Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

International Devi Shetty, der «Henry Ford der Herzchirurgie»

Der indische Herzchirurg Devi Shetty verrechnet für eine Koronararterien-Bypass-Operation 1500 Franken. Das ist dreissig Mal weniger als man in der Schweiz dafür verlangt. Wie konnte Shetty die Kosten so weit senken?

Das «Wall Street Journal» nennt den indischen Chirurgen Devi Shetty den «Henry Ford der Herzchirurgie». Seit 2001 hat er 19 Kliniken in Indien eröffnet. Im Frühling kommt eine weitere Herzklinik auf den Cayman Islands hinzu. Seine Spitäler sind dabei nicht schlechter als westliche. Seine Herzklinik in Bangalore trägt sogar das medizinische Gütesiegel der angesehenen Joint Commission International, das vor allem Gesundheitseinrichtungen im Westen verliehen wird.

Ökonomie der Masse

Er gebe dem Leben einen Preis, sagt Shetty: 1500 Franken für eine Operation am offenen Herzen - ein Dreissigstel der Kosten in der Schweiz. Wie macht er das? «Das Gesundheitswesen ist ein Spiel mit Zahlen», sagt Shetty. «Wir haben hier in Bangalore Tausend Betten und 30‘000 in unseren Kliniken im ganzen Land. Unser Prinzip heisst Ökonomie der Masse. Wir kaufen grosse Mengen beim Material ein und diktieren so den Preis.»

2001 gründete Devi Shetty seine erste Herzklinik in Bangalore. Er nannte sie Tempel des Herzens. Rund 6500 Herzoperationen führen die 37 Chirurgen hier jährlich durch. Zum Vergleich: Im Berner Inselspital, dem grössten Herzzentrum der Schweiz, sind es 2000.

Erschwingliche Krankenversicherung

Fast die Hälfte aller Patienten von Shettys Kliniken erhalten einen Zustupf von der Wohltätigkeitsstiftung. Devi Shetty hofft aber, dass die Gesundheitsversorgung seiner Patienten nicht mehr lange von Wohltätern abhängt: «Indien wird der Welt beweisen, dass der Reichtum eines Landes nichts zu tun hat mit der Gesundheitsversorgung, die es seinen Bürgern bieten kann. Es braucht also zwei Dinge: Wir müssen die Kosten senken und eine Krankenversicherung einführen, die für alle erschwinglich ist. Das ist möglich.»

Im Gliedstaat Karnataka, wo Shettys Klinik liegt, hat die Regierung vor zehn Jahren eine Krankenkasse für Bauern eingeführt. Fast vier Millionen Bauern zahlen seither einmal pro Jahr knapp zwei Franken in eine Gemeinschaftsversicherung. Alle Operationen sind für die Versicherten gratis. Die meisten Inder sind jedoch nicht versichert und bezahlen ihre Arztrechnungen selbst. Viele verschulden sich dabei und rutschen ab in die Armut. Für sie ist Dr. Shetty die letzte Hoffnung.

Medizintourismus boomt

Das gilt auch für ausländische Patienten. Zehn bis zwölf Prozent der Patienten kämen aus dem Ausland, sagt K.S. Vasuki, der Manager der Herzklinik: Die meisten kämen aus Bangladesch. Andere aus Afghanistan, dem Nahen Osten oder Afrika. Sie alle verehrten Devi Shetty wie einen Gott.

Ein französischer Chirurg, der angereist ist, um von Shetty zu lernen, ist beeindruckt: «Mit wenig Geld aber bester Technologie und viel Erfahrung machen die hier die gleichen Operationen noch besser als wir im Westen. Jeder Chirurg sollte hierher kommen, um zu lernen.»

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel