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Juan Carlos tritt ab
Aus Tagesschau vom 02.06.2014.
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International Erstrahlt die Monarchie unter Felipe in neuem Glanz?

Die spanische Krone wechselt vom Vater zum Sohn. Neuer König wird Kronprinz Felipe. Er muss das Prestige der spanischen Monarchie wieder stärken. Keine leichte Aufgabe.

Proteste gegen Monarchie

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Tausende Menschen haben in Spanien gegen die Monarchie demonstriert. "Morgen wird Spanien eine Republik", riefen die Menschen. Aus Sorge vor Ausschreitungen riegelte die Polizei den Zugang zum Königspalast ab. Vor allem linke und grüne Parteien hatten zu spontanen Protesten gegen die Monarchie aufgerufen. Auch in anderen Städten wurde demonstriert.

Überraschende Botschaft für Spanien: König Juan Carlos dankt nach beinahe 40 Jahren auf dem Thron ab. Dies teilte Ministerpräsident Mariano Rajoy mit. Auch wenn Alter und Gesundheit als Hauptgründe für die Abdankung gehandelt werden, heisst es auch, der König habe dem Volk keine Impulse mehr geben können.

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Adios, Juan Carlos. Der spanische König dankt ab
aus Echo der Zeit vom 02.06.2014. Bild: Keystone
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Ausserdem hat er in letzter Zeit kein Fettnäpfchen ausgelassen. Seine Tochter und vor allem deren Ehemann hatten wegen eines Finanzskandals Ärger mit der Justiz. Das spanische Königshaus hat in der Bevölkerung damit viel an Kredit verspielt.

Doch bisher habe Juan Carlos stets am Thron festgehalten, erklärt Hans-Günter Kellner. Er ist freier Journalist in Madrid. «Dies weil er davon überzeugt war, dass er diesen Vertrauens- und Imageverlust, unter dem er selbst auch gelitten hat, wieder korrigieren könnte.»

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Einschätzungen von SRF-Korrespondent Erwin Schmid
Aus Tagesschau vom 02.06.2014.
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Was genau ihn gerade jetzt zum Rückzug bewegt hat, weiss auch Kellner nicht. Aber er vermutet: «Er hat einfach eingesehen, dass er dafür inzwischen zu alt ist.» Zudem sei er aufgrund seiner umstrittenen Situation nicht mehr in der Lage, dem Land das zu geben, was es jetzt brauche. «Die Krone ist nicht mehr der Kitt, der die spanische Gesellschaft zusammenhalten kann», bilanziert der Korrespondent.

Wichtige politische Rolle des Königs

Juan Carlos hat für Spanien eine wichtige Rolle gespielt. Er kam 1975, nach dem Tod Francos, auf den Thron. Franco selbst hatte ihn zu seinem Nachfolger ernannt. «Juan Carlos hat dann aber alles ganz anders gemacht, als es Franco wohl vorgesehen hatte», sagt Kellner. Er hatte Adolfo Suárez zum Ministerpräsidenten ernannt, der zum Kapitän der Demokratisierung Spaniens wurde. «Es wurden Parteien zugelassen, auch die kommunistische Partei, gegen den Willen der USA.»

Wegweisend für die Zukunft des Landes war auch das Jahr 1981: Der Staatsstreich von Oberstleutnant Antonio Tejero, der das Parlament stürmte und wild um sich schoss. Juan Carlos war derjenige, der das Militär aufrief, zur Verfassung zu stehen und sich gegen den Staatsstreich zu stellen. Das Militär ist damals dem König gefolgt. «Das ist vielleicht sein allergrösstes Verdienst, welches die Spanier heute noch in Erinnerung haben.»

Felipe muss neues Gesetz abwarten

Der 46-jährige Kronprinz Felipe wird nun das Zepter übernehmen. Wie das genau ablaufen wird, weiss man noch nicht, so Kellner. «Da rätseln im Augenblick die Verfassungsexperten in den spanischen Medien. Denn die spanische Verfassung sieht nicht vor, dass der König abdankt. Es muss dafür ein Gesetz erlassen werden.»

Die spanische Verfassung sieht nicht vor, dass der König abdankt.
Autor: Hans-Günter Kellner freier Journalist, Madrid
Vater und Sohn: Kronprinz Felipe, links, und sein Vater König Juan Carlos, sind einander zugewandt.
Legende: Die nächste Generation soll das Königshaus aufpolieren: Felipe übernimmt die Krone von seinem Vater. Keystone

Der Journalist geht davon aus, dass die Parteien über diesen Schritt schon vorher informiert worden sind und dass es relativ schnell gehen könnte. Doch: «Fünf oder sechs Tage dauert es bestimmt, bis das Gesetz da ist.» Kellner rechnet zudem damit, dass dieses neue Gesetz die Nachfolge so regelt, dass auch Frauen auf den Thron folgen können. Denn im Augenblick ist das in Spanien nicht vorgesehen.

Knapp jeder Zweite ist für die Krone

Ob Felipe Ruhe ins Königshaus bringen kann, ist nun die Frage, die sich viele stellen. «Das ist eine grosse Aufgabe und wird sehr schwierig», schätzt Kellner. Denn die Monarchie als Staatsform ist in Spanien inzwischen stark umstritten.

«Immerhin ist noch etwa knapp die Hälfte der Spanier für die Monarchie, aber das ist keine überwältigende Mehrheit», gibt er zu bedenken. Es wird also eine grosse Herausforderung sein für Felipe, das Prestige der Krone wieder zu stärken und wieder der Kitt zu sein, der die spanische Gesellschaft zusammenhält.

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