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International Die deutsche WM-Affäre gibt viel zu reden

Nach der Veröffentlichung des Freshfields-Berichts zur WM-Affäre beim Deutschen Fussball-Bund gibt es Kritik von Seiten der Schweizer Bundesanwaltschaft. Die Veröffentlichung des Berichts erhöhe die Verdunkelungsgefahr. Aber auch andere Stellen halten sich mit Kritik nicht zurück.

Beckenbauer mit einem Ball vor dem Brandenburger Tor.
Legende: Während alle auf ein Statement von Franz Beckenbauer warten, hagelt es Kritik zur WM-Affäre. Reuters / Archiv

Die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) kritisiert die Veröffentlichung des Freshfields-Berichtes. Der BA-Sprecher erklärt, «dass die Publikation solcher Berichte die Kollusionsgefahr erhöht, was wir sehr bedauern.» Die BA sieht also offensichtlich ihre eigenen Ermittlungen dadurch gefährdet.

Die BA hatte nach einem Rechtshilfeersuchen der Kollegen der Frankfurter Staatsanwaltschaft zuletzt ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. In nächster Zeit sollen Vernehmungen zusammen mit den deutschen Ermittlern in der Schweiz stattfinden.

Mahnende Worte von oberster Stelle aus Berlin

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnte Transparenz in den Fussball-Verbänden an: «Ich hoffe nur, dass auch in der Welt des Fussballs, auch bei der FIFA, wirklich Transparenz eintritt», sagte Merkel in ihrem in Berlin veröffentlichten Podcast. Der Sport sei untrennbar verbunden mit Fairness.

«Und wenn die dazugehörigen Organisationen das nicht widerspiegeln, dann wird es letztlich zu Enttäuschungen führen und wird auch dem Sport insgesamt schaden», betonte Merkel. Das sei dann ganz schrecklich, insbesondere für die vielen, die fair spielen. «Da haben die Funktionäre auch eine sehr grosse Verantwortung.»

Schily verteilt Zuckerbrot und Peitsche

Gemäss dem Bericht sollen nach dem WM-Zuschlag an Deutschland Millionen Franken über ein Konto von Franz Beckenbauer via die Schweiz an einen FIFA-Funktionär nach Katar geflossen sein.

Der ehemalige WM-OK-Aufsichtsrat Otto Schily brach derweil eine Lanze für Beckenbauer. «Dass Franz Beckenbauer in wirtschaftlichen Dingen leichtsinnig gehandelt hat, möchte ich nicht in Abrede stellen», sagte Schily im Deutschlandfunk. Die Verdienste Beckenbauers um die WM 2006 würden durch die Angelegenheit aber nicht geschmälert.

Der frühere deutsche Innenminister attackierte jedoch den früheren Präsidenten des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) Theo Zwanziger: «Es ist leider so, ich habe dem Aufsichtsrat angehört, dass damals der Herr Zwanziger uns getäuscht hat über den Hintergrund einer Zahlung, die zunächst deklariert wurde als Sieben-Millionen-Zuschuss für die Fussballgala», sagte Schily weiter.

Den Vorwurf der Täuschung wies Zwanziger umgehend zurück. «Diese Behauptung von Herrn Schily, die er schon mehrfach aufgestellt hat, ist falsch. Ich habe den Aufsichtsrat nicht belogen. Auch vom Freshfields-Bericht werde ich in dieser Meinung nicht widerlegt», sagte der Jurist.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel antwortete im Deutschlandfunk auf die Frage nach den aktuellen Erwartungen an Beckenbauer zur weiteren Aufklärung eher ausweichend. «Franz Beckenbauer hat gerade in den letzten Tagen durch seine Anwälte einen erheblichen Beitrag geleistet, dass wir Geldflüsse zu bin Hammam in Katar feststellen konnten. Dafür sind wir ihm dankbar», sagte der CDU-Politiker.

Derweil schaltete das beteiligte Anwaltsbüro Gabriel & Müller im Kanton Obwalden seine Homepage ab. Die Internet-Präsenz der Advokaturkanzlei, über die 2002 im Zusammenhang mit dem Skandal zehn Millionen Schweizer Franken nach Katar überwiesen worden waren, war nicht erreichbar.

Das Anwaltsbüro, dessen Mitinhaber Othmar Gabriel laut Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» bereits seit den 80er Jahren in Kontakt zur deutschen Fussball-Ikone und Beckenbauers damaligem Manager Robert Schwan gestanden hat, folgt damit der Strategie des Kaisers: Beckenbauer offenbarte seit Bekanntwerden der falsch deklarierten Zahlung von 6,7 Millionen Euro der Organisatoren der WM-Endrunde 2006 in Deutschland nur ein Minimum an Informationen und meidet in der Öffentlichkeit Aussagen zu den tatsächlichen Hintergründen.

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