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International «Ebola-Krise ist ausser Kontrolle»

Mehr als 700 Menschen sind in Westafrika bereits an Ebola gestorben. Die Epidemie erstreckt sich schon auf drei Länder. Ein Team des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe befindet sich in Liberia. Olivier Hagon, der medizinische Leiter, redet von einer Krise, die ausser Kontrolle geraten ist.

Was unternimmt das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe in Liberia im Kampf gegen die Epidemie?

Wir unterstützen die liberianische Regierung und das Gesundheitsministerium und in der Vergangenheit haben wir das Spital von Voinjama wieder aufgebaut, welches sich rund 50 Kilometer vom Ort befindet, von dem die Epidemie ausging.

Dr. Olivier Hagon SKH

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Olivier Hagon ist Leiter der Fachgruppe Medizin des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) und reiste nach dem Ausbruch der Ebola-Epidemie Ende Mai nach Liberia. Zurück in der Schweiz steht er in engem Kontakt mit den SKH-Mitarbeitern vor Ort.

Desweiteren unterstützen wir unseren Partner «Ärzte ohne Grenzen» Schweiz (MSF) vor Ort, welche sich um die Ebola-Patienten kümmert. Zudem gibt es verschiedene kleinere Aktionen, wie zum Beispiel die Finanzierung eines Radiosenders, welcher die Bevölkerung für die Ebola-Epidemie sensibilisiert. Die Leute zu informieren ist jetzt eine äusserst wichtige Massnahme. Auch die Organisation «Samaritan's purse», welche sich um die Beerdigung der Ebola-Opfer kümmert, wird unterstützt.

Nun werden wir auch Schutzbekleidung ins Land schicken – Handschuhe, Masken, Seife – um Übertragungen der Krankheit zu verringern.

Wie reagiert die liberianische Bevölkerung auf den Ausbruch der Epidemie?

Es herrscht eine gestresste Stimmung und teilweise kommt Panik auf. Die potentiell tödliche Krankheit hat die Bevölkerung in Schrecken versetzt. Es handelt sich bei der Ebola-Epidemie um eine grosse Krise, die momentan ausser Kontrolle ist. MSF hat die internationalen Organisationen um Hilfe gebeten, weil sie die Situation alleine nicht meistern können.

Ärzte vor Ort berichten, dass auch geheilte Personen stigmatisiert sind. Können Sie das bestätigen?

Konkret kann ich das nicht bezeugen. Aber es ist klar, dass diese Leute den Tod symbolisieren. Dass sie ausgegrenzt werden, ist in solchen Fällen üblich. Sicher ist, dass viele Gerüchte zirkulieren – beispielsweise, dass die Krankheit von den Weissen übertragen wird oder dass es sich um Experimente handelt. Und wenn sich Leute in Todesgefahr befinden, nehmen auch gewaltsame Übergriffe zu.

Viele Personen meiden das Spital, weil sie glauben, dort angesteckt zu werden. Eine riesige Herausforderung ist das sogenannte «patient tracing», das heisst, die Personen ausfindig zu machen, mit denen eine erkrankte Person in Kontakt stand, um zu prüfen, ob auch diese erkrankt sind.

Im Kampf gegen die Epidemie hat Liberia den Notstand ausgerufen und die Grenzen geschlossen, ebenso wie die Schulen und viele Märkte. Sind das probate Mittel, um die Krankheit einzudämmen?

Die Schliessung der Grenze war eine notwendige Massnahme. Doch Grenzen sind durchlässig. Es ist auch ein politisches Signal, das zeigen soll, dass man die Krise ernst nimmt. Auch die Schliessung von Schulen und Märkten hilft in der Situation.

Wie wird sich die Situation in Liberia entwickeln?

Die jetzige Epidemie betrifft drei Länder, was eine Premiere beim Ebola-Virus darstellt. Kurzfristig erwarten wir keine Verbesserung der Situation. Momentan handelt es sich zwar nur um eine kleine Zahl von Patienten. Aber das Gefahrenpotential für die öffentliche Gesundheit ist beträchtlich. Wenn die verschiedenen Organisationen nun nicht angemessene Mittel zur Verfügung stellen, wird sich die Situation noch verschlimmern.

Es ist wichtig festzuhalten, dass es sich um eine schwere Krise handelt. Für die Bevölkerung im Westen scheint dies alles weit weg zu sein. Aber die Epidemie hat das Potenzial einer regionalen Ausdehnung zumindest in Afrika. Und was danach geschieht, kann niemand voraussagen.

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