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SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler: «Ausrufen des Notstands ist eine Art Warnruf»
Aus SRF 4 News aktuell vom 18.07.2019.
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Ebola in Kongo-Kinshasa WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

  • Seit einem Jahr grassiert im Osten von Kongo-Kinshasa das Ebola-Virus.
  • Über 2500 Menschen haben sich bisher infiziert, mehr als 1600 starben. Die Hälfte der Fälle wurden in den letzten drei Monaten registriert.
  • Es besteht die Gefahr, dass die hochansteckende Krankheit auf die Nachbarländer übergreift. Es gab bereits Ebola-Fälle in Uganda.
  • Am Mittwochabend hat die Weltgesundheitsorganisation WHO entschieden, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen.

Die Ebola-Epidemie in Kongo-Kinshasa ist nicht unter Kontrolle. Seit der erneute Ausbruch der Infektionskrankheit vor einem Jahr zur Epidemie erklärt wurde, hat sich das Virus massiv ausgebreitet. Am Wochenende gab es nun einen ersten Fall in der Millionenstadt Goma. Sie liegt an der Grenze zu Ruanda, was die Gefahr erhöht, dass sich die Epidemie ins Nachbarland ausweiten könnte. Aus Uganda wurden bereits im Juni Fälle gemeldet.

Notstand erst im vierten Anlauf ausgerufen

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Gesundheitsexperten hatten von der WHO wiederholt gefordert, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Die Welt brauche diesen Weckruf, fanden sie. Denn die Bekämpfung der Epidemie ist für die Einsatzkräfte wegen der Gewalt, die in Ostkongo herrscht, sehr schwierig. Mehrfach wurden Ebola-Kliniken angegriffen, sieben Helfer wurden dabei getötet.

Einsätze müssen deshalb immer wieder unterbrochen werden. In der Folge schnellen die Krankheitsfälle wieder gefährlich in die Höhe. Trotzdem hat die internationale Gemeinschaft bisher zu wenig Geld für die Bekämpfung der Krankheit gesprochen. Man hofft nun, dass die Ausrufung des Notstands das ändert. Schätzungen gehen davon aus, dass über 200 Mio. Franken benötigt werden.

Die WHO hatte bisher dennoch gezögert und den Gesundheitsnotstand dreimal nicht ausgerufen, weil sie schwere negative Konsequenzen fürchtete. Denn Nachbarländer könnten aus Angst ihre Grenzen schliessen, Flüge nach Kongo stoppen und den Handel erschweren. Das würde die Wirtschaft in der Region und damit die Gesundheitsversorgung schwächen. 2014 bis 2016, beim Ebola-Ausbruch in Westafrika, war genau das passiert. (haet)

Konflikt behindert Eindämmung des Virus

Dass sich die Epidemie so schwer eindämmen lasse, hätten sie und die Gesundheitsspezialisten nicht gedacht, so die Ebola-Expertin Gwendolen Eamer vom Internationalen Roten Kreuz: «Wir hatten vor einem Jahr nicht erwartet, wegen derselben Epidemie heute noch hier zu sein.» Denn aus medizinischer Sicht sei von Anfang an klar gewesen, was zu tun sei. «Aber wir haben den Kontext des Konflikts anfänglich wohl zu wenig verstanden.»

Wir hatten vor einem Jahr nicht erwartet, heute noch hier zu sein, denn es war aus medizinischer Sicht klar, was zu tun sein wird.
Autor: Gwendolen Eamer IKRK

Es ist nicht das erste Mal, dass Kongo-Kinshasa von einer Ebola-Epidemie heimgesucht wird. Doch zum ersten Mal liegt das Epizentrum der Epidemie in einem Kriegsgebiet. Der Osten des Landes wird seit zwei Jahrzehnten von Konflikten durchgeschüttelt. Das beeinträchtigt den Kampf gegen Ebola.

Misstrauen gegenüber Gesundheitspersonal

Die Kriegshandlungen behindern den Zugang zur Bevölkerung, Gesundheitspersonal wurde attackiert. Und die jahrelangen Konflikte kreierten ein tiefes Grundmisstrauen in der Bevölkerung, was die medizinische Arbeit erschwert. Das Ausrufen des Gesundheitsnotstandes durch die WHO bedeutet nun in erster Linie, dass noch verstärkter Massnahmen ergriffen werden, um die Krankheit einzudämmen. So kann schneller Geld bereitgestellt werden.

Karte von Afrika mit Kongo-Kinshasa
Legende: Über 80 Millionen Menschen leben in Kongo-Kinshasa, dem ehemaligen Zaire in Zentralafrika. SRF

Dennoch sei die Epidemie keine globale Bedrohung, so die WHO, sondern immer noch eine regionale. Und selbst in der betroffenen Region sei es nicht nötig, die Grenzen zu schliessen. Denn Grenzschliessungen könnten den Kampf gegen das Virus sogar erschweren, weil Erkrankte dann oft auf Umwegen und somit unerkannt in die Nachbarländer gelangen.

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