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Deutschland wählt «Die AfD nutzt eine sehr clevere Medienstrategie»

Welche Parteien sind eine Woche vor der Wahl im Aufwind – und wo steht die AfD? Experte Lochocki schätzt die Lage ein.

SRF News: Warum sind viele Wähler noch immer unentschlossen?

Timo Lochocki: Der Hauptgrund ist, dass die beiden grossen Parteien, die SPD und die CDU/CSU, die den deutschen Debattenraum dominieren, sich nicht klar genug voneinander abgrenzen. Sie setzen keine klaren Themen. Das bedeutet, dass die Wähler der Mitte keine Entscheidungshilfe an die Hand bekommen.

Timo Lochocki

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Timo Lochocki ist Parteien-Spezialist bei der Stiftung German Marshall Fund in Berlin.

Ganz heiss umkämpft ist der dritte Platz. Laut Umfragen liegen die FDP, die Linken und die AfD gleich auf. Was ist von diesen in der letzten Woche zu erwarten?

Die Linkspartei und die FDP profitieren vom vorhin beschriebenen Effekt. Die mangelnde Polarisierung zwischen SPD und CDU/CSU führt dazu, dass viele links gestellte Wähler nicht wissen, wieso sie für die SPD stimmen sollen. Sie schwenken nun zur Linkspartei. Das gleiche gilt für die CDU/CSU. Im TV-Duell war es beispielsweise nicht klar, was denn das konservative Profil unter Angela Merkel sein soll – gerade auch in ökonomischen Fragen. Davon profitiert natürlich die liberale Kraft, die als ökonomische Kompetenz im bürgerlichen Lager wahrgenommen wird.

Die AfD lenkt jeden, der auf die Parteiwebseite geht, zuerst auf eine andere Seite um, auf der die Bundeskanzlerin als eine Amtseidbrecherin dargestellt wird. Beraten wird die AfD von derselben amerikanischen Werbeagentur, auf welche Donald Trump im Wahlkampf setzte. Wird die AfD in der letzten Woche noch gröbere Geschütze auffahren?

Die AfD hatte ein Problem, nämlich dass die Flüchtlings- und Migrationskrise verschwunden war. Neue Themen sind in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Auf Grund des TV-Duells sind diese nun aber wieder verschwommen. Stattdessen kommt die Flüchtlingskrise als Thema leicht zurück, was der AfD nützt. Aber sie nutzt auch eine sehr clevere Medienstrategie. Sie setzt gezielte Provokationen ein, die garantieren sollen, dass die Medien aufgreifen, was die AfD sagt. Dann stehen die drei Buchstaben wieder in jeder Tageszeitung, ohne dass es inhaltlich etwas zu berichten gibt. Die Strategie war in den letzten Wochen und Monaten sehr erfolgreich. Die Partei hat in ihrer Polemik und in ihren öffentlichen Äusserungen schon sehr viel Grenzwertiges ausprobiert. Es gibt eigentlich keinen Grund für die AfD an dieser Strategie in den kommenden Tagen etwas zu ändern.

Also keine grossen strategischen Veränderungen mehr von den Kleinparteien in der letzten Woche. Was wird den Ausschlag geben für die 40 Prozent der unschlüssigen Wähler?

Die Frage ist, ob es die beiden grossen Parteien schaffen, ihre Wähler zu mobilisieren. Rund 80 Prozent der deutschen Wähler sympathisieren mit der SPD und der CDU/CSU. Wenn diese zuhause bleiben, führt das dazu, dass das Gewicht der Stimmen der kleinen Parteien umso grösser wird. Die Frage, wer die Wahl gewinnt, respektive wie stark die kleinen Parteien sind, wird dadurch beantwortet, ob die CDU/CSU und die SPD es schaffen, ihre Sympathisanten am Sonntag an die Wahlurnen zu bringen.

Das Gespräch führte Teresa Delgado.

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