafür auch die Freiheitsrechte der Bürger einschränkt?

Primär führen sie dazu, dass reflexartig die Polizeipräsenz erhöht wird. Sensitive Gebäude, bedrohte Personen, also potentielle Ziele von Attentaten werden nun besser geschützt. Auf die Freiheitsrechte der Bürger hat dies keinen Einfluss.

Der kanadische Premierminister Harper hat aber angekündigt, die Anti-Terror-Gesetze zu verschärfen.

Ich kenne diese Pläne nicht im Detail. Ich glaube aber nicht, dass sie die Freiheitsrechte der Bürger spürbar einschränken. Gerade in Kanada halte ich das für unwahrscheinlich.

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