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International Die Menschen in Aleppo wollen, dass der Horror ein Ende hat

Seit zwei Jahren ist Aleppo eine umkämpfte Stadt. Für die Zivilbevölkerung hat sich die Lage in letzter Zeit zunehmend verschlechtert. Wer noch Geld hat, kann vieles kaufen, doch die meisten haben keines mehr, sagt Kriegsreporter Kurt Pelda, der vor wenigen Tagen dort war.

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«Ein Wunder, dass Leben in Aleppo noch möglich ist»
aus Echo der Zeit vom 11.11.2015. Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 24 Sekunden.

SRF News: Wie konnten Sie sich im Kriegsgebiet bewegen?

Es wird immer schwieriger. Von Bewegungsfreiheit kann keine Rede sein, vor allem wegen der Entführungsgefahr. Es gibt kriminelle Netzwerke unter den Rebellen, die auf der Jagd nach westlichen Journalisten sind.

Das heisst, Sie mussten mit bewaffneten Leuten unterwegs sein?

Ich hatte einige Leibwächter, die ich persönlich kenne. Sie sind untereinander verwandt. Und je nach Gebiet beschützten mich noch zusätzlich Einheiten von Rebellenformationen, die ich auch kenne und denen ich vertrauen kann. Es sind keine Islamisten. Denn die Islamisten misstrauen Westlern grundsätzlich, sie halten sie für Spione. Da sind die Islamisten ganz ähnlich wie die Leute des Assad-Regimes, die in westlichen Journalisten nur Spione und Propagandisten sehen.

Kurt Pelda

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Der Schweizer Kurt Pelda arbeitet seit 30 Jahren als Kriegsreporter. Er berichtet unter anderem für SRF, «Spiegel» und «Weltwoche» von den Brennpunkten dieser Welt – darunter Afghanistan, Libyen und Syrien.

Sie sind schon einige Male ins syrische Kriegsgebiet gereist. Was war dieses Mal anders?

Das Ausmass der Hoffnungslosigkeit und der Zerstörung. Die Zerstörung hat natürlich durch die russischen Luftangriffe zugenommen. Die russischen Flugzeuge fliegen viel mehr Einsätze pro Tag. Aber sie zerstören mit ihren Bomben Dörfer und Teile der Städte und sie haben einen weiteren, riesigen Flüchtlingsstrom ausgelöst.

Haben die Russen bessere Waffensysteme?

Die Russen benutzen vermehrt auch Aufklärungsflugzeuge und Drohnen, die eigentlich den ganzen Tag über dem Kampfgelände fliegen. Das sah ich früher nur vereinzelt, vielleicht während einer Stunde oder während zwei Stunden. Und zudem gibt es auch Flugzeugtypen, die nicht in der syrischen Luftwaffe vertreten sind, denn die Russen haben auch ein paar wenige, moderne Kampfflugzeuge nach Syrien gebracht. Ihre Waffen sind aber meistens ungelenkte Bomben oder Raketen, die nicht unterscheiden zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Gibt es unter diesen Umständen in Aleppo überhaupt noch so etwas wie ein normales Leben?

Es wird zunehmend schwierig. Das Tragische ist ja, dass diese Luftangriffe, kombiniert mit der Bodenoffensive der Assad-Truppen und den Söldnern aus dem Irak und Afghanistan, genau in jenen Gebieten erfolgen, die einigermassen friedlich waren und einigermassen unzerstört geblieben sind. Zum Beispiel die Region südlich von Aleppo, da konnte man noch leben, da gab es noch Bauern, da gibt es hunderttausende von Olivenbäumen, die natürlich geerntet werden und die Lebensgrundlage der Leute darstellen. Und genau in diesen Gebieten erfolgen nun die Luftangriffe und laut der UNO sind bisher mindestens 120‘000 Menschen aus diesen Gebieten vertrieben worden.

Wie versorgen sich die Zurückgebliebenen?

Die türkische Grenze ist nahe und sie ist für Waren, für Lastwagentransporte geöffnet. Es dürfen einfach keine Menschen über die Grenze. Man kann in Aleppo eigentlich immer noch alles kaufen, das ist eine grosse Leistung der Oppositionsbewegung, auch der zivilen Opposition, die es immer noch schafft, über eine einzige Strasse, die in die von Rebellen kontrollierten Gebiete hineinführt, diese Waren aus der Türkei reinzubringen. Es gibt auch türkisches Internet. Es gibt Telefonverbindungen. Wer Geld hat, kann also immer noch fast alles kaufen. Das Problem ist nur, dass die Leute, die jetzt vertrieben wurden, gar keinen Lebensunterhalt mehr haben.

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