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Joseph Blatter tritt zurück
Aus 10 vor 10 vom 02.06.2015.
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International Die wichtigsten Fragen zum Blatter-Rücktritt im Überblick

Der Weltfussballverband steht nach medienwirksamen Verhaftungen im Baur au Lac, Blatter-Wiederwahl und Blatter-Rücktrittsankündigung am Scheideweg. Wir liefern die Antworten rund um #BlatterOut und die Zukunft der vom abtretenden Präsidenten viel beschworenen «Fussballfamilie»

Warum tritt Sepp Blatter zurück?

«Die Fifa braucht eine tiefgreifende Restrukturierung», sagte Sepp Blatter am Dienstag zu den Gründen für seinen Rücktritt. Trotz seiner Wiederwahl durch den Kongress scheine er für deren Umsetzung nicht das Mandat von Fans, Spielern und Vereinen zu haben. Keine Rücksicht auf Wahlergebnisse mehr nehmen zu müssen, verschaffe ihm neue Freiheiten, Reformen weit über das bisherige Mass hinaus voranzutreiben.

Viele Beobachter vermuten jedoch die Ermittlungen der US-Justizbehörden als entscheidenden Grund für den Rücktritt. Laut «New York Times» sollen sich die Ermittlungen auch gegen Blatter persönlich richten. Für den englischen Verbandspräsident Greg Dyke ist Blatters Gesinnungswandel ein Hinweis darauf, dass es eine «smoking gun», also eindeutige Beweise oder ähnliches geben müsse.

Wie ist der Fahrplan zur Neuwahl?

Die Statuten der Fifa sehen eine Frist von mindestens vier Monaten zur Vorbereitung von Neuwahlen vor. Frühestens im Dezember, allenfalls aber auch erst zu Beginn des neuen Jahres soll ein ausserordentlicher Wahlkongress stattfinden.

Blatter kündigte am Dienstag an, bis dahin die Geschicke der Fifa weiter zu leiten. Eine wichtige Rolle soll in dieser Zeit Finanzchef Domenico Scala übernehmen. Dieser soll eine transparente Neuwahl organisieren und durchführen.

Ex-Fifa-Direktor Guido Tognoni hält es jedoch für alles andere als ausgemacht, dass Blatter die Geschäfte tatsächlich noch mehrere Monate weiterführen kann. Der Druck, insbesondere durch die US-Ermittlungen, werde weiter zunehmen und die Situation könne sich jederzeit wieder ganz neu darstellen. Insbesondere wird mit Spannung erwartet, ob im Zuge der Ermittlungen gegen die verhafteten Fifa-Funktionäre einige von diesen ihren Präsidenten belasten werden. Damit könnte der Druck auf den 79-Jährigen derart steigen, dass ein sofortiger Rückzug unumgänglich wird.

Wie könnte Blatters Nachfolger heissen?

Gehandelt wird der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein, der beim Kongress in Zürich noch erfolglos gegen Blatter angetreten war. Jedoch gilt auch er als Mann der bisherigen Fifa. Herumgereicht werden auch Namen wie der von Uefa-Boss Michel Platini oder von Ahmad al Fahad al Sabah aus Kuwait – ein mit allen Machtmitteln ausgerüsteter Funktionär, der auch IOC-Präsident Thomas Bach ins Amt half.

Tatsächlich sei ein direkter Blatter-Nachfolger derzeit jedoch nicht in Sicht, sagt SRF-Sportredaktor und Fifa-Spezialist Ueli Reist. Auch der einst valable potentielle Kandidat Platini habe durch seine Stimme für die WM in Katar mittlerweile ein schweres Image-Problem.

Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth, 2011 von der Fifa mit der Ausarbeitung von Reformvorschlägen beauftragt, äusserte gegenüber Radio SRF die Hoffnung, dass der Weltverband eine Art Übergangspräsidenten installieren könnte. Ein solcher könnte die Fifa wieder auf die Beine bringen und potentiellen Präsidentschaftskandidaten Zeit verschaffen, sich aufzubauen und gegeneinander anzutreten.

Wie realistisch ist eine echte Fifa-Reform?

Finanzchef Domenico Scala kündigte am Dienstag an, Mandate und deren Amtszeiten für die Zukunft beschränken zu wollen. Auch sollen angeblich «Integritäts-Checks» für alle Teilverbände und Mitglieder der Fifa eingeführt werden. Auch von einer Verkleinerung des Exekutivkomitees ist die Rede. Tatsächlich hält Guido Tognoni, der ehemalige Fifa-Direktor und Kritiker des Weltverbandes, Veränderungen für möglich: «Es besteht jetzt eine grosse Möglichkeit, dass man die Fifa tiefgreifend reformiert», sagte er zu SRF.

Korruptionsexperte Mark Pieth schränkt jedoch ein: «Man kann diese Chance auch vergeben; wenn jetzt wieder jemand aus dem ‹System-Blatter› gewählt wird, wird es nichts nutzen.» Kommt hinzu, dass die 209 Landes- sowie die Kontinentalverbände mit ihren Delegierten auch die Probleme aus ihrer Heimat mit in die Gremien des Weltverbandes bringen. Angesichts der grossen Korruption in einer überwältigenden Mehrheit der Mitgliedsländer eine alles andere als günstige Ausgangslage für nachhaltige Reformen.

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