Dass seine Regierung verlieren wird, wusste der sozialdemokratische Regierungschef Zoran Milanovic bereits bei der Stimmabgabe. Das Wahlresultat bestätigt die Prognosen nun: An der Volksabstimmung vom Sonntag stimmten knapp 66 Prozent der kroatischen Bevölkerung dafür, das christliche Ehemodell in der Verfassung festzuschreiben, gut 33 Prozent waren dagegen.
Minderheit wird diskriminiert
«Dies ist eine traurige und sinnlose Volksinitiative. Und ich hoffe, dass wir nie mehr über ein solche oder ähnliche Vorlage werden abstimmen müssen», sagte Milanovic. Diese Volksinitiative diskriminiere eine Minderheit, argumentiert die Mitte-Links-Regierung des jüngsten EU-Mitgliedes Kroatien.
Jubelstimmung herrschte jedoch im national-konservativen Lager und bei der katholischen Kirche, die das siegreiche Initiativ-Komitee «Im Namen der Familie» kräftig unterstützt hat. Die Kirchengänger wurden offen dazu aufgerufen, die Gleichstellung von homosexuellen Paaren zu verhindern, um die christliche Familie zu retten.
Grosser Graben in der Bevölkerung
Der emotionale Abstimmungskampf hat den Graben zwischen der konservativen und liberalen Bevölkerung tief aufgerissen. Wie wenig versöhnlich sich die Lager gegenüber stehen, zeigt das Verhalten des siegreichen Initiativ-Komitees: Während der Abstimmung entzog es wichtigen Medien des Landes die Akkreditierung, auch dem kroatischen Staatsfernsehen. Angeblich, weil diese nicht ausgewogen über die Abstimmungsvorlage informiert hätten. Worauf sich alle Medien solidarisierten und die Jubelfeier des Komitees boykottierten.
Die unterlegene Regierung überlegt sich nun, wie sie Minderheiten künftig vor diskriminierenden Volksinitiativen schützen soll. Denn bereits ist eine weitere Initiative in Vorbereitung, die sich gegen die serbische Minderheit richtet.